Wirtschaft

DAX: Blick auf die kommende Berichtssaison

Anleger spielen bereits den Wiederaufbau in Japan durch – Berichtssaison startet in zwei Wochen

(hps). Sich die Welt schön färben – so könnte man die Stimmungslage der meisten Anleger beschreiben. Die Unsicherheiten um das japanische Nukleardesaster werden dabei ebenso ausgeklammert wie die Unruhen in Libyen. Noch stünde die Weltwirtschaft stabil da, so ist es am Parkett zu vernehmen. Und die nahende Berichtssaison soll genau diese These untermauern.

Die Marktlage

Das erste Quartal geht zu Ende und damit sei nun "window dressing" angesagt, meinen Händler, die damit auf das Aufhübschen der Portfolios mit bislang gut gelaufenen Werten durch die Investmentfonds anspielen. Unterdessen notiert der DAX mit über 7000 Punkten schon wieder auf dem Niveau vor dem Erdbeben. Die Lage in Japan scheint am Parkett langsam in Vergessenheit zu geraten. Solange Tokio nicht evakuiert werden müsse, gelte die Lage als beherrschbar, ist aus Händlerkreisen zu hören. Erfolgreich verdrängt werden derzeit auch die Unruhen in den arabischen Ländern, die für April erwartete Leitzinserhöhung der EZB sowie die Eurokrise, die nach einer neuerlichen Herabstufung der Kreditwürdigkeit Portugals neue Nahrung erhalten hatte. Gerade hinsichtlich der Schuldenkrise gibt man sich am Parkett besonders "cool", abzulesen an Euronotierungen um 1,42 Dollar.

Im Ergebnis sehen sich die Anleger mit eher kurzfristigen Irritationen konfrontiert, die jedoch nicht den Blick auf das – aus ihrer Sicht – positive Gesamtbild der Weltwirtschaft verstellen sollten. Entsprechend hoch sind denn auch die Erwartungen an die nächste Berichtssaison, die in der zweiten Aprilwoche Fahrt aufnimmt. Hier hofft man auf weiter steigende Gewinne, die letztlich das derzeitige Kurs-Gewinn-Verhältnis am Aktienmarkt noch günstiger erscheinen ließen und für entsprechende Kursgewinne sorgen könnten. Alle Augen dürften daher bald auf die anlaufende Berichtssaison gerichtet sein, wobei aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage der Schwerpunkt weniger auf den Bilanzkennzahlen, sondern mehr auf den Ausblick gerichtet sein dürften.

Bulle & Bär

Die Mehrheit der Experten konzentriert sich wieder mehr auf die Fundamentaldaten und ignoriert die internationalen Krisenherde. Viele haben dabei die zu erwartenden Nachfrageimpulse für die Industrie durch den Wiederaufbau in Japan im Visier. Die Strategen weisen dabei darauf hin, dass die Rohstoffmärkte schließlich dieses Szenario bereits mit haussierenden Notierungen etwa für Blei, Kupfer und Aluminium durchspielten. So sieht beispielsweise die DZ Bank weiter steigende Aktienkurse. Aus technischer Sicht erwarten allerdings einige Chartanalysten einen Widerstand bei 7090 Punkten, von dem aus es zunächst abwärts gehen könnte. Dagegen wird die Haltung der Hessischen Landesbank zunehmend pessimistischer. Die Bank warnt vor der Sorglosigkeit, mit der der Markt mit den Brennpunkten Japan und Libyen umgeht. Die Hessen erwarten, dass die negativen Folgen dieser Krisenherde sich spätestens bis zur Jahresmitte realwirtschaftlich niederschlagen werden. Die Helaba sieht den DAX daher bis Juli bis auf 6400 Punkte zurückfallen.

Unterdessen mag man noch so auf den japanischen Wiederaufbau und eine ordentliche Berichtssaison spekulieren – die dunklen Wolken am Anlegerhorizont sind nicht zu übersehen. Der Ölpreis (Brent) schickt sich an, die 116 Dollar-Marke zu überwinden und weiter zu steigen. Dem Euro scheint ein ähnliches Schicksal bestimmt zu sein. Hier muss man sich langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass die Gemeinschaftswährung mit der 1,50er Marke flirten möchte. Die Tragödie um die japanischen Atomreaktoren sorgt nicht nur für eine Unterbrechung der Lieferkette. Sie könnte vielmehr durch den enormen Kapitalbedarf von Nippons Regierung zu Liquiditätsengpässen weltweit führen. Das alles wird sich sicher noch nicht in der Zahlenflut der kommenden Berichtssaison widerspiegeln. Wohl aber im Ausblick. Man darf gespannt sein, wie die Börse hier mit gebremsten Erwartungen der Unternehmen umgehen wird.

Eckdaten zum 31. März 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (31. 3., 13.00 h)
7052 Punkte
Dow Jones (30. 3. Schluss)
12.350 Punkte
Gold (Feinunze)
1429,30 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,23%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,99%
2,20% (ERGO Direct AG)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,63%
2,50% (IKB direkt)

*Quelle: www.festgeld.de

Hinweis zur Tabelle: Es zeichnen sich größere Bewegungen am Festgeld-Markt ab. Die ERGO Direct Bank bietet nun im 3-Monats-Bereich mit 2,20 Prozent (letzte Woche noch 1,30 Prozent) Konditionen an, die bislang nur im 1-Jahresbereich erhältlich waren. Gleichzeitig verbessern sich die Bedingungen auch für die Anlagedauer von 1 Jahr von 2,30 Prozent letzte Woche auf nun 2,50 Prozent durch die IKB direkt. Diese Entwicklung dürfte – wie letzte Woche dargestellt – anhalten.



AZ 2011, Nr. 14, S. 5

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