Wirtschaft

DAX: EZB als letzte Hoffnung

EU-Gipfel bringt keinen Erfolg – Letzte Ausfahrt: EZB

(hps). Intel gibt eine Gewinnwarnung für das vierte Quartal aus, der Iran will angeblich Manöver in der Straße von Hormus abhalten und die erzielten Ergebnisse des EU-Gipfels werden von Ratingagenturen zerpflückt. Alles zusammengenommen schwer verdauliche Kost für den DAX. Nun machen die Amerikaner klar, dass sie den Europäern nicht helfen werden. Wie viel Druck braucht die Politik in Europa noch?

Die Marktlage

Zunächst erschien es einigen Beobachtern ungerecht, dass die Akteure am Parkett den Euro-Gipfel recht schnell als Fehlschlag eingestuft hatten. Der Umbau der Euro-Zone zu einer Fiskalunion war den Investoren zu wenig. Doch spätestens seit die Regierung in Rom für ihre Staatsanleihen letzte Woche wieder Rekordzinsen zahlen musste, ist nun allen klar: Der Gipfel war tatsächlich ein Fehlschlag.

Für die Regierungen in Europa wird es jetzt eng. Die Amerikaner wollen die Kreditvergabe via dem Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht unterstützen, so dass Europa endgültig auf sich allein gestellt ist. Auch Moodys und Fitch können dem Ergebnis des Gipfeltreffens kaum etwas abgewinnen. Die negative Einschätzung der Ratingagenturen scheinen nun den Auftakt zur Herabstufung der Kreditwürdigkeit aller EU-Staaten zu bilden. Und so rückt genau das in den Vordergrund, auf was die Kulisse von Anfang an spekuliert hatte: Ein un limitiertes Anleihenkaufprogramm durch die EZB. Die Notenbank als Retter in letzter Minute. Noch will man davon in Frankfurt nichts wissen. Aber gerade der zunehmende Druck macht einen solchen Schritt immer wahrscheinlicher. Und sollte sich die EZB dazu tatsächlich aufraffen, dürfte es an den Börsen ein Feuerwerk geben. Bis dahin jedoch gehen die Investoren Aktien aus dem Weg und suchen ihr Heil in deutschen und amerikanischen Staatsanleihen. Allerdings ist auch dort der Boden bereits heiß, weil die gehandelten Mini-Renditen inzwischen eher an Geldvernichtung grenzen. Deshalb wartet man auf den Startschuss für den Aktienmarkt. Und der scheint nicht mehr fern zu sein, denn nach dem politischen Offenbarungseid dürfte die EZB keine andere Wahl mehr haben.

Bulle & Bär – Was bringt die neue Börsenwoche?

Ein Durchstarten der Aktien sei nicht zu erwarten – der Risikoappetit der Anleger sei zu gering. Analysten haben ihre Hoffnungen auf die traditionelle Weihnachtsrallye bereits begraben. Noch zu viele Fragezeichen stünden hinter dem Euro-Gipfel, konstatiert die M.M. Warburg Bank. Ein Sprung über die 6000er Marke sei daher unwahrscheinlich. Dass das Gipfel ergebnis bei den Investoren nicht gut angekommen ist, kann man verstehen. Zwar wird der Aufbruch zur Fiskalunion allgemein als Schritt in die richtige Richtung begrüßt. Doch verlangten die Anleger nach einer endgültigen Lösung zur Beilegung der Krise. Und die wäre nur durch die Einführung von Eurobonds oder durch unlimitierte Aufkäufe von Staatsanleihen durch die EZB zu gewährleisten gewesen. Der Gipfel selbst konnte also keinen Punkt hinter der scheinbar unendlichen Eurokrisen-Story setzen, auch wenn sich das die Regierungshäupter aus Frankreich und Deutschland gerne so zusammengereimt hätten. Hier werden unzweifelhaft die Märkte das letzte Wort haben, denn am Rentenmarkt wird man die Kurse von italienischen, spanischen und wohl auch französischen Anleihen solange unter Druck setzen, bis die politisch Verantwortlichen in der Fiskal- und Geldpolitik einknicken. Ein unlimitiertes Aufkaufprogramm der EZB würde der Flucht in vermeintlich sichere amerikanische und deutsche Schuldtitel auf einen Schlag den Boden entziehen. Aktien wären wieder das Thema, zumal die Börse eine Rezession schon längst eingepreist hat. Es ist ein Geduldsspiel im Machtkampf zwischen der Politik und den Märkten – welchen letztere in der Regel für sich entscheiden.

Eckdaten zum 15. Dezember 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (15. 12., 11.30 h)
5720 Punkte
Dow Jones (14. 12., Schluss)
11.823 Punkte
Gold (Feinunze)
1584,00 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,78%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,36%
2,76% (Vakifbank)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,89%
3,50% (GarantBank)

*Quelle: www.fmh.de



AZ 2011, Nr. 51-52, S. 7

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