Wirtschaft

DAX: Noch leichte Nachbeben

Zaghafte Erholungsversuche beim DAX – Griechenland bleibt beherrschendes Thema

(hps). Die Käufer an der Börse wollen nicht so recht – die Verkäufer aber auch nicht. Die niedrigen Umsätze an der Frankfurter Börse belegen, dass am Aktienmarkt derzeit Stillstand herrscht. Die Akteure starren auf Griechenland. Euro und Rohstoffe dagegen lösen sich langsam aus ihrer Schockstarre.

Die Marktlage

Nach Ablauf der Berichtssaison mangelt es an frischen Impulsen. Die Marktteilnehmer warten ab und hoffen auf Fortschritte in der Schuldenproblematik. Solange bleibe der DAX in einer Seitwärtsbewegung gefangen, ist aus Händlerkreisen zu hören. Das Börsenbarometer musste zwischenzeitlich einen Abschlag von rund 400 Punkten hinnehmen und die Stimmung am Parkett ist getrübt. Oder besser: man zeigt sich verwirrt. "Deutsche Wirtschaft in Champagnerlaune" meldete letzte Woche die Nachrichtenagentur "dpa". Schlagzeilen, die den Pessimisten etwas die Luft aus den Segeln nehmen. Die Unternehmenszahlen sehen fast überall gut aus, die Bewertung der Aktien wird als moderat eingestuft und die Profis erfreuen sich einer sehr hohen Liquidität. Und last but not least: es fehlt an Anlagealternativen. Unterdessen wurden die ersten Schnäppchenjäger bei Automobil- und Rohstoffwerten gesichtet. Dabei schon von Überzeugungstätern zu sprechen wäre wohl übertrieben. Vielerorts ist von einer "technischen Gegenreaktion" die Rede. Dennoch fällt auf, dass die Akteure ihre ersten Verteidigungslinien schon deutlich vor der magischen 7000er Marke aufgestellt haben.

Auch der Generalangriff auf den Euro scheint bei 1,40 USD langsam zu versanden. Das beruhigt all jene, die an die unverbrüchliche Bindung zwischen Börse und Dollarkurs glauben. So schlecht scheint die Stimmungslage am Parkett also nicht zu sein. Doch für eine nachhaltige Wende zum Besseren scheint eines unabdingbar: Für das leidige Dauerthema Griechenland muss endlich eine Lösung gefunden werden.

Bulle & Bär

Die MM Warburg rechnet mit einer Fortsetzung der Konsolidierung und steht damit im Einklang mit den meisten Analysten. Die Bank sieht den Höhepunkt der Wachstumsdynamik aus konjunktureller Sicht überschritten. Die Landesbank Berlin schließt sich dem an, sieht aber hauptsächlich die zähe Schuldenkrise dafür in der Verantwortung. Andere Experten sorgen sich wiederum um das Auslaufen des Anleihenaufkauf-Programms der US-Notenbank im Juni. Das könne vom Parkett als Ende der lockeren Geldpolitik interpretiert werden und stelle eine Bedrohung für die riskanten Anlageklassen Aktien und Rohstoffe dar. Außerdem, so glaubt man bei der Société Générale, falle damit die Notenbank als einer der größten Anleihenkäufer aus. Die schwache Nachfrage nach diesen Staatstiteln könnten die Renditen nach oben schnellen lassen. Drei verschiedene Gründe mit einheitlichem Tenor: Die Konsolidierung geht weiter.

Unterdessen muss man – wie immer in solchen Phasen – sich als Anleger aus dem Strudel der Ängste und – teils wenig substanziellen – Argumente der Profis freikämpfen und sich um eine nüchterne Betrachtungsweise der Börsenlage bemühen.

Die Verschuldungsproblematik ist schlimm, hat aber mit der guten weltwirtschaftlichen Lage und den entsprechenden Unternehmensergebnissen zunächst nichts zu tun. Und obwohl die gesamte Eurozone wackelt, gab der DAX bislang gerade einmal 5 Prozent ab und der Euro wurde bei komfortablen 1,40 USD aufgefangen. Man muss sich nur das weniger "emotionsgeladene" Verhältnis Schweizer Franken zum Dollar ansehen: Der Greenback verliert bereits seit Tagen wieder an Boden.

Bewähren sich Aktien?

Ein paar Experten besinnen sich denn auch schon wieder auf die gut laufende Konjunktur und stuften vor diesem Hintergrund beispielsweise sogar die Commerzbank-Aktie von "Underperform" auf "Outperform" hoch. Dass der nächste Kursaufschwung nicht aus dem Stand gelingen wird, zeigt indes die Kursentwicklung bei den DAX-Schwergewichten Siemens, BASF, Bayer, SAP und Daimler. Hier investieren die Investmentfonds, hier können sie aufgrund der liquiden Marktlage ein- und aussteigen, ohne dabei selbst die Kurse zu beeinflussen. Bei diesen Aktien ist derzeit nur eine langsame Verbesserung der Lage festzustellen. Dennoch lässt sich erahnen, dass ein regelrechter Kursschub einsetzen wird, sobald sich für das Problem mit Griechenland eine Lösung anbahnt. Der Fokus wird sich über kurz oder lang wieder auf die amerikanischen Schulden konzentrieren, was der Dollar-Erholung ein Ende bereiten und damit die Aktien unterstützen sollte. Ein schwaches Griechenland macht noch lange kein starkes Amerika. Gerade die bald anstehende Erhöhung der Schuldengrenze wird zeigen, dass diese ohne nennenswerte Kompromisse an die Haushaltsführung vonstatten geht. Im Klartext: Hier wird sich nichts ändern, die Schuldenorgie wird munter weiter gehen. Und das spricht am Ende für die Risikoklassen Aktien und Rohstoffe nach bewährtem Muster.

Eckdaten zum 25. Mai 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (25. 5., 12.30 h)
7154 Punkte
Dow Jones (24. 5. Schluss)
12.394 Punkte
Gold (Feinunze)
1522,25 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,39%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,07%
1,55% (IKB direkt AG)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,79%
2,80% (IKB direkt AG)

*Quelle: www.festgeld.de



AZ 2011, Nr. 22, S. 5

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