Wirtschaft

PKV: Alterungsrückstellungen in Höhe von 155 Milliarden Euro

Private Krankenversicherung legte Rechenschaftsbericht für 2010 vor

(leo). Die private Krankenversicherung (PKV) blickt zuversichtlich in die Zukunft, zumal sich der Zugang an neuen Versicherten auf gutem Niveau stabilisiert hat. Nach dem Rechenschaftsbericht 2010 waren zum Jahreswechsel 2010/11 insgesamt 8,9 Millionen Personen voll krankenversichert, was bei einem Nettozugang von 84.700 Personen einem Plus von 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. 9,6 Millionen Personen gehörten der privaten Pflegeversicherung an.

An Leistungen erbrachten die insgesamt 46 Unternehmen – 19 Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, 24 Aktiengesellschaften sowie drei außerordentliche bzw. verbundene Einrichtungen – im vergangenen Jahr 21,2 Milliarden Euro in der Kranken- und 720 Millionen Euro in der Pflegeversicherung. Dem standen Beitragseinnahmen von 31,1 Milliarden Euro (Kranken) und 2,11 Milliarden Euro (Pflege) gegenüber.

Um insgesamt 9,7 Milliarden Euro wurden die Alterungsrückstellungen im Jahr 2010 erhöht. Damit verfügen die private Krankenversicherung über 133,5 Milliarden Euro und die private Pflegeversicherung über 21,5 Milliarden Euro Alterungsrückstellungen – Beträge, von denen gesetzliche Krankenkassen und soziale Pflegekassen nur träumen können. Mit den Rückstellungen garantiert die PKV, dass die Prämien nicht steigen, weil die Versicherten älter werden. Die durch den medizinischen Fortschritt anfallenden Kosten werden dadurch aber nicht abgedeckt. Dies erklärt auch, warum die PKV gezwungen ist, die Prämien regelmäßig anzuheben. Der Kostenanstieg lag mit 4,6 Prozent im Jahr 2010 deutlich über der Entwicklung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mit 2,9 Prozent und auch über der allgemeinen Preissteigerung. Während die ambulanten ärztlichen Leistungen um 1,1 Prozent zunahmen, stiegen die Leistungen für zahnärztliche Behandlung (einschließlich Zahnersatz) und stationäre Leistungen jeweils um 4,1 Prozent. Arznei- und Verbandmittel schlugen mit 1,7 Prozent zu Buche. An Abschlussaufwendungen für neue Verträge verzeichnete die PKV 2,68 Milliarden Euro und an Verwaltungsaufwendungen 800 Millionen Euro.

Deutlich mehr Zusatzversicherungen

Rund 82 Prozent der Vollversicherten besitzen einen Versicherungsschutz, der die Unterbringung im Zwei- oder Einbettzimmer und Chefarztbehandlung im Krankenhaus beinhaltet. Über eine Krankentagegeldversicherung verfügen 2,04 Millionen voll versicherte Personen. Während im Standardtarif, dessen Leistungen denen der GKV vergleichbar sind, 41.600 Personen versichert waren, hatten 21.000 Personen den brancheneinheitlichen Basistarif, für den ein gesetzlich vorgeschriebener Kontrahierungszwang besteht.

Einen deutlichen Bestandszuwachs erfuhren erneut die Zusatzversicherungen, die auf 21,9 Millionen (+ 427.800) anstiegen. Gefragt wa-ren dabei besonders Zahntarife mit 12,7 Millionen Versicherungen. Einen Rückgang um 1,6 Millionen verzeichneten die Auslandsreisekrankenversicherungen. Obwohl der Bestand dieser Versicherungen hoch ist, besitzt diese Versicherungsform, gemessen an den Beitragseinnahmen, nur geringe Relevanz für die PKV.

Für das Jahr 2011 erhofft sich die PKV einen noch besseren Neuzugang; denn die schwarz-gelbe Bundesregierung hat – so Verbandsdirektor Dr. Volker Leienbach – dem Systemwettbewerb von GKV und PKV neue Impulse gegeben. Im Zuge der letzten Gesundheitsreform wurde die Wahlfreiheit der Versicherten gestärkt und die Drei-Jahres-Wartefrist wieder abgeschafft, was für viele gesetzlich Versicherte den Wechsel in die PKV wieder leichter möglich mache. Gleichzeitig seien Selbstständige, die in ein Angestelltenverhältnis wechseln, nicht mehr grundsätzlich in der GKV versichert. Zudem hätten auch Angestellte, die nach einer Eltern- oder Pflegezeit in Teilzeit arbeiten wollen, wieder mehr Wahlfreiheit.

Dualität und Wettbewerb von PKV und GKV trügen wesentlich zu einer qualitativ guten medizinischen Versorgung für alle bei. Vor diesem Hintergrund werde – so Dr. Leienbach – deutlich, dass Pläne für eine "Bürgerversicherung" politisch nicht zu verantworten seien. Sie würden die Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitswesens schwächen und überdies die Tragfähigkeit des Systems in der absehbaren demografischen Entwicklung massiv verschlechtern.



AZ 2011, Nr. 30-31, S. 4

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