Wirtschaft

DAX: Zwischen Verkaufsdruck und Kaufgelegenheit

Schwächeres Wachstum der Weltwirtschaft drückt auf die Stimmung – Anleger sehnen sich nach frischen Impulsen

(hps). Keine Unternehmensnachrichten sind schlechte Nachrichten. Nachdem der Strom an Quartalsberichten versiegt ist, sehen sich die Anleger nun "hilflos" den schlechten Meldungen aus der amerikanischen Wirtschaft ausgesetzt. Doch einige sehen schon wieder bessere Zeiten heraufziehen. Im Juli – wenn die neue Berichtssaison beginnt.

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Die Marktlage

Die Party sei erst einmal vorbei – so äußern sich zunehmend mehr Aktienhändler. Der schwache US-Beschäftigungszuwachs und das nachlassende Wachstum in China verhageln den Profis die Stimmung. Ein anstrengender Sommer stünde bevor, heißt es sorgenvoll am Parkett. Gleichwohl befürchtet kaum jemand einen größeren Kursrutsch, da nach wie vor bei jedem Rücksetzer die Wiedereinsteiger erwartet werden.

In der Tat waren die US-Arbeitsmarktzahlen vom Mai eine herbe Enttäuschung. Die Zahl der Beschäftigten war um rund 50.000 gestiegen – Experten hatten das Dreifache erwartet. Die Arbeitsmarktdaten reihen sich in eine ganze Kette von schlechten Konjunkturindikatoren ein, womit die Hoffnung auf eine Stabilisierung der US-Wirtschaft auf tönernen Füßen zu stehen scheint. Selbst US-Notenbankchef Bernanke beklagt sich über die "frustrierend langsame" Erholung der US-Wirtschaft. Die gute Nachricht für die geschundene Anlegerseele: Von der US-Notenbank wird nun aufgrund der schlechten Datenlage erwartet, dass sie die Zinsen nicht vor Sommer 2012 anheben wird. Im Gegensatz dazu dürfte die EZB bereits im Juli die Zinsen erhöhen – und den Euro damit wohl wieder zurück Richtung 1,50 USD bringen. Eine Entwicklung, die zumindest bei den Risiko-behafteten Anlageklassen nicht ungern gesehen wird, weil die Schwäche der eigenen Währung die amerikanischen Anleger erfahrungsgemäß in die Rohstoff- und Aktienmärkte lockt. Doch auf kurze Sicht verdauen die Märkte erst noch die Aufwärtsbewegung der letzten 26 Monate durch eine Konsolidierung, die zwar bislang recht mild, dafür aber relativ langwierig ausfällt. Die Akteure beklagen sich über die sich weltweit etwas eintrübenden Konjunkturaussichten. Die würde man nur allzu gerne ignorieren, wenn man wenigstens auf ein paar erfrischende Unternehmensmeldungen zurückgreifen könnte. In dieser Beziehung herrscht aber frühsommerliche Flaute. Und so lassen die Anleger ihre schlechte Laune vor allem an den Finanztiteln und Versorgerwerten aus. Allerdings schlägt mit schöner Regelmäßigkeit nach aufkommendem Verkaufsdruck sofort wieder die Stunde der Schnäppchenjäger – und das lässt hoffen.

Bulle & Bär

Auf und ab soll es nach der mehrheitlichen Einschätzung der Börsianer mit den Aktienmärkten gehen. In den nächsten Wochen stehe der DAX im Spannungsfeld zwischen mauen Perspektiven für die Wirtschaft einerseits und überschäumender Liquidität bzw. fehlenden Anlagealternativen andererseits. Es fehle der "richtige Drive". Deshalb erwartet die – grundsätzlich optimistisch gestimmte – DZ-Bank den Ausbruch beim DAX erst im August. Die pessimistisch gestimmte Hessische Landesbank sieht die Börse indes sogar bis in den Herbst hinein Trübsal blasen.

Wenn am Aktienmarkt über fünf Wochen die Minuszeichen dominieren, schlägt das den Profis schwer auf das Gemüt. Irgendwer stimmt dann plötzlich den Klagegesang über die schwächelnde Weltkonjunktur an und alle anderen stimmen mit ein. Lediglich den Experten der Hessischen Landesbank kommt dabei das Privileg zu, diesen Jammerton in guten wie in schlechten Zeiten durchgehalten zu haben. Doch bei Lichte betrachtet schwächelt das Wachstum in Asien ja gar nicht. Im Gegenteil. Die chinesische Führung und andere Regierungen asiatischer Länder haben alle Hände voll zu tun, ihre heißlaufenden Ökonomien abzukühlen, um nicht die Kontrolle über die Inflation zu verlieren. Und man darf gewiss sein: Die Chinesen werden hier ganz sicher rechtzeitig von der Bremse gehen. Währenddessen dürfte bei den Amerikanern jede Tendenz zu einer restriktiveren Geldpolitik oder gar zum Sparen nach den schlechten Wirtschafts-meldungen im Keim erstickt werden. Beim DAX selbst sind erste schüchterne Stabilisierungsversuche erkennbar. Namentlich bei ThyssenKrupp, BASF, Bayer, BMW und Volkswagen greifen die Profis wohl wieder zu. Aber ein paar Schwalben machen noch keinen Sommer. Die Tendenz der meisten DAX-Werte bleibt nach unten gerichtet.


Eckdaten zum 9. Juni 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (9. 6., 17.00 h)
7151 Punkte
Dow Jones (9. 6. Schluss)
12.137 Punkte
Gold (Feinunze)
1538,55 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,48%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,11%
1,55% (IKB direkt AG)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,81%
2,80% (IKB direkt AG)

*Quelle: www.festgeld.de



AZ 2011, Nr. 24, S. 5

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