Gesundheitspolitik

Montgomery neuer Ärztepräsident

Leidenschaftlicher Berufspolitiker setzt sich durch

Kiel (ks). Der 114. Deutsche Ärztetag in Kiel hat am 2. Juni Dr. Frank Ulrich Montgomery zum neuen Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK) gewählt. Der 59-jährige Radiologe – bislang Vize-Präsident der BÄK – tritt damit die Nachfolge von Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe an, der nach zwölf Jahren als Präsident nicht mehr für dieses Amt kandidierte.

Demografische Entwicklung, Ärztemangel, die Novellierung der Gebührenordnung und Bürokratieabbau im Gesundheitswesen – dies sind für den gebürtigen Hamburger Montgomery die wichtigsten Herausforderungen und Aufgaben, die Politik und Ärzteschaft gemeinsam bewältigen müssen. Er kündigte vor dem Ärzteparlament an, für eine Verbesserung der materiellen Grundlagen ärztlicher Tätigkeit in Klinik und Praxis sowie für bessere Arbeitsbedingungen für Ärzte kämpfen zu wollen. "Wir brauchen jetzt Arbeitsbedingungen, unter denen Familie und Job miteinander vereinbar sind. Und wir müssen endlich den bürokratischen Wildwuchs beseitigen, um den Weg wieder frei zu machen für Arzt und Patient", so Montgomery. Als vordringliche Aufgabe bezeichnete Montgomery die Novellierung der ärztlichen Gebührenordnung. Die Ärzteschaft werde sich aber auch in die parlamentarischen Beratungen des Versorgungsstrukturgesetzes einbringen: "Auch wenn die Koalition wichtige Vorschläge aus der Ärzteschaft in ihre Gesetzesinitiative aufgenommen hat, haben wir Änderungsbedarf." Montgomery sprach sich zudem für eine stärkere Einbindung ärztlicher Verbände in die Arbeit der Bundesärztekammer aus.

Lange berufspolitische Karriere

Montgomery – Sohn eines britischen Offiziers und einer deutschen Ärztin – ist spätestens seit den Streiks der Klinikärzte im Jahr 2006 weithin bekannt. Als Chef des Marburger Bundes, der Gewerkschaft der Ärzte, setzte er mit großer medialer Präsenz erstmals arztspezifische Tarifverträge durch. Die Einkommen und Arbeitsbedingungen der Klinikärzte haben sich daraufhin erheblich verbessert. 18 Jahre – von 1989 bis 2007 – führte Montgomery den Marburger Bund. Von 1994 bis 2002 war und seit 2006 ist er Präsident der Ärztekammer Hamburg und seit 1986 Oberarzt am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. 2007 wurde er Vizepräsident der BÄK und steht dort unter anderem dem Ausschuss "Ambulante Versorgung" vor.

Montgomery hatte sich im 2. Wahlgang mit 128 Stimmen gegen den Präsidenten der Berliner Ärztekammer, Dr. Günther Jonitz (94 Stimmen), sowie den Präsidenten der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Theodor Windhorst (24 Stimmen), durchgesetzt. Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Dr. Martina Wenker (52), wurde zu seiner Stellvertreterin gewählt. Ebenfalls zum Vize-Präsident gewählt wurde der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer Dr. Max Kaplan.

Allseits Glückwünsche

Glückwünsche zu Montgomerys Wahl kamen von vielen Seiten. So auch von der neuen Hauptgeschäftsführerin des Verbands Forschender Pharma-Unternehmen (vfa), Birgit Fischer. Bei allem Verständnis, dass der neue Ärztechef beim anstehenden Dialog mit der Politik die ärztlichen Interessen vertreten müsse – wie alle Akteure im Gesundheitswesen trage der BÄK-Präsident "immer auch Verantwortung für das Ganze, nämlich für ein funktionierendes System", betonte Fischer. Oft sei dabei die pragmatische und partnerschaftliche Zusammenarbeit gefragt, um Probleme vom Tisch zu bringen. "Die forschenden Pharma-Unternehmen sind hierzu bereit", so Fischer.

Montgomerys Nachfolger beim Marburger Bund, der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Rudolf Henke, zeigte sich erfreut, dass "eine herausragende Persönlichkeit aus den Reihen des Marburger Bundes in dieses hohe Amt gewählt worden ist". Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Kuno Winn, verband seine Glückwünsche mit der Hoffnung, dass der neue Vorstand der Ärzteschaft ein noch stärkeres politisches Gewicht verleiht. "Wir Ärzte müssen in den entscheidenden Grundsatzfragen mit einer Stimme sprechen, wenn wir von der Politik gehört werden wollen", so Winn. Dabei sei es besonders wichtig, den Konsens auch über die Sektorengrenzen hinaus zu suchen. Eine intensivere und gleichberechtigte Einbindung der freien und unabhängigen ärztlichen Verbände in die konzeptionelle berufspolitische Arbeit der BÄK sei daher ohne Alternative.



AZ 2011, Nr. 23, S. 3

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