Wirtschaft

DAX: Endspiel um den Euro?

Europäer weiter ohne klare Linie – erhält EZB Lizenz zum Gelddrucken?

(hps). Die drohende Herabstufung der Kreditwürdigkeit aller Euro-Staaten durch die Ratingagenturen setzt den Krisengipfel unter Erfolgszwang. Die Erwartungen der Marktteilnehmer sind daher hoch, ein weiteres Taktieren scheint sich die EU nicht leisten zu können. Was die Märkte indes am Ende als Erfolg oder Misserfolg werten werden, ist zur Stunde unklar. Das Unvermögen der Politik wird dabei möglicherweise durch geldpolitische Entscheidungen ausgemerzt.

Die Marktlage

Der Euro-Gipfel und nichts als der Euro-Gipfel steht im Vordergrund des Anlegerinteresses. Schon im Vorfeld hatte der Krisengipfel reichlich Vorschusslorbeeren erhalten. Nun stellen sich die Akteure die Frage, ob der Politik der erhoffte Befreiungsschlag tatsächlich auch gelingen wird.

Im Vorfeld des Krisentreffens hatte sich die Situation bereits derart zugespitzt, dass viele Investoren die politisch Verantwortlichen unter massivem Zugzwang sahen und von entsprechend handfesten Ergebnissen aus gingen. Alles andere, so die gängige Meinung, sei politischer Selbstmord. Andererseits ist den Profis am Parkett klar, dass entschlossenes Handeln bislang nicht zu den Stärken der Europäer gehörte. Bis zuletzt steckte die Debatte in der Sackgasse. Während die schwächeren Euro-Mitglieder die Einführung einer Gemeinschaftsan leihe fordern, um billiger an Kredite heranzukommen, wollen die solideren Staaten nicht mithaften – ohne Kontrolle über die Haushaltsführung der Defizitsünder. Dann passierte etwas, was noch vor wenigen Wochen einen Kursabsturz an den Börsen verursacht hätte: Die Ratingagentur Standard & Poors drohte mit der Her abstufung aller europäischen Staaten, die bislang noch mit der Top-Bonitätsstufe "Triple A" bewertet werden.

Der Handlungsdruck für die politisch Verantwortlichen des Gipfeltreffens könnte also größer kaum sein. Und die Anleger zittern mit. Da verkommt selbst die anstehende Zinsentscheidung der EZB zur Nebensächlichkeit. Niemand rührt sich, alle warten ab. Die Akteure an den Aktien- und Anleihenmärkten genauso wie an den Devisen- und Edelmetallmärkten. Denn an allen Handelsplätzen werden die Karten nach der EU-Entscheidung neu gemischt.

Bulle & Bär – was bringt die neue Börsenwoche?

Trotz des jüngsten Kursanstiegs bleiben die meisten Profis hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Aufwärtsbewegung skeptisch. Immerhin sehen technische Analysten gute Chancen für eine kleine Weihnachtsrallye in Richtung 6400 Punkte. Die Deka Bank spricht sich – unabhängig vom aktuellen Börsengeschehen – für ein Engagement in Aktien aus und führt dabei den Dividendenvorteil der DAX-Werte an. Da abzusehen sei, dass die EZB voraussichtlich bis 2014 eine (Fast-)Nullzinspolitik verfolgen wird, blieben auch die Renditen am Anleihenmarkt niedrig. Aktien seien daher generell zu bevorzugen. Vor diesem Hintergrund billigt die Bank dem DAX im kommenden Börsenjahr 6500 Punkte zu.

Während man am Parkett den Eindruck erhält, es ginge bei dem Euro-Gipfel um Sein oder Nichtsein, darf man als Anleger sicher sein, dass auch nach diesem Event die Welt nicht unter gehen wird. Im Zweifel wird eben nachverhandelt. Viel interessanter erscheint dagegen, dass die deutschen und amerikanischen Anleihenmärkte vor einer nachhaltigen Trendwende zu stehen scheinen. Seit April haben hier die Anleger – auf der Suche nach einem sicheren Hafen für ihr Geld – die Kurse so weit nach oben getrieben, dass die derzeitige Rendite inflationsbereinigt negativ ist. Sollte es hier tatsächlich zu einem größeren Abverkauf kommen, dürfte ein Teil der Umschichtungsaktionen am Aktienmarkt hängen bleiben und dort zu spürbaren Kurserhöhungen führen. Zudem ist der Pessimismus am Parkett groß, die Profis sind unterinvestiert.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass trotz aller Dramatik in der Eurokrise weder Gold noch Anleihen neue Höchststände feiern konnten. Aus Sicht der Liquiditäts lage sieht es daher für Aktien gar nicht so schlecht aus.

Eckdaten zum 8. Dezember 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (8. 12., 11.30 h)
6024 Punkte
Dow Jones (7. 12., Schluss)
12.196 Punkte
Gold (Feinunze)
1739,50 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,78%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Ein lagensicherung*
1,32%
2,76% (Vakifbank)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Ein lagensicherung*
1,91%
3,50% (GarantBank)

*Quelle: www.fmh.de



AZ 2011, Nr. 50, S. 5

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