Gesundheitspolitik

Zurück zu den Wurzeln

Peter Ditzel

Es sei schon ungewöhnlich, resümierte der neue Celesio-Chef Markus Pinger, wenn man mit seinen eigenen Kunden im Clinch liege. Er sprach damit den Kauf der niederländischen Versandapotheke DocMorris durch seinen Vorgänger an, das Streben von Celesio nach einer Apothekenkette in Deutschland und die dadurch ausgelösten Konflikte mit vielen Apothekerinnen und Apothekern. Im Gespräch mit ihm spürt man, dass er das Problem DocMorris als "Apothekenkiller" lösen möchte, schnell. Sogar ein Verkauf könnte in Betracht kommen. Mit seiner kritischen Haltung zur Versandapotheke seines Unternehmens dürfte er richtig liegen. Das Image von DocMorris als Robin Hood der Arzneimittelpreise, als günstige Versandapotheke wie unter dem Gründer Däinghaus hat die Marke längst verloren. Es gibt weit günstigere Arzneiversender.

Man darf gespannt sein, welche Lösung dem dynamischen Betriebswirt, der sein Handwerk bei Unilever und Beiersdorf gelernt hat, dazu einfallen wird. Konkretes war dazu bisher noch nicht zu hören. Die Idee allerdings, die hinter den Präsenz-Apotheken unter dem Namen DocMorris steckt, nämlich Franchise, gefällt ihm durchaus. Er kann sich vorstellen, den Franchise-Gedanken weiter auszubauen – unter welchem Namen auch immer. Möglicherweise denkt er dabei auch an die zweite Kooperation ("gesund leben") in seinem Haus. Die Kettenidee wird er für Deutschland dagegen nicht weiterverfolgen.

Er möchte wieder einen Schulterschluss mit den Apotheken hinbekommen und Hilfe anbieten für den Ausbau des Freiwahlsortiments, für eine Optimierung der Sortimentspolitik und das Category Management. Apotheken sollen unabhängig bleiben, aber vom Großhandel profitieren durch gemeinsamen Einkauf und gemeinsame Marketingstrategien.

Seine Hauptstrategie liegt darin, das Unternehmen Celesio, dessen Wurzeln im Großhandelsgeschäft liegen, dorthin zurückzuführen. Celesio soll der Logistik-Spezialist sein, und auf Pingers Strategieplan steht, die Logistik an der richtigen Stelle einzusetzen und die Lieferkette vom Hersteller bis zur Apotheke zu optimieren. Hier sieht er Potenzial für Kostensenkungen. Großhandel 2.0 heißt das Codewort. Wie das im Einzelnen aussieht und was er hier genau verbessern will, ließ er noch offen. Einfach wird dies nicht, zumal auf den Großhandel ab 2012 eine neue Preisverordnung zukommt. Das ist ihm allerdings bewusst, genauso wie die Tatsache, dass der Handel mit Arzneimitteln anders läuft als der mit Nivea-Cremes.


Peter Ditzel



AZ 2011, Nr. 44, S. 1

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