Gesundheitspolitik

Auch Andere wollen Apotheker spielen

Peter Ditzel

Es ist nicht mehr zu übersehen. In höchst pharmazeutische Felder wie die Arzneimittelinformation, Interaktions- und Nebenwirkungs-Checks, Tests auf Unverträglichkeiten und die Beratung über gesundheitliche Risiken nach Arzneimitteleinnahme dringen mehr und mehr Krankenkassen, Ärzte, mittelbar auch Pharmafirmen und Softwareanbieter.

Die Techniker Krankenkasse beispielsweise bietet auf ihrer Internetseite ihren Versicherten eine "TK-Arzneimittelauskunft und -beratung", auch "schnell und unkompliziert am Telefon". Auch die Knappschaft lässt grüßen: Sie schickt ihren Versicherten eine "Gutschrift für Medikamenten-Check" nach Hause, mit der man seine "Medikamenteneinnahme auf Unverträglichkeiten testen" lassen kann. Experten der Knappschaft, so heißt es dort, überprüfen, ob sich die Medikamentenkombination individuell verbessern lässt. Bei Auffälligkeiten wird der Hausarzt informiert. Oder: die Firma MSD stellt jeder Arztpraxis kostenfrei eine Software zur Verfügung, mit der Medikationsmanagement zum Kinderspiel wird. Die Software "i:fox" soll sogar bereits als App für iPhone oder iPad zur Verfügung stehen. Der Barcode der Arzneimittelpackung kann gescannt und die Daten abgerufen werden, die ähnlich gut sein sollen wie die Daten der ABDA-Datenbank. In der vergangenen Woche berichteten wir über den Medikamenten-Check, den die Hamburger Hausärzte anbieten und die dafür von der AOK Rheinland/Hamburg honoriert werden. Das sind nur einige Beispiele für eine schleichende Unterwanderung von Tätigkeitsgebieten, die ins Aufgabengebiet des modernen Apothekers fallen. Aufgrund solcher Angebote könnte ein Patient auf die Idee kommen, solche Arzneimittelservices und Medikamentenprogramme seien etwas Neues und Revolutionäres, das es bisher nicht gegeben habe. Ein Patient könnte vermuten, diese Dienste füllen eine Lücke, die Apotheken bisher nicht angeboten hätten.

Letztlich bleibt nur ein bitteres Fazit und Fragen: Haben wir Apothekerinnen und Apotheker es versäumt, unsere Kompetenzen nach außen sichtbar werden zu lassen? Haben wir solche Leistungen nicht deutlich genug herausgestellt? Hat es die Berufsvertretung versäumt, solche Tätigkeiten des Apothekers zu forcieren und als zukunftsweisend herauszustellen? Bevor Andere im System Apotheker spielen wollen, sollten wir diese Tätigkeitsfelder schnellstens besetzen …


Peter Ditzel



AZ 2011, Nr. 29, S. 1

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