Wirtschaft

DAX weiter unter Druck

Unsicherheit treibt Gold auf Rekordhoch

(hps). Panikverkäufe an der Börse in Riad schüren die Angst vor einem Flächenbrand in der arabischen Welt. Die Börsen in Europa und in den USA nehmen die Turbulenzen rund ums Öl noch relativ gelassen. Viele Profis spekulieren darauf, dass sich der Konflikt in Libyen eindämmen lässt und wittern bereits wieder eine günstige Kaufgelegenheit. Ein Spiel mit dem Feuer.

Die Marktlage

So ist es eben an der Börse. Die Strategen schweben noch auf Wolke Sieben einer alles in allem überzeugenden Berichtssaison, da werden sie von einem herben Rückschlag scheinbar kalt erwischt. Die Unruhen in der arabischen Welt und der haussierende Ölpreis machen den Börsianern nun doch zu schaffen. Gewiss, Libyen ist nur der zwölftgrößte Öl-Exporteur mit gerade einmal zwei Prozent Anteil an der weltweiten Ölförderung – als solcher also eher unbedeutend. Aber was, so fragen sich immer mehr Anleger, wenn auch das Königreich Saudi-Arabien destabilisiert wird? Das Chaos an den Aktien- und Ölmärkten wäre vorprogrammiert. Und keiner der institutionellen Investoren hat dieses Szenario derzeit wirklich auf der Rechnung. Angesichts der hohen Investitionsquote der Fonds – amerikanische Institute verfügen aktuell nur noch über 3,5 Prozent Bargeld und halten damit die historisch geringste Cash-Quote – wäre das eine Katastrophe für die Finanzmärkte. Laut den Experten hinterließen Preise um 120 Dollar pro Barrel Brent-Öl bereits spürbare Folgen für die Inflationsrate und das weltwirtschaftliche Wachstum. Nun, diese Größenordnung ist heute praktisch Realität.

Mit was wollte man die Märkte dann noch beruhigen? Mit noch mehr staatlichen Hilfspaketen? Mit dieser Idee braucht man sich wohl mangels Masse erst gar nicht zu befassen. Dagegen dürften die Inflationsgefahren und der steigende Zinsdruck zum Thema werden. Das Chaos wäre komplett.

Doch noch zeigt sich die Mehrheit der Strategen im Freudentaumel über gute Performance der Börsen in Europa und den USA. Erst vor wenigen Tagen erklomm der DAX den höchsten Stand seit drei Jahren. Die Optimisten sehen daher keinen Grund für ein rasches Ende der Aufwärtsbewegung. Korrekturphasen seien ein Zeichen für eine gesunde Aufwärtsbewegung. Schließlich müssten die Anleger auch einmal durchatmen, so ist aus dem Lager der Profis zu hören. Doch was hier noch im Brustton der Überzeugung vorgetragen wird, stößt bei immer mehr Anlegern auf Skepsis. Man hat gehörigen Respekt vor einer Revision der Gewinnerwartungen der Unternehmen. Und nicht minder fürchtet man ein Ende der Niedrigzinspolitik. Für den Chef der amerikanischen Notenbank (FED) sind Inflationsgefahren infolge der hohen Rohstoffpreise freilich kein Thema. Er sieht in den USA lediglich die Gefahr einer Deflation schwinden. Optimistisch präsentiert sich auch Investmentlegende Warren Buffet. Er kaufte schon einmal vorsorglich 120 Privatjets – in Erwartung einer starken Konjunkturerholung in den USA.

Bulle & Bär

Die Credit Suisse sieht in der gegenwärtigen Konsolidierung an den Börsen nur Gewinnmitnahmen nach einer langen Aufwärtsbewegung, aber keine stärkere Korrektur. Auch die Experten der Landesbank Berlin charakterisieren das Marktgeschehen als "gesunde Konsolidierung". Es sei kein größerer Einbruch zu befürchten meint auch die amerikanische Wells Fargo Bank. Recht sorglos gibt man sich auch bei der italienischen Unicredit. Die Risiken seien auf dem gegenwärtigen DAX-Niveau bereits weitgehend eingepreist, der Ölpreis werde sich bald stabilisieren und die Erholung an den Börsen werde sich fortsetzen.

Politische Börsen haben kurze Beine, davon sind Börsianer überzeugt. Es werde sich schon alles wieder beruhigen, deshalb sollte man jetzt auch bei Aktien beherzt zugreifen.

Dass dies herrschende Meinung am Parkett ist, kann man am DAX ablesen, der sich noch relativ unbeugsam präsentiert. Der Rohölmarkt spricht indes eine andere Sprache. Hier scheint man ein Übergreifen der Krise auf andere Erdöl-reiche Länder zu befürchten. Gleichzeitig dürfte nun der Weg für den Euro nach oben frei sein und die Marke von 1,40 Dollar angetestet werden. An Bedenken mangelt es also nicht. Der Jagd nach dem vermeintlich günstigen Einstieg in den Aktienmarkt steht das große Risiko gegenüber, dass die Profis diese Krise unterschätzen und an einem gewissen Punkt voll investiert ihr Heil in der Flucht sehen müssen. Wenn sich die Situation im arabischen Raum nicht bald beruhigt, werden die Konsequenzen an allen Fronten sichtbar sein: Bei der Inflation, beim Konsum und bei den Gewinnmargen der Unternehmen. Die Profis gehen hier in der Tat ein hohes Risiko ein.


Eckdaten zum 3. März 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (3. 3., 12.25 h)
7235 Punkte
Dow Jones (2. 3. Schluss)
12.066 Punkte
Gold (Feinunze)
1426,85 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,20%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,90%
1,30% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,52%
2,10% (Netbank AG)

*Quelle: www.festgeld.de



AZ 2011, Nr. 10, S. 5

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