Wirtschaft

DAX: Lösung im Schuldenstreit?

Euro-Bonds oder Gelddruckmaschine der EZB? – Europas Antwort auf die Schuldenkrise scheint langsam konkretere Formen anzunehmen

(hps). Nach der europäischen Schuldenkrise gerät nun das amerikanische Defizitproblem in den Fokus der Anleger. Doch während von Amerikanern vor den Präsidentschaftswahlen 2012 wohl kaum noch ein konstruktiver Vorschlag zum Thema Schuldenabbau zu erwarten ist, könnte sich in Europa eine Lösung zugunsten der Einführung von Gemeinschaftsanleihen (Euro-Bonds) abzeichnen.

Die Marktlage

Noch zu Beginn der letzten Woche sahen amerikanische Analysten hoffnungsvoll einer Weihnachtsrallye entgegen. Allerdings unter zwei Grundbedingungen: In Washington sollte es dem "Super-Komitee" gelingen, einen überzeugenden Plan zur Defizitverringerung vorzulegen und für Eu ropa hoffte man auf Fortschritte in der Schuldenkrise. Die Rechnung ging aber zunächst nicht auf. In den USA präsentierten sich genau jene politisch Verantwortlichen, die in den letzten Wochen keine Gelegenheit ausgelassen hatten, von den Europäern eine schnelle und entschlossene Lösung ihrer Schuldenkrise einzu fordern, als völlig handlungsunfähig. Demokraten und Republikaner reiben sich im Streit um das 1,2 Billionen Dollar Einsparungspaket zwischen der Forderung nach Streichungen von Steuervergünstigungen für Gutverdienende einerseits und dem Postulat nach Sozialkürzungen andererseits hoffnungslos auf. Aber auch in Europa weitete sich die Krise mit dem Anstieg der Renditen für spanische Staatsanleihen auf ein 14-Jahreshoch weiter aus. Zudem meldete die chinesische Industrie schwache Zahlen, womit alle Hoffnungen der Optimis ten vorerst zerschlagen wurden. Verkehrte Welt, denn laut der Herbstumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) rechnen deutsche Unternehmen auch für 2012 mit weiter stabilen Ergebnissen. Das spiegelte sich zuletzt auch im Ifo-Geschäfts klima index der deutschen Wirtschaft wider. Dieser verzeichnete im November einen überraschenden Anstieg. Vor dem Hintergrund der omnipräsenten Schuldenkrise scheint auch am Parkett Hoffnung aufzukeimen. Nach den schlechteren Konjunkturzahlen aus China setzen einige Akteure hier auf eine baldige Zinswende im Reich der Mitte. Auch hierzulande könnte bald Bewegung in die ewige Diskussion um die geeigneten Maßnahmen gegen die Eurokrise kommen. Wie man hört, scheint der Widerstand gegen die Einführung von gemeinsamen Euro-Bonds zu brö ckeln. Sollte sich dies bewahrheiten, dürfte das am Parkett mit Freude aufgenommen werden. Eine interessante Entwicklung. Denn zeitgleich geraten die Geldstrategen immer mehr in die Zwickmühle, da die klassischen Fluchtburgen – deutsche und amerikanische Staats anleihen – Ermüdungserscheinungen zeigen und bedenklich wackeln. Wohin dann mit dem Geld? – dürfte sich so mancher Geldmanager fragen.

Bulle & Bär – was bringt die neue Börsenwoche?

Die Jahresendrallye ist thematisch für die meisten Analysten vom Tisch. Die Hoffnungen bis zum Jahresende haben sich inzwischen auf eine Seitwärtsbewegung in einem breit angelegten Spektrum um die 6000er Marke im DAX reduziert. Da die wirtschaftliche Katerstimmung voraussichtlich erst im ersten Quartal 2012 ihren Höhepunkt erreichen werde, wollen die Experten auch einen Test der Septembertiefstände beim DAX nicht ausschließen.

Unterdessen verdient die derzeitige Kursentwicklung am Parkett die besondere Aufmerksamkeit des Anlegers. Letzte Woche wurde Portugal von der Ratingagentur Fitch auf Ramsch-Niveau herabgestuft. Eine neue Katastrophe? Nein. Der DAX kämpfte sich sogar weiter nach oben. Am Parkett scheint sich ein Umdenken anzubahnen. Denn wie der jüngste Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt, befindet sich die Wirtschaft eben nicht im freien Fall. Auf der anderen Seite scheint man in der europäischen Politik den Ernst der Situation verstanden zu haben. Das Pendel dürfte zugunsten der Einführung von Euro-Bonds ausschlagen. Womit sich auch die Gelassenheit erklären ließe, mit der die Investoren die Herabstufung Portugals zur Kenntnis genommen haben. Euro-Bonds oder der unlimitierte Aufkauf von Staatsanleihen durch die EZB? Den Märkten scheint es letztlich egal zu sein, wie die Wahl ausfällt – solange nur irgendeine Lösung für das Schuldenproblem gefunden wird. Da inzwischen auch die Notierungen der Bundesanleihen stark unter Druck geraten sind, könnte es jetzt leicht zu einer Umleitung der Kapitalströme in Richtung Risiko kommen. Das dürfte für einen Kursaufschwung bis auf knapp 6000 Punkte im DAX reichen – und muss noch nicht das letzte Wort sein.

Eckdaten zum 24. November 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (24. 11., 13.25 h)
5512 Punkte
Dow Jones (23. 11., Schluss)
11.257 Punkte
Gold (Feinunze)
1699,30 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,78%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,35%
2,75% (NBC-Direkt)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,91%
3,15% (NBC-Direkt)

*Quelle: www.fmh.de



AZ 2011, Nr. 48, S. 4

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