Wirtschaft

DAX: Ein Hauch von Weihnachtsrallye

Währungshüter stellen Banken mehr Geld zur Verfügung – Freudensprung an den Börsen

(hps). Wochenlang ächzten die Anleger unter der Last der EU-Schuldenkrise. Dann machte sich die Überzeugung breit, dass die Politik unter dem Druck der Märkte zu guter Letzt doch noch zur Erarbeitung einer gemeinsamen Lösung imstande sein werde. Und jetzt glauben die Investoren sogar an die Geschichten vom Weihnachtsmann, die am Ende immer einen guten Ausgang zu nehmen pflegen.

Die Marktlage

Im Mittelpunkt des Anlegerinteresses stand letzte Woche zunächst einmal mehr der europäische Anleihenmarkt. Rekordrenditen für italienische Staatspapiere, Herabstufung des Ratings belgischer und ungarischer Rentenpapiere – das alles schien für die Aktienmärkte nichts Gutes zu bedeuten. Doch dann gab es Hoffnung: Euro-Bonds, "Elite-Bonds" oder un limitierte Anleihen-Aufkaufaktionen durch die EZB wurden als mögliche Lösungsvarianten für das drängende Schuldenproblem herumgereicht. Zwar folgte aus Berlin zu jedem dieser Vorschläge ein kategorisches Nein, doch zeigte man sich am Parkett sicher, dass sich die deutsche Regierung dem internationalen Druck am Ende beugen und einem der Vorschläge zustimmen wird. Daneben trug auch der gute Start in das US-Weihnachtsgeschäft zur Stimmungsverbesserung bei. Dennoch beschränkten sich die Erwartungen der meisten Händler auf eine kurzatmige Erholungsrallye. Schließlich war in den letzten Wochen noch jeder Er holungsansatz zunichte gemacht worden. Der immer noch weit verbreitete Pessimismus unter den Profis geriet allerdings ins Wanken, als die chinesische Notenbank letzten Donnerstag mit der spontanen Senkung ihres Mindestreservesatzes die geldpolitische Wende einläutete und die Zentralbanken der EU, der USA, Japans, Großbritanniens und der Schweiz in einer koordinierten Aktion den Banken mehr Geld zur Verfügung stellten.

Da übersah man auch gerne das ergebnislose Treffen der Euro-Finanzminister, das wieder einmal wesentliche Fragen offen gelassen hatte. Über die politisch Verantwortlichen in der EU hat man am Parkett ohnehin nur noch Kopfschütteln übrig. Optimisten sehen jetzt die Chance, dass sich die Börsen, getrieben durch hohe Liquidität und Kurspflege maßnahmen zum Jahresende hin, über das Klein-Klein der europäischen Wirtschaftpolitik hinwegsetzen können.

Bulle & Bär – was bringt die neue Börsenwoche?

Nachdem sich Berlin erneut gegen die Einführung von Euro-Bonds ausgesprochen hatte, wähnten die Analysten den DAX noch zu Beginn letzter Woche weiter auf Talfahrt. Die Abwärtsbewegung sah man als beschlossene Sache an. Meist gehandelte Zahl war dabei die psychologische Marke von 5000 Punkten. Die Analysten der Landesbank Berlin brachten sogar 4700 Punkte ins Spiel. Doch auch nach den Zentralbankinterventionen bleibt die Skepsis unter den Analysten hoch. Mehr als eine technische Erholung will man dem DAX meist nicht zubilligen.

Unterdessen wurde das letzte Woche an dieser Stelle ausgegebene Kursziel von 6000 DAX-Punkten erreicht. Im Mittelpunkt der Überlegungen stand dabei die Entwicklung am deutschen Rentenmarkt, der seit über einer Woche kräftig unter Druck steht. Offensichtlich gehen die Händler bereits davon aus, dass Berlin am Ende zähneknirschend irgendeiner Form von Euro-Bonds zustimmen werde – und damit die eigene Kreditwürdigkeit herabstuft. Doch unabhängig von dem Disput über die geeigneten Mittel im Einsatz gegen die Schuldenkrise war die wichtige Nachricht für den Investor, dass durch den Exodus aus den Anleihen massiv Kapital freigesetzt wurde, das jetzt zum Teil in die Aktienmärkte fließt. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich auch an den US-Rentenmärkten ab. Damit kann jetzt wieder die Risikokarte ausgespielt werden. Aus fundamentaler Sicht befinden sich die Börsen natürlich im Niemandsland. Die Probleme sind auch mit der Geldspitze der internationalen Zentralbanken nicht gelöst. Doch darum geht es ja auch gar nicht. Liquidität ist reichlich da und die Bilanzen der Investmentfonds lassen sich damit etwas aufhübschen. Charttechnische Faktoren sind jetzt ausschlaggebend – und dort reicht dem DAX der Atem bis 6400 Punkte. Dann wird es eng. Aber im weihnachtlichen Freudentaumel ist auch ein Schnaps mehr nicht ausgeschlossen.

Eckdaten zum 1. Dezember 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (1. 12., 10.30 h)
6048 Punkte
Dow Jones (30. 11., Schluss)
12.045 Punkte
Gold (Feinunze)
1742,60 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,78%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Ein lagensicherung*
1,33%
2,76% (Vakifbank)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Ein lagensicherung*
1,91%
3,16%(Vakifbank)

*Quelle: www.fmh.de



AZ 2011, Nr. 49, S. 4

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