Gesundheitspolitik

Phytos und Naturheilmittel bleiben im Markt

EU-Richtlinie bedeutet kein Aus für pflanzliche Arzneimittel

BONN (diz/bah). Aktuell wird per Rundbriefen und im Internet, insbesondere von alternativen Gruppierungen oder von gesundheitlich interessierten Laiengruppen, verstärkt die Nachricht verbreitet, dass es in Deutschland ab dem 30. April 2011 zu einem Verkehrsverbot für Arzneipflanzen und Naturheilmittel komme. Diese Aussage ist in dieser Form so nicht korrekt. Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller erläutert in einer Pressemitteilung die Hintergründe und Details.

In Kreisen von Phytopharmaka-Liebhabern und Anhängern der natürlichen Kräuter-Medizin sorgten unlängst Mail-Rundbriefe und im Internet verbreitete Aussagen zur Verkehrsfähigkeit von Phytopharmaka und Naturheilmitteln für Aufregung. Dort hieß es, die EU wolle den Handel mit Heilpflanzen einschränken. Es solle angeblich ein Verkaufsverbot für Heilpflanzen in Deutschland geben. Man habe sogar eine Petition in den Deutschen Bundestag eingebracht, die mittlerweile über 120.000 besorgte Bürger unterzeichnet haben sollen.

Die Organisationen und Herausgeber solcher laienhafter gesundheitlicher Aufklärungsseiten im Internet scheinen allerdings einiges durcheinander zu bringen. Fakt ist: Ein generelles Verkaufsverbot für Heilpflanzen und Phytos ist von der EU nicht geplant. Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) stellte hierzu am 28. April 2011 in Bonn folgendes klar:

"Die Richtlinie über traditionelle pflanzliche Arzneimittel (2004/24/EG) beschreibt die Anforderungen an die Registrierung traditioneller pflanzlicher Arzneimittel. Sie ist bereits im September 2005 in deutsches Recht implementiert worden und hat ihren Ausdruck in den neuen §§ 39a – d Arzneimittelgesetz (AMG) gefunden. Das neue Registrierungsverfahren (§ 39a AMG) bezieht sich auf Fertigarzneimittel.

Übergangsfrist bis April 2011, aber ...

In der Tat gibt es in der Richtlinie eine Übergangsfrist bis April 2011, innerhalb derer die pflanzlichen Produkte in den EU-Mitgliedstaaten an die neuen Regelungen anzupassen sind, sonst verlieren sie ihre Verkehrsfähigkeit. Das ist insbesondere wichtig in z. B. in Großbritannien, wo sich seit Jahrzehnten viele pflanzliche Zubereitungen als Arzneimittel im Markt befinden, und zwar "unlicensed", ohne Überprüfung, z. B. auch TCM-Produkte und andere mehr.

In Deutschland ist die Situation ganz anders. In Deutschland hat es schon immer eine Zulassungspflicht für Arzneimittel und damit auch für pflanzliche Arzneimittel gegeben. Als Ausnahme wurden die Produkte, die die ganz hohen Anforderungen an den Wirksamkeitsnachweis nicht geschafft haben, seit 1994 "traditionell" nach §109a AMG nachzugelassen.

Für bisher bereits nach §109a AMG nachzugelassene pflanzliche Arzneimittel waren die Arzneimittel-Hersteller verpflichtet, bis Ende Dezember 2008 einen Registrierungsantrag zu stellen, sonst verliert das Produkt nach dem 30. April 2011 seine Verkehrsfähigkeit (§ 141 Abs. 14). Solange ein solcher Antrag nicht negativ beschieden wird, bleibt das Produkt im Markt.

Die Hersteller haben entsprechend reagiert und für ihre bislang schon als Arzneimittel nachzugelassenen/registrierten Produkte die Unterlagen eingereicht oder auch ggf. nach eigener unternehmerischer Entscheidung darauf verzichtet."



AZ 2011, Nr. 18, S. 1

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