Arzneimittel und Therapie

Omalizumab schwächt saisonale Asthmaattacken ab

Eine Asthmaerkrankung verläuft bei Kindern häufig chronisch. Verbunden ist sie oft mit saisonalen Erkrankungsgipfeln in Frühjahr und Herbst. Die meisten Asthmatiker zeigen erhöhte Werte für den Antikörper Immunglobulin E (IgE), der Bestandteil der Immunabwehr ist. Eine US-amerikanische Studie zu einer Anti-IgE-Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Omalizumab (Xolair®), der auch in Deutschland zur verbesserten Asthmakontrolle zugelassen ist, zeigte positive Ergebnisse. Dabei konnten vor allem saisonale Asthmaattacken weitgehend unterbunden werden.

Asthma ist die häufigste chronische Erkrankung von Kindern. Etwa 10% aller Kinder in Deutschland leiden an der Erkrankung, wobei 30% der Erkrankten Symptome bereits bis zum ersten Lebensjahr entwickeln, 70% bis zum fünften Lebensjahr. Je später die Symptome erstmals auftauchen, desto wahrscheinlicher ist die Beteiligung einer allergischen Komponente. So ist auch die zunehmende Zahl der an Asthma Erkrankten mit einer zunehmenden Zahl allergischer Erkrankungen zu erklären. Saisonale Asthmaanfälle treten besonders im Frühjahr und Herbst auf. Allergische Auslöser von Asthma können beispielsweise Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare oder Mehlstaub sein. Bei den meisten Asthmatikern werden erhöhte Werte für Immunglobulin E (IgE) nachgewiesen. Der Antikörper dient primär der Immunabwehr, ist jedoch auch an allergischen Reaktionen beteiligt.

Anti-IgE-Therapie bei saisonaler Erkrankung

Ausgangspunkt der jetzt durchgeführten Studie waren Ergebnisse einer Untersuchung, die das Inner City Asthma Consortium vorab durchgeführt hatte. Eine hohe Zahl von Asthmaerkrankungen war besonders in Innenstädten gefunden worden, wobei offensichtlich der soziale Hintergrund der Erkrankten eine entscheidende Rolle spielte. Die schwer an Asthma erkrankten 476 Kinder, die in die Studie einbezogen worden waren, lebten häufig in Haushalten unter der Armutsschwelle und gehörten fast ausschließlich ethnischen Minderheiten an. Sensibilisierungen konnten gegen das Küchenschaben-Antigen Bla g, gefolgt von den Allergenen der Hausstaubmilbe (Der p1 oder Der f1) und Katzenallergenen (Fel d1) nachgewiesen werden. Diese umweltbedingten Allergene sind sicher auch bei der Bewertung von Studienergebnissen mit zu berücksichtigen. Die meisten erkrankten Kinder litten auch nach einer konventionellen Asthma-Therapie weiterhin an Asthmaanfällen.

In der ICATA (Inner-City Anti-IgE Therapy for Asthma)-Studie sollte die Wirksamkeit einer Therapie unter Omalizumab bestimmt werden. Der therapeutische monoklonale Antikörper kann die Wirkung der konventionellen Asthmatherapie verstärken und ist in Deutschland seit 2005 zur verbesserten Asthmakontrolle zugelassen (Xolair®). Die eine Hälfte der Kinder und Heranwachsenden zwischen sechs und 20 Jahren erhielt alle zwei oder vier Wochen den monoklonalen Antikörper, die andere Hälfte eine Placebo-Injektion. Omalizumab bindet die IgE-Antikörper. Dadurch wird eine Degranulation der Mastzellen verhindert. Der Schutz ist zwar nicht umfassend, doch zeigten sich auch in dieser Studie eindeutige Hinweise auf die Wirksamkeit. Die Anzahl der Krankheitstage unter Omalizumab-Therapie war mit 1,5 fast 25% geringer als mit Placebo (etwa 2,0). Der Anteil der Erkrankten, die eine Verschlechterung des Krankheitsbildes zeigten, ging von etwa 49% auf 30% zurück und auch notwendige Hospitalisierungen waren rückläufig (6,3% auf 1,5%).

Eine Wirkung war besonders während der saisonalen Erkrankungsgipfel im Frühjahr und im Herbst, die vor allem auf Erkältungen und virale Infektionen zurückzuführen sind, nachzuweisen. Als Ursache dafür vermuten die Autoren einen direkten Eingriff von Omalizumab in die Interaktion von Viren, Allergenen und IgE.


Quelle

W.W. Busse, W.W.; et al.: Randomized trial of omalizumab (Anti-IgE) for asthma in inner-city children. New Engl. J. Med. 2011; 364(11): 1005 – 1015.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 12, S. 43

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