Aus Kammern und Verbänden

Die zwei Kandidaten stellen sich vor

Alle vier Jahre wird ein neuer Präsident der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) gewählt. Die DPhG-Mitglieder haben in diesen Tagen die Wahlunterlagen erhalten. Für die Amtsperiode 2012 bis 2015 stellen sich zwei Kandidaten zur Wahl, die sich hier in alphabetischer Reihenfolge vorstellen.
Foto: privat
Professor Dr. Reinhard Neubert

Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard Neubert, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Geboren in Bärenstein/Erzgebirge, habe ich nach dem Abitur an der Erweiterten Oberschule in Annaberg und nach dem Wehrdienst von 1970 bis 1974 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) Pharmazie studiert. Das Studium schloss ich mit dem akademischen Grad Diplompharmazeut ab. Meine Diplomarbeit fertigte ich in der Pharmazeutischen Biologie bei Prof. Luckner an. Die Approbation als Apotheker erhielt ich im Jahre 1975.

Unter Leitung von Prof. Fürst habe ich von 1974 bis 1978 promoviert. In meiner Dissertation beschäftigte ich mich mit der Entwicklung von Modellsystemen in der Biopharmazie, insbesondere mit der Modellierung der Arzneistoffresorption. Von 1979 bis 1983 qualifizierte ich mich zum Fachapotheker für Arzneimittelkontrolle.

In meiner Habilitation, die ich 1987 abschloss, befasste ich mich mit der Bedeutung der Ionenpaarbildung in der Biopharmazie.

Im Jahr 1992 erhielt ich einen Ruf auf die Professur für Biopharmazie/Arzneiformenlehre am Fachbereich Pharmazie der MLU. Von 1992 bis 1999 war ich Dekan des Fachbereiches Pharmazie, von 1997 bis 1999 zusätzlich Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlich- Technischen Fakultät und von 2000 bis 2006 Prorektor für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und internationale Beziehungen der MLU. Von 2006 bis 2010 war ich Direktor des Institutes für Pharmazie. Seit September 2010 bin ich Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät 1 (Biowissenschaften) der MLU, zu der das Institut für Pharmazie gehört.

Von 1994 bis 2000 leitete ich ein Teilprojekt im Sonderforschungsbereich 197 "Bio- und Modellmembranen", und von 1995 bis 2004 war ich Sprecher der Graduiertenkollegs 134 der DFG "Transport von Wirkstoffen in biologischen Systemen".

2004 erhielt ich ein Ehrendoktorat der Medizinischen Universität Poznan.

Die Resultate meiner wissenschaftlichen Arbeiten sind in über 350 Publikationen in internationalen Fachzeitschriften, 28 Patenten, über 450 Abstracts auf wissenschaftlichen Tagungen und 5 Büchern veröffentlicht.

Im Jahre 1988 erhielt ich den Forschungspreis der MLU, 1989 die Humboldt-Medaille, 1998 den Pharma-Technik-Preis (2. Platz) und 1999 den Pharma-Technik-Preis (1. Platz).

Meine Hauptarbeitsgebiete sind:

  • Untersuchung der Struktur der Stratum corneum Lipide unter Anwendung der Neutronen- und Röntgendiffraktion sowie spektroskopischer und kalorimetrischer Verfahren,

  • Entwicklung kolloidaler Arzneiformen (Mikroemulsionen, Mischmizellen) und Modulation der Wirkstoffpenetration in die menschliche Haut unter Anwendung dieser Arzneiformen und nichtinvasiver Analysetechniken (ATR und FT-IR-PAS),

  • Anwendung der Affinitäts-Kapillarelektrophorese (ACE) in der Pharmazeutischen Technologie und Biopharmazie und

  • Untersuchung der Struktur des Elastins auf morphologischer und molekularer Ebene in kranken und gesunden Geweben.

Seit 1994 bin ich Vorsitzender der Gruppe Halle der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft und arbeite in der Fachgruppe Pharmazeutische Technologie mit.

Ich kandidiere für das Amt des Präsidenten der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, um:

  • Das Angebot hinsichtlich der Fortbildung der Offizin-Apotheker zu verbessern. Dies soll über eine stärkere Regionalisierung und Fortbildung in kleineren Gruppen realisiert werden.

  • Den wissenschaftlichen Nachwuchs weitaus stärker in die Arbeit der DPhG durch Stipendien, Reisezuschüsse, Forschungsbeihilfen einzubeziehen. Dies soll durch verbessertes Marketing und Einwerbung von Sponsorengeldern erreicht werden.

  • Den Curricular-Normwert für das Fach Pharmazie zu erhöhen. Dadurch kann die Ausbildung der Pharmazeuten an den Universitäten qualitativ nachhaltig verbessert werden. Ich weiß, dass dies eine schwierige Aufgabe ist, die die Bündelung aller Kräfte erfordert.

  • Die Modularisierung des Pharmaziestudiums in Deutschland voranzubringen, um es im europäischen Umfeld kompatibel zu machen.

  • Die Etablierung einer europäischen wissenschaftlichen Internetzeitschrift zu organisieren, die von den pharmazeutischen Gesellschaften getragen wird, um dem steigenden Preisdruck der Verlage wirksam zu begegnen.

  • Die erfolgreichen Projekte des derzeitigen Vorstandes fortzusetzen (Ausbau der Beziehungen zu den anderen nationalen und internationalen pharmazeutischen Gesellschaften, Tätigkeit der PharmuZ etc.).


Prof. Dr. rer. nat. habil. Dr. h.c. Reinhard Neubert

Foto: privat
Professor Dr. Dieter Steinhilber

Prof. Dr. Dieter Steinhilber, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

die Wahlordnung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft sieht vor, dass sich die Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl zum Präsidenten ihren Wählern vorstellen. Dieser Verpflichtung komme ich auf diesem Wege gerne nach.

Zur Person: Ich habe in Tübingen Pharmazie studiert und anschließend unter der Leitung von Prof. Roth am Pharmazeutischen Institut in Tübingen promoviert. Von 1989 bis 1991 ermöglichte mir ein DFG-Stipendium einen Postdoc-Aufenthalt am Karolinska Institut in der Arbeitsgruppe von Nobelpreisträger Bengt Samuelsson. Nach der Habilitation für das Fach Pharmazeutische Chemie an der Uni Tübingen (1994) erhielt ich einen Ruf auf eine Professor für Pharmazeutische Chemie (C3) an der Goethe Universität Frankfurt. Seit 1995 bin ich als Professor (zunächst C3, seit 2000 C4) an der Goethe Universität Frankfurt tätig. Von 1999 bis 2000 war ich Dekan des Fachbereichs Biochemie, Pharmazie und Lebensmittelchemie und von 1999 bis 2008 Direktor des Instituts für Pharmazeutische Chemie. Seit Dezember 2008 bin ich Dekan des Fachbereichs Biochemie, Chemie und Pharmazie. Von 2002 bis 2010 war ich Sprecher des von der DFG geförderten Europäischen Graduiertenkollegs "Roles of Eicosanoids in Biology and Medicine", seit Juni 2010 bin ich Sprecher des von der Else Kröner Fresenius-Stiftung finanzierten internationalen Graduiertenkollegs "Eicosanoid and Sphingolipid Signalling Pathways in Inflammation, Cancer and Vascular Diseases" und seit 2007 Sprecher der Frankfurter Graduiertenschule FIRST. Seit 2002 bin ich Mitglied im Wehrmedizinischen Beirat der Bundesrepublik Deutschland und seit 2004 Fachkollegiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Ferner engagiere ich mich in der Fortbildung von Apothekern und bin Vorsitzender der Akademie für Pharmazeutische Fortbildung der LAK Hessen.

Meine wissenschaftlichen Aktivitäten liegen im Bereich der Entzündungsforschung mit einem besonderen Fokus auf dem Arachidonsäurestoffwechsel. Meine Arbeitsgruppe befasst sich einerseits mit pathobiochemischen und zellbiologischen Aspekten der Arachidonsäurekaskade. Andererseits beschäftigen wir uns in enger Kooperation mit verschiedenen Arbeitsgruppen mit der Wirkstoffentwicklung auf dem Eicosanoidsektor.

Die Schwerpunkte meiner beruflichen Aktivitäten liegen zum einen im Bereich der Forschung. Ein Anliegen von mir war und ist, pharmazeutische Inhalte in lokale und internationale Forschungsverbünde einzubringen und pharmazeutische Fragestellungen mit wissenschaftlichen Fragestellungen aus anderen Grundlagenfächern (Biochemie, Zellbiologie) zu verknüpfen. Anderseits habe ich mich durch Lehrbücher und zahlreiche Vorträge in der pharmazeutischen Aus- und Fortbildung engagiert. Ich halte es für eine wichtige Aufgabe eines pharmazeutischen Hochschullehrers, neue Entwicklungen im Pharmasektor thematisch aufzugreifen und im Rahmen von Fort- bzw. Weiterbildungsveranstaltungen praxisorientiert vorzustellen.

Warum bewerbe ich mich für die DPhG-Präsidentschaft?

Die DPhG hat sich in den letzten Jahren einem deutlichen Wandel unterzogen. Durch die intensive Mitgliederwerbung, die konzeptionelle Neuausrichtung der Pharmazie in unserer Zeit und durch attraktive Angebote für OffizinapothekerInnen und Studierende der Pharmazie ist die Anzahl der Mitglieder der DPhG stark angestiegen. Dadurch hat sich das Profil der DPhG geändert. Die DPhG ist einerseits die einzige wissenschaftliche Fachgesellschaft, in der alle pharmazeutischen Disziplinen vereinigt sind. Andrerseits ist ein Großteil der Mitglieder in öffentlichen Apotheken tätig, die praxisnahe Angebote erwarten. Daraus ergibt sich eine ganz wesentliche Herausforderung, nämlich den Spagat zu schaffen, dass die DPhG sowohl die Belange der wissenschaftlichen Pharmazie im Hochschulbereich als auch die pharmazeutische Praxis vertritt.

Was sind die Herausforderungen der nächsten Jahre?

  • Im Dialog mit den verschiedenen Pharmaziestandorten ist ein Anliegen die wissenschaftliche Vernetzung der Pharmazie mit anderen Disziplinen und die Stärkung der Pharmazie in den Hochschulen.

  • Zukunftskonzept Pharmazie 2020. Einrichtung eines Diskussionsforums über die zukünftige strategische und thematische Ausrichtung der Pharmazie in der Wissenschaftslandschaft unter Berücksichtigung der Profile der einzelnen Pharmaziestandorte.

  • Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, z. B. durch gezielte Informationsveranstaltungen zur Forschungsförderung und Karrieremöglichkeiten im Rahmen der Doktorandentagung. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist ein wichtiges Element der Zukunftssicherung für die Pharmazie.

  • Ausbau der Fortbildungsveranstaltungen für Apotheker in Kooperation mit den Landesapothekerkammern.

  • Stärkung der Kooperation mit internationalen pharmazeutischen Gesellschaften.

  • Statements zu Arzneimittelfragen. Ein besonderes Anliegen von mir ist, der Politik und der Öffentlichkeit klarzumachen, dass für die Auswahl der Wirkstoffe für eine bestimmte Therapie nicht nur kommerzielle, sondern auch pharmazeutische Kriterien von Belang sind.

Mit der herzlichen Bitte um Unterstützung für die Wahl zum Präsidenten der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft verbleibe ich.


Ihr Dieter Steinhilber



DAZ 2011, Nr. 12, S. 100

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.