Gesundheitspolitik

Wie attraktiv ist der Beruf des Apothekers?

Apotheker haben ein hohes Selbstwertgefühl und ein nicht minder großes Sendungsbewusstsein. Woher rührt das? Sicherlich kommt dies von den nicht unerheblichen Anstrengungen, die unternommen werden müssen, um diesen Beruf ausüben zu können. Das Pharmaziestudium gehört sicherlich zu den schwereren und ist kein Selbstläufer. Danach müssen diverse Voraussetzungen erfüllt werden, um Apothekenleiter werden zu können. Von daher darf der dann etablierte Apotheker zu Recht stolz sein, diesen Weg erfolgreich absolviert zu haben.

Was erwartet ihn dann? Der Ruf der Apotheker ist nach wie vor – ungeachtet der jeweiligen Quelle – gut, aber ist er noch sehr gut und vergleichbar mit anderen etablierten oder auch aufstrebenden Berufen wie Ärzten oder Web-Designern? Das intellektuelle Umfeld korrespondiert seit Längerem nicht mehr mit den hohen Erwartungen, die das Studium suggeriert. Diverse staatliche Reglementierungen schränken Apotheker in der Wahrnehmung ihrer pharmazeutischen Kenntnisse eher ein als dass diese gezielt genutzt werden könnten. Der Staat erlaubt nicht oder nutzt nicht aktiv, was er zuvor erwartet hat und erlernen ließ. Selbst, wenn dies als Gerücht kursiert, das Bild des gutbezahlten Schubladenziehers und Regaloptimierers kommt nicht von ungefähr. Berichte in den allgemeinen Medien zu Apothekern sind eher spöttisch als wohlwollend und stellen das Berufsfeld Apotheker allzu oft als die Bewahrer eines verkrusteten Systems und nicht als das eines innovativen Gesundheitsmanagers dar. Und über die tatsächlichen Leistungen von Apothekerinnen und Apothekern wissen oftmals nicht einmal die eng verzahnten Ärzte hinreichend Bescheid geschweige denn die Masse der Patienten.

Nun könnte man sagen, solange die intrinsische Motivation, also die aus der Berufung selbst erzielbaren Antriebe ausreichend sind und somit die Eigenmotivation dominiert, ficht dies nicht an. Gleichwohl kommt aber noch die Frage, ob denn die Leistung oder das Risiko, welche(s) von Apothekenleitern erbracht bzw. eingegangen wird, hinreichend vergütet wird, jetzt und in Antizipation in Zukunft. Wenn man betrachtet, welches Warenrisiko Apotheker eingehen müssen, um im Fall einer typischen Apotheke einen halbwegs brauchbaren Jahresüberschuss erzielen zu können, wird man nachdenklich. Hier wird vielfach gegengehalten, der Apothekenleiter bewege sich aber in einem abgesicherten Umfeld, da gesetzlich geregelt, anders als auf komplett freien Märkten, die ausschließlich den Gesetzen von Angebot und Nachfrage gehorchen. Aber diese vermeintliche Sicherheit entpuppt sich zusehends als Schimäre, denn bei der Flut an Kostendämpfungsgesetzen der letzten Jahre war die Diskontinuität und nicht die Sicherheit die Regel. Und damit ist auch der Blick in die Zukunft eingeleitet. Man wagt gar nicht zu erahnen, was an Strukturveränderungen im Gesundheitswesen auf uns zukommen wird und welches Rollenverständnis sich daraus für die Apotheker ableiten lässt.

Die Politik will Berufsfelder wie Apotheker, mithin generell Pharmazeuten, weil die Bearbeitung des Gutes "Arzneimittel" das übliche Maß an Sorgfalt in der Behandlung von Waren weit übersteigt und von einem besonders kompetenten und interdependent denkenden "Waren-Manager" verantwortet werden muss. Nur deshalb ist ein derart aufwendiges und schweres Studium gerechtfertigt. Dies muss aber auch als zeitliche und intellektuelle Investition des Einzelnen interpretiert werden, die sich auf vielfältige Art amortisieren muss: im Ansehen, in anspruchsvollen Aufgaben und in einer adäquaten Vergütung. Da der Staat dies nicht dem freien Spiel der Märkte überantwortet, zurecht, muss er aber auch sicherstellen, dass die Anreize für die Aufnahme eines Pharmaziestudiums hinreichend hoch sind und bleiben und die Anreize für ein dauerhaftes Verbleiben im Berufsumfeld gegeben sind. Aus Sicht des Ökonomen haben sich die Rahmenbedingungen diesbezüglich signifikant verschlechtert. Kompetenz kostet Geld und Kompetenz tut Not. Eine nur kostengetriebene Prozesspolitik vergisst die qualitätsorientierte Ordnungspolitik. Dass man dies zuzeiten einer konservativ-liberalen Regierung erwähnen muss, ist Beklemmung genug. Und dass sich dies früher oder später auf das Selbstwertgefühl und das Sendungsbewusstsein der Apotheker niederschlagen dürfte, ist einleuchtend. Schade eigentlich!


Andreas Kaapke


Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Bera-tungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de



AZ 2011, Nr. 4, S. 2

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