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"AMNOG: Neuordnung des Arzneimittelmarktes als Alptraum für die Apotheke?"

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Seit Jahren drängt die finanzielle Situation der Krankenkassen nach Reformen. Immer wieder stehen dabei die Ausgaben für Arzneimittel im Mittelpunkt, so auch im jüngsten Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG). Pharmaindustrie, Großhandel und Apotheken werden herangezogen. Allein bei den Apotheken soll ein jährliches Einsparvolumen von etwa 200 Mio. Euro erreicht werden. Das geschieht primär durch die Erhöhung des GKV-Abschlags von 1,75 auf 2,05 Euro. Netto bedeutet das je Rx-GKV-Packung einen Umsatz- und zugleich Rohertragsrückgang in Höhe von 0,25 Euro. Weitere Auswirkungen entstehen durch die veränderte Preisbildung auf der Großhandelsstufe. Ein niedriger TaxEK führt über den sog. Taxbasiseffekt zu einem geringeren TaxVK. Für die Apotheke ergibt sich hieraus eine weitere Reduzierung des Umsatzes sowie des Rohertrags aus dem 3-prozentigen Aufschlag. Das betrifft neben dem GKV- auch den PKV-Bereich. Sowohl die Erhöhung des GKV-Abschlags als auch die Veränderungen in der Preisbildung sind für die Apotheke kalkulierbar. Hinzu kommt aber das Risiko, dass die Lieferanten die Kürzung ihrer Marge durch Reduzierung der Einkaufskonditionen auf die Apotheken abwälzen werden.

"AMNOG: Neuordnung des Arzneimittelmarktes als Alptraum für die Apotheke?" – Seminar

mit Dipl.-Kfm. Axel Witte, Steuerberater und Dipl.-Bw. Doris Zur Mühlen, Wirtschaftsprüferin/Steuerberaterin, RST Steuerberatungsgesellschaft mbH, Essen/Dresden/Dessau/Zwickau, auf der Interpharm Hamburg am 26. März 2011, 12 Uhr, im Rahmen der Wirtschafts-Interpharm (siehe auch das Interpharm-Programm auf www.interpharm.de).

Insgesamt stellt sich die Belastung einer "durchschnittlichen" Apotheke (Erlöse rd. T€ 1.500; Anteil GKV-Erlöse rd. 80%; Rezept-Durchschnittswert brutto rd. € 72; PKV-Anteil ca. 6%) durch das AMNOG im Vergleich zum Jahr 2010 wie folgt dar:

Die Betroffenheit der einzelnen Apotheke kann hiervon beträchtlich abweichen. Entscheidend sind die Umsatz- und Preisstruktur der Apotheke, die von ihr im Jahr 2010 im Rx-Bereich effektiv erreichten Einkaufskonditionen sowie das Ergebnis der Verhandlung der Einkaufskonditionen für das Jahr 2011 und folgend.

Wichtig für den Apothekeninhaber ist es, die Auswirkungen des AMNOG für seine Apotheke im best- und worst-case-Fall zu kennen, um vorausschauend gegensteuern zu können. Handlungsspielraum und Chancen, um erfolgreich aus der Krise zu kommen sind aktiv zu nutzen. Kostensenkung allein kann die Auswirkung des AMNOG nicht kompensieren. Fundiertes strategisches Handeln ist notwendig. Chancen sind vorhanden, z. B. durch Umsatzentwicklungsstrategien, auf die u. a. im Seminar auf der Interpharm Hamburg eingegangen wird.


2010
2011
2012
GKV-Abschlag
1,75 €
2,05 €
2,05 €
RE-Verlust durch Erhöhung des GKV-Abschlags
EK-Kondit. worst case (Annahme: Kondit. 2010 4,5%;
vollständige Abwälzung der Veränderung auf GH-Stufe)
rd. -7 T€
- 0,85 %
rd. -7 T€
- 1,35 %
RE-Verlust durch Reduzierung Einkaufskondition
rd. -9 T€
rd. -14 T€
RE-Verlust durch Taxbasiseffekt
rd. -0,3 T€
rd. -0,3 T€
Rohertragsverlust gesamt
rd. -16 T€
rd. -21 T€


DAZ 2011, Nr. 1, S. 24

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