Prisma

Diabetes durch Forschung am Schwein verstehen

Münchener Tiermediziner haben ein genetisch modifiziertes Schwein gezüchtet, an dem wichtige Aspekte des Typ-2-Diabetes erforscht werden können. Mithilfe des Tiermodells hoffen sie neue Therapien und diagnostische Verfahren entwickelt zu können.
Forschungsobjekt Mithilfe einer neuen Art genetisch modifizierter Schweine soll Diabetes besser erforscht werden können.
Foto: Nachbarland Niederlande

Das Schwein scheint dafür besonders gut geeignet, weil sein Stoffwechsel dem des Menschen sehr ähnelt. So zeigt der Stoffwechsel der "neuen" Schweine wichtige Ähnlichkeiten mit dem Typ-2-Diabetes des Menschen, etwa eine mit dem Alter schlechter werdende Glucoseverwertung, die mit einer verminderten Insulinausschüttung einhergeht. Auch die Masse der insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse ist bei den Schweinen aufgrund einer gestörten Vermehrung reduziert.

Insgesamt bietet das neue Schweinemodell vielfältige Optionen für die Diabetesforschung, etwa die weitere Entwicklung und die Überprüfung von Therapieansätzen, die auf den Inkretinhormonen basieren und bereits jetzt eine wichtige Rolle spielen. Die beiden körpereigenen Inkretinhormone GIP (Glucose-abhängiges Insulin-freisetzendes Polypeptid), und GLP-1 (Glucagon-ähnliches Peptid-1) werden nach der Nahrungsaufnahme vom Darm abgegeben und gelangen über die Blutbahn zur Bauchspeicheldrüse, wo sie die Bildung und Ausschüttung von Insulin stimulieren. GLP-1-Analoga werden bereits erfolgreich in der Diabetestherapie eingesetzt. Die Wirkung von GIP dagegen ist bei Diabetikern stark eingeschränkt, wobei unklar ist, ob dies eine Ursache oder eine Folge des Diabetes ist. Das neue genetisch modifizierte Schwein zeigt ebenfalls eine stark reduzierte GIP-Wirkung. Dies könnte nicht nur zu einer Reduktion der Zuckerverwertung und Insulinfreisetzung, sondern auch zu einer verminderten Betazellmasse führen – und damit eher Ursache als Folge sein.

Die neuen Schweine könnten auch dabei helfen, bildgebende Verfahren zu entwickeln, mit denen die Masse der Betazellen am lebenden Patienten dargestellt werden kann. hel

Quelle Renner, S., et al.: Diabetes, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.2337/db09-0519

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