Gesundheitspolitik

ABDA verkauft Palais

Peter Ditzel

Als wir heute unsere Mails checkten, trauten wir unseren Augen nicht: "ABDA verkauft Palais", lautete die Überschrift einer Pressemeldung, abgesandt von einer neuen "Presse- und Informationsstelle der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände". Auf dem Verteiler standen so Namen wie DAZ, PZ, eine Reihe von Gesundheitsjournalisten und Online-Diensten wie DAZ.online oder Apotheke adhoc.

Ja, wie, gibt es das noch? Ist ein Wunder geschehen? Oder besser gesagt, gleich zwei Wunder? Das erste Wunder: Eine offizielle Pressemitteilung der ABDA, die zuvor adhoc noch nicht im Internet zu lesen war? Verschickt von einer Presse- und Informationsstelle der ABDA, die Pressenachrichten zeitgleich und ohne Unterschiede an alle relevanten Medien aussendet? Die ihre Meldungen nicht auch noch überflüssigerweise und bezahlt über einen Gesundheitsverteiler adhoc versendet. Eine Pressestelle, die also gleichrangig die Verbandszeitschrift der ABDA, die verbandsunabhängigen Zeitschriften und Online-Dienste mit Nachrichten beliefert und nicht bevorzugt ein Adhoc-Online-Medium, das dem ABDA-Pressesprecher selbst eng und familiär verbunden ist.

Und das zweite Wunder war die Nachricht selbst. Die ABDA verkauft nun also das Apothekerhaus, das Mendelssohn-Palais, hieß es da. Man habe sich in fast einstimmiger Runde für den Ankauf eines modernen sachlichen Bürogebäudes entschieden mit modernster Kommunikationstechnik. Die neuen Büroräume sind hell und freundlich, heißt es in der Meldung, das Eingangsfoyer ist großzügig, ohne ins Protzige abzurutschen. Selbst ein großer Sitzungssaal, der bei Bedarf in kleinere Räume geteilt werden könne, sei vorhanden. Das Palais habe zwar nicht ganz den gewünschten Erlös gebracht, aber durch eine geschickte Finanzierung sei die Belastung leicht zu stemmen. Und nach dem Umzug in die neuen Räume, der noch im März stattfinde, werde die Berufsvertretung zum Tag der offenen Tür am 1. April einladen – Apothekerinnen und Apotheker seien herzlich willkommen. Ein sich daran anschließendes Symposium werde die Apothekenbetriebsordnung diskutieren und Strategien entwerfen, wie eine Verankerung von Pick-up-Stellen in der ApBetrO verhindert werden könne.

Wir basteln gerade an einer Jubel-Schlagzeile, füttern unsere Online-Seite – da summt und piept es: 6.30 Uhr zeigt die Digitalanzeige. Heute ist Rosenmontag, tönt es aus dem Radiowecker, Helau, Alaaf – alles nur geträumt?! Nicht mal ein Wunder? Nein, heute keine Wunder! Aber auch heute stirbt die Hoffnung zuletzt.


Peter Ditzel



AZ 2011, Nr. 10, S. 1

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