Wirtschaft

DAX: Sorgen um Italien und die USA

DAX leidet unter Störfeuer von der Schuldenkrise – dreht US-Notenbank wieder am Geldhahn?

(hps). Als US-Hedgefonds im großen Stil auf einen Wertverfall italienischer Staatsanleihen spekulierten, wurde ein neues Kapitel in der Schuldenkrise aufgemacht. Ein Vorgang, der die Aktienmärkte nicht unbeeindruckt ließ. Noch mehr fürchten die Profis allerdings eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA, auch wenn die meisten Strategen davon ausgehen, dass ein solcher Schritt schnell wieder revidiert werden dürfte. Zur Retterin in der Not avanciert dagegen wieder einmal die US-Notenbank.

Die Marktlage

Die Sterne am Börsenhimmel standen zunächst nicht günstig, nachdem der US-Arbeitsmarktbericht der amerikanischen Wirtschaft einen nur sehr zögerlichen Stellenaufbau bestätigte. Die neu geschaffenen Stellen lagen weit hinter der Zahl der Arbeitsuchenden, die monatlich neu auf den Arbeitsmarkt drängen. Kein gutes Omen für den sehr wichtigen US-Konsum und schlecht für die amerikanischen Unternehmen, zumal deren Kostensenkungspotenzial als ausgereizt gilt. Hinzu kamen Sorgen um Italien, das neben Griechenland nun als neuer Brennpunkt in den Fokus der Finanz-märkte gerät. Und auch für die Amerikaner wird es langsam ernst. Hier droht die Ratingagentur Moody‘s mit einer Herabstufung, sollte es nicht bald zu einer Einigung über die Anhebung der Schuldengrenze kommen. Unter diesen Vorzeichen geriet der gelungene Auftakt zur Berichtssaison fast zu Nebensache. Von Alcoa – der Aluminiumhersteller eröffnet traditionell den Bilanzreigen – erhofften sich die Profis ein Glanzlicht gleich zum Start. Und das Unternehmen überzeugte auch mit einer Gewinnverdoppelung gegenüber Vorjahreszeitraum. Mit einem solchen Ergebnis war allerdings bereits gerechnet worden. Dass am Ende durch die Schuldenkrise nicht noch mehr Porzellan zerschlagen wurde, lag an der US-Notenbank, die gegenüber dem Kongress eine dritte Runde finanzieller Konjunkturhilfen in Aussicht gestellt hatte. Dies fachte die Konjunkturphantasie erneut an und dürfte sich – weitere passable Unternehmensergebnisse unterstellt – positiv auf die Kurse auswirken.

Bulle & Bär – was bringt die neue Börsenwoche?

Optimismus unter den Analysten vor dem Start in die Berichtssaison. Die Landesbank Berlin und die Weberbank setzen auf die reichlich vorhandene Liquidität und die niedrige Bewertung der DAX-Titel. Die BNP Paribas dagegen äußert Zweifel an der Nachhaltigkeit des jüngsten Kursaufschwungs und verweigert ihm die Gesellschaft.

Unterdessen sollten die schlechten Nachrichten von der Schuldenkrise nicht darüber hinwegtäuschen, dass Werte wie Volkswagen, BMW, Daimler oder BASF schon wieder an ihren Hochs arbeiten bzw. ihre alten Höchstmarken bereits überschritten haben. Mit der Schuldenkrise im Nacken sind es hauptsächlich die Finanztitel, die derzeit noch eine schnelle Erholung des Börsenbarometers verhindern. Ein Comeback bis zumindest auf 7500 bis 7600 Punkte ist dennoch zu erwarten, wobei es sich als zielführend erweisen sollte, wenn sich Republikaner und Demokraten in den USA auf eine Einstellung dieses absurden Schauspiels einigen könnten. Die Optimisten jedenfalls können wieder mit ihren Pfründen wuchern, sollte es in den USA tatsächlich zu einer Neuauflage eines Konjunkturprogramms kommen.

Thema der Woche: Nestlé

Das Unternehmen zählt zu den zehn wertvollen Marken der Welt. Seine Produkte sind fast überall auf der Welt präsent und mit rund 6000 Marken im Portfolio ist es praktisch unmöglich den Supermarkt zu verlassen, ohne wenigstens ein Produkt des Schweizer Konzerns eingekauft zu haben. "Gegessen wird immer" lautet die Devise der Analysten, die Nestlé als Langfristanlage empfehlen. Doch in letzter Zeit zogen über der Konzernzentrale in Vevey dunkle Wolken auf. Steigende Preise für Milch, Kaffee und Getreide bedrohen die Margen. Der Konzern hofft, wenigstens einen Teil davon an die Kunden überwälzen zu können. Noch bedrohlicher ist für Nestlé die anhaltende Stärke des Schweizer Franken. Seit Mai legte die Währung gegenüber dem Euro um rund 6 Prozent zu. Andererseits ist auf der Habenseite ein starkes Markenportfolio zu verbuchen sowie ein starkes Wachstum in den Schwellenländern, die inzwischen 40 Prozent zum Gesamtumsatz des Konzerns beitragen. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Nestlé eine Milliardenübernahme des chinesischen Süßwarenherstellers Hsu Fu Chi International anstrebt. Ein weiteres Kaufargument ist die Dividendenrendite. Der Konzern zahlt für 2010 eine Dividende von 1,85 CHF, was einer Rendite von aktuell 3,5 Prozent entspricht. Die Société Générale und die ING geben für den Wert vor diesem Hintergrund eine Kaufempfehlung mit Kursziel 58 CHF bzw. 61,50 CHF ab. Die UBS setzt die Aktie ebenfalls auf "Kaufen" mit einem Kursziel von 59 CHF. Skeptisch dagegen beurteilt Nomura Equity Research die Aktie. Hier liegt das Kursziel bei 49 CHF. Aktuell notiert Nestle mit 52 CHF bzw. 44,65 Euro. Fazit: Das Hauptproblem bei Nestlé liegt im Wechselkurseffekt – und daran dürfte sich auch in nächster Zeit kaum etwas ändern. Doch selbst wenn man den Wert lediglich um das gegenwärtige Kursgeschehen herum erwartet, bleibt eine vergleichsweise beachtliche Rendite – und man verfügt als Anleger über einen grundsoliden Standardwert im Depot.

Eckdaten zum 14. Juli 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (14. 7., 14.20 h)
7227 Punkte
Dow Jones (13. 7., Schluss)
12.491 Punkte
Gold (Feinunze)
1584,19 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,55%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,18%
1,55% (IKB direkt AG)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,87%
2,80% (IKB direkt AG)

*Quelle: www.festgeld.de



AZ 2011, Nr. 29, S. 4

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