Wirtschaft

DAX: Heute Griechenland – und was dann?

Anleger setzen auf Abstimmungserfolg in Athen – Siemens-Aktie wird abgestraft

(hps). Gespannte Ruhe am Parkett am Tag vor der Abstimmung in Athen zum Sparpaket. Die Anleger wollen diesen Bremsklotz für den DAX gerne beseitigt wissen, um sich wieder mehr den Unternehmensmeldungen zuwenden zu können. Doch ob gerade jene immer nur Freude versprechen, stellte letzte Woche ausgerechnet das DAX-Schwergewicht Siemens infrage.

Die Marktlage

Dem deutschen Aktienmarkt droht ein Sommerloch. Davon geht zumindest die Mehrheit der Bankstrategen aus. Unter dem Eindruck der Euro-Schuldenkrise und der Sorgen um die US-Wirtschaft fehle es an neuen positiven Impulsen. Erst Anfang August sei wieder mit den Berichten zum zweiten Quartal mit Kursimpulsen zu rechnen. Unterdessen sind die Sorgen um die Schuldenkrise nicht weniger geworden. Die Citigroup sieht einen Schuldenschnitt für Griechenland, Portugal und Irland als unvermeidlich an. Die Bank rechnet mit einem Abschlag von 50 Prozent auf dem Nennwert der Staatsschulden – mit entsprechend herben Verlusten für private Kapitalgeber – also mehrheitlich Banken und Versicherungen. Deshalb vermuten viele Profis selbst im Falle eines positiven Votums der Athener Abgeordneten nur eine kurzlebige Erholungsrallye. Danach werde sich der Fokus auf andere Pleitekandidaten in der EU richten. Doch auch mit Blick auf die Unternehmensergebnisse scheint inzwischen nicht mehr alles Gold, was glänzt. Die exorbitant hohen Erwartungen an das dritte Quartal werden zunehmend einem Realitätscheck unterworfen, und das kann – wie der Fall Siemens letzte Woche bewies – herbe Kursabschläge nach sich ziehen. Die Strategen raten daher dazu, den Optimismus vor der Athener Abstimmung nicht zu hoch zu bewerten. Noch sei nicht ausgemacht, ob ein positiver Ausgang der Abstimmung am Ende zu Gewinnmitnahmen – oder tatsächlich zum Stimmungswechsel führt.

Bulle & Bär – was bringt die neue Börsenwoche?

Das erste Halbjahr ist zu Ende und die Analysten aktualisieren ihre Prognosen für den DAX. Unter den Optimisten ganz oben befinden sich die Commerzbank und die Baader Bank, die den DAX Ende 2011 bei 8200 Punkten, Mitte 2012 bei zwischen 8500 und 8600 Punkten sehen. Sal. Oppenheim wähnt den deutschen Aktienindex Ende 2011 bei 7450 Punkten und Mitte 2012 etwa 200 Punkte höher. Am unteren Ende der Schätzungen liegen die BNP Paribas und die Postbank. Beide Institute vermuten den DAX Ende 2011 zwischen 6600 und 6750 Punkten und Mitte 2012 bei 7100 bzw. 7500 Punkten.

Auf kurze Sicht glaubt inzwischen kaum ein Analyst mehr an einen Ausbruch nach oben während der Sommermonate. Selbst im Falle der Verabschiedung des Sparpaketes durch das Parlament in Athen gehen die Analysten der WGZ-Bank bestenfalls von einer Beruhigung der Märkte aus, denn die Sorgen um die US-Konjunktur blieben erhalten, so die Strategen. Diese Zweifel teilen aber nicht alle. Analysten von Prudential Financial beispielsweise sehen die aktuelle Schwäche der US-Ökonomie hauptsächlich in Zusammenhang mit den Lieferengpässen, die noch aus der japanischen Atomkatastrophe resultierten. Im zweiten Halbjahr könne es daher durchaus zu positiven Überraschungen kommen. Darauf scheint sich auch der DAX einzustellen – jedenfalls signalisieren das bereits einige Einzelwerte: ADIDAS, BMW und Volkswagen sind nach oben ausgebrochen. Das sieht durchaus vielversprechend aus. 7500 DAX-Punkte sollten daher in Reichweite sein. Bleibt zu hoffen, dass Athen da keinen Strich durch die Rechnung macht.

Thema der Woche: Bayer

Die schlechte Nachricht überraschte die Anleger im umsatzarmen Feiertagshandel und die Schockwellen waren noch an der Wall Street zu spüren: Bristol-Myers Squibb und Pfizer warteten mit unerwartet positiven Studiendaten zu ihrem Mittel "Apixaban" (Eliquis) auf. Analysten sahen darin die Spitzenposition des Blockbuster-Medikaments "Xarelto" von Bayer bedroht. Das Schlaganfallmittel beschert dem Unternehmen jährlich Spitzenumsätze von circa zwei Milliarden Euro. Der Kurs der Bayer-Aktie gab daraufhin innerhalb von zwei Handelstagen um fast 8 Prozent nach. Nach den ersten Panikverkäufen beginnen nun die ersten nüchternen Bestandsaufnahmen. Bayer selbst bleibt bei den Spitzenumsatzprognosen für "Xarelto" und begründet dies unter anderem mit der vorteilhaften Verabreichungsform. Merrill Lynch sieht in dem Konkurrenzprodukt zwar Risiken für "Xarelto", die aber fundamental maximal 2 Euro Kursabschlag rechtfertigen würden. Auf Sicht der kommenden 12 Monate hält Merrill Lynch am Kursziel von 71 Euro fest und bekräftigt das "Buy"-Rating für Bayer. Die Unicredit sieht in den jüngsten Kursverlusten eine günstige Kaufgelegenheit und bleibt ebenfalls beim "Buy" mit einem Kurziel von 78 Euro und verweist dabei auf die aussichtsreiche Medikamenten-Pipeline des Konzerns. Auch die Deutsche Bank belässt Bayer auf "Buy", allerdings mit einem Kursziel von 63 Euro. Die Analysten der Berenberg Bank stufen Bayer auf "Halten" zurück mit Kursziel 66 Euro. Die Bayer-Aktie wird aktuell mit gut 54 Euro bewertet und zahlte für das Geschäftsjahr 2010 eine Dividende von 1,50 Euro pro Aktie. Das entspricht einer Dividendenrendite von aktuell knapp 3 Prozent und sollte den Bayer-Kurs nach unten absichern.

Eckdaten zum 29./30. Juni 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (30. 6., 10.00 h)
7312 Punkte
Dow Jones (29. 6., Schluss)
12.261 Punkte
Gold (Feinunze)
1508,35 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,49%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,12%
1,55% (IKB direkt AG)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,83%
2,80% (IKB direkt AG)

*Quelle: www.festgeld.de



AZ 2011, Nr. 27, S. 4

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