Wirtschaft

DAX: Unterwegs in Richtung 5000?

Kurze Erholung durch Bundesverfassungsgerichtsentscheid – Stimmung bleibt düster

(hps). Auf der Suche nach Gründen für eine Wende am Aktienmarkt nahmen die Investoren das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Griechenland-Hilfen dankbar auf. Der DAX konnte dadurch einige Punkte gutmachen. Ein tiefes Durchatmen vor dem nächsten Tauchgang? Jedenfalls sind für die Akteure die grundsätzlichen Probleme damit nicht aus der Welt.

Die Marktlage

Üble Laune am Parkett – und die Börsenstatistik regt auch nicht gerade zum Stimmungswechsel an. Handfeste Fundamentaldaten wie die von der US-Regierung deutlich nach unten revidierte Wachstumsprognose und ein schlechter Arbeitsmarktbericht lieferten zunächst eine Steilvorlage für die Pessimisten am Parkett. Kein Stellenaufbau im August in den USA – das nährte die Rezessionsängste und depressive Stimmung der Anleger. Hinzu kam, dass der September statistisch der schlechteste Börsenmonat ist. Die Aktienkurse gingen phasenweise in den freien Fall über und markierten bei knapp unter 5200 Punkten ein neues Jahrestief.

Jedoch sind bei solch volatilem Börsengeschehen schlagartige Gegenbewegungen jederzeit möglich. Eine solche folgte denn auch in Form eines Tagesgewinns von fast 4 Prozent, als das Bundesverfassungsgericht die Klage von Euro-Skeptikern gegen die Griechenland-Hilfen ablehnte. Als hilfreich erwiesen sich dabei auch die guten Juli-Zahlen zur deutschen Industrieproduktion. Kurze, aufhellende Momente am Parkett, die allerdings an der gesamten Misere wenig ändern konnten. Denn schon tags darauf folgte die Ernüchterung, als die Zahlen zu den deutschen Exporten den zweiten Monat in Folge klar rückläufig waren. Ähnlich stellt es auch die US-Notenbank in ihrem "Beige Book" für die USA fest: geringes Wachstum in den meisten Regionen der Vereinigten Staaten und auf dem Arbeitsmarkt kaum Veränderung zum Besseren. In einem solchen Umfeld bleibt Investoren nur noch die Hoffnung auf eine lockere Geldpolitik. Billigeres Geld aber gibt es nicht – zumindest nicht von der Europäischen Zentralbank. Die EZB ließ auf ihrer jüngsten Sitzung letzten Donnerstag den Leitzins unverändert. Damit und mit dem angekündigten Jobprogramm von Präsident Obama dürften die positiven Nachrichten für die Börse bereits abgearbeitet sein.

Bulle & Bär – was bringt die neue Börsenwoche?

Immer mehr Analysten erwarten neue Tiefstände beim DAX, zumal sich der September statistisch in den letzten 50 Jahren als schlechtester Börsenmonat erwiesen hat. Die Stimmung bleibt düster. Noch vor wenigen Wochen galt die Aktie unter Profis als die alternativlose Anlageform schlechthin. Heute ist davon nicht mehr viel zu hören. Den Profis ist nur noch ein generelles Bekenntnis zu Aktien auf lange Sicht zu entlocken. Und das auch nur, weil andere Anlageformen wie Gold oder Anleihen zu teuer erscheinen. Das Bankhaus Julius Bär sieht vorerst kein Ende der Talfahrt und verweist darauf, dass es – anders als beim Einbruch im Jahre 2008 – wegen der prekären Finanzlage der Staatshaushalte keine nennenswerten Konjunkturprogramme geben wird. Die Commerzbank sieht inzwischen nur noch Gold als einzig verbliebenen "sicheren Hafen" an. Doch es gibt auch noch ein paar wenige Optimisten. Der tendenziell eher pessimistisch gestimmte Analyst von S&P Equity Research Alec Young sieht die schlechten Nachrichten als weitgehend eingepreist an und rät Anlegern jetzt zum Kauf.

Dennoch könnte es für die Aktienmärkte noch wesentlich schlechter kommen. Auf Basis des aktuellen Kursgeschehens haben die Märkte in den USA nämlich bislang so gut wie gar nicht auf die Krise reagiert. Der breit gefasste S&P Index liegt aktuell gerade einmal 10 Prozent im Minus gegenüber seinem Jahreshoch vom Mai. Aus technischer Sicht sieht es jedoch bei Dow Jones und S&P so aus, als befänden sich die Kurse erst am Anfang einer längeren Abwärtsbewegung. Auch der DAX sollte zunächst noch mit der runden Zahl von 5000 Punkten liebäugeln, bevor unter Umständen an eine Wende zu denken ist. Vielleicht. Denn ein Absinken der Kurse unter diese magische Marke ist durchaus denkbar. Nachhaltig steigende Kurse gibt das fundamentale Umfeld derzeit einfach nicht her. Natürlich wären Ereignisse wie ein eventueller Austritt Griechenlands aus dem Euro oder die Einführung von EU-Gemeinschaftsanleihen dazu angetan, eine Rallye am Parkett auszulösen. Es dürfte sich dabei aber nur um Erholungsphasen innerhalb einer größeren Abwärtsbewegung handeln. Ideal für Trader, aber Gift für Privatinvestoren.

Eckdaten zum 8. September 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (8. 9., 14.00 h)
5404 Punkte
Dow Jones (7. 9., Schluss)
11.414 Punkte
Gold (Feinunze)
1837,30 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,81%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,29%
2,50% (NBC Direkt)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,88%
2,70% (NBC Direkt)

*Quelle: www.fmh.de



AZ 2011, Nr. 37, S. 4

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.