Gesundheitspolitik

The Hall of Shame

Peter Ditzel

Jetzt ist das Quartett perfekt: der letzte der Kettenrassler nimmt seinen Hut und geht. Nach Streinz, Hecken und Däinghaus räumt nun auch Celesio-Chef Fritz Oesterle (wohl nicht ganz freiwillig) das Feld. Mit ihrem gemeinsamen Ziel, Deutschlands Apothekenmarkt mit Apothekenketten zu beglücken und einem Neoliberalismus den Boden zu bereiten, sind sie kläglich gescheitert.

Erinnern Sie sich noch an Ralf Däinghaus, Mitgründer von DocMorris, "Robin Hood der Patienten" und lange Jahre der Apothekerschreck? Mit seiner Versandapotheke wollte er den Apothekern als "kreativer Zerstörer" das Fürchten lehren. Die meiste Zeit vor Gerichten und schließlich aufgekauft und gezähmt von Celesio scheiterte er 2009 vor dem EuGH: das Aus für die Kette. Heute kümmert er sich mit seinem Netzwerk "Kunesto" um Senioren.

Kennen Sie noch Josef Hecken? Einst saarländischer Justizminister, der das Gesetz brach und einer DocMorris-Fremdbesitzapotheke widerrechtlich die Zulassung erteilte. Mit juristischem Gutachten von Streinz bewaffnet glaubte er, Europarecht über das deutsche Fremdbesitzverbot stellen zu können. Er scheiterte. Noch 2008 wurde er ins Bundesversicherungsamt weggelobt, sollte ins Bundesarbeitsministerium wechseln, wurde kurz als Kandidat für den Gesundheitsminister gehandelt (oh Schreck!) und landete schließlich im Bundesfamilienministerium als Staatssekretär – welche Karriere!

Der nächste Kandidat für die Hall of Shame: der Jurist Rudolf Streinz. Er fertigte so tolle Arbeiten wie das Gutachten zum Fremd- und Mehrbesitz im Auftrag von Hecken und er war der Zweitgutachter von Guttenbergs Doktorarbeit. Er habe ihm zu gutgläubig vertraut, meinte er danach, "hinterher ist man schlauer". Mit dem Gutachten scheiterte DocMorris, mit der Doktorarbeit der Verteidigungsminister.

Und der vierte im Bunde: Jurist, britischer Honorarkonsul, Aufsichtsratsmitglied der Landesbank Baden-Württemberg und Celesio-Chef Fritz Oesterle, einer, der nie verlor, manchmal nur nicht gewann, kaum zu bremsen war und auch mal mit dem linken Fuß Gas gab. Er war jahrelang der Buhmann der Apotheker, dem die alten Apothekerzöpfe immer ein Graus waren. Mit dem Kauf von DocMorris wollte er sein Lebenswerk krönen. Doch die Erwartungen erfüllten sich nicht. Er musste 500 Mio. abschreiben und geht nun im Streit mit seinem Großaktionär Haniel.

Haben sie nicht alle einen Platz in der Hall of Shame verdient? Oder vielleicht treffen sich die vier ja bei Däinghaus’ Kunesto, dem Netzwerk, das "für alle da ist, die im Ruhestand neue Menschen kennenlernen wollen".


Peter Ditzel



AZ 2011, Nr. 12, S. 1

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