Wirtschaft

DAX im Würgegriff der Schuldenkrise

Griechenlands Schuldenproblem überschattet alles – DAX weiter seitwärts

(hps). Schon lange diskutieren die Verantwortlichen der EU über eventuelle Umschuldungsmodalitäten und Zusatzkredite für Griechenland. Doch nun scheint es, als hätte man die Rechnung ohne das Volk gemacht. Die griechische Regierung wackelt. Anstatt sich einer Lösung anzunähern, verschärft sich die Krise weiter – und brennt den Börsianern zunehmend auf den Nägeln.

Die Marktlage

Ursprünglich hatten die meisten Analysten erwartet, dass die monatelange Aufwärtsbewegung an der Börse einer heftigen, aber kurzen Korrektur Platz machen würde. Stattdessen befindet sich der DAX nun schon seit über sechs Wochen in einem apathischen Zustand. Jeder Erholungsansatz weicht sofort wieder Gewinnmitnahmen. Dabei halten sich die Verluste allerdings in Grenzen. Seit Anfang Mai hat das Börsenbarometer rund 7 Prozent verloren. Das ist nicht der Rede wert, sieht man sich die Klettertour der Aktien seit März 2009 an. Damals notierte der DAX noch bei 3700 Punkten und stieg seitdem praktisch ohne Unterbrechung an. Nichtsdestoweniger strapaziert das ewige hin und her der letzten Wochen die Nerven der Akteure. Nach wie vor lasten die Schuldenprobleme in Europa und die Sorgen um die US-Konjunktur stark auf der Stimmung der Anleger. Fielen die USA wirklich in eine Rezession zurück, helfe auch die lockere Geldpolitik der US-Notenbank nicht mehr, so die Ansicht einzelner Händler. In der Tat scheint die Lage in den USA ziemlich verfahren. US-Notenbankchef Bernanke mahnt eine schnelle Anhebung der Schuldengrenze an, warnt die Regierung aber gleichzeitig vor Ausgabenkürzungen. Und in Europa wächst die Skepsis gegenüber den Rettungspaketen für Griechenland, weil die Hellenen den harten Sparkurs ihrer Regierung wohl nicht mittragen werden. Eine Lösung der europäischen Schuldenkrise lässt also weiter auf sich warten. Leidtragende sind folgerichtig die Finanzwerte, die im Falle eines Zahlungsausfalls Griechenlands belastet werden könnten. Da helfen auch selbst kleine Stimmungsaufheller wie die Nachricht vom nach wie vor starken Wirtschaftswachstum Chinas nichts. Auch die Anhebung der Wachstumsprognose für 2011 durch die EZB verhallt ungehört – die Aktienkäufer streiken. Und die Verkäufer auch.

Bulle & Bär

Unter den Analysten dominieren nach wie vor die Moll-Töne. Das derzeitige wirtschaftliche Umfeld erlaube keine größeren Kursgewinne, so lautet es mehrheitlich am Parkett. Das Bankhaus Marcard Stein & Co sieht den DAX in einer engen Schwankungsbreite zwischen 7000 und 7200 Punkten. Die WGZ Bank zieht mittelfristig den Korridor etwas weiter zwischen 6800 und 7600 Punkten. Die Hessische Landesbank befürchtet nun gar einen Rückfall bis auf 6500 DAX-Punkte. Auf mittlere Sicht überwiegt dagegen der Optimismus. So sieht die DekaBank den DAX zum Jahresende bei 7800 Punkten.

Zwischenzeitlich hatte der DAX vor dem Hintergrund guter Wirtschaftszahlen aus China einen Vorstoß Richtung 7200 Punkte gewagt, musste aber im Sog der Schuldenkrise wieder den Rückzug antreten. Die Marktführer bleiben unterdessen BASF, Bayer, BMW, Volkswagen und ThyssenKrupp, während man von Titeln aus der Finanz- und Versorgerbranche Abstand nimmt. An dieser Konstellation dürfte sich sobald auch nichts ändern. Auch wenn sich die Konsolidierung nun eine weitere Woche hinziehen wird und den DAX bei 7000 Punkten auf die Probe stellen dürfte, zeichnet sich doch ab, dass sich der DAX bei Kursen über 7200 Punkten wieder freistrampeln kann. Notwendig wäre dafür ein Durchwinken der Anhebung der US-Schuldengrenze sowie eine Lösung im Griechenland-Konflikt. Bei letzterem dürften die Akteure am Ende schon froh sein, wenn sich irgendeine Lösung abzeichnet – und sei es der Austritt aus der EU.

Eckdaten zum 16. Juni 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (16. 6., 14.15 h)
7029 Punkte
Dow Jones (15. 6. Schluss)
11.897 Punkte
Gold (Feinunze)
1527,35 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,51%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,11%
1,55% (IKB direkt AG)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,80%
2,80% (IKB direkt AG)

*Quelle: www.festgeld.de



AZ 2011, Nr. 25, S. 5

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