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Wille: Rabattverträge ausdehnen

BERLIN (ks). Der Ökonom Professor Eberhard Wille hält wenig von kurzfristigen Sparmaßnahmen im Arzneimittelsektor. Statt bei Zwangsrabatten, Apothekenabschlägen oder Preismoratorien anzusetzen, sollte den Kassen mehr Spielraum bei Rabatt- und Preisverhandlungen eingeräumt werden.
Eigene Arzneimittellisten sollen die Kassen nach einem Vorschlag von Professor Wille aufstellen dürfen.Foto: DAZ/Sket

Wille sieht bei den Arzneimittelpreisen in Deutschland noch "Spielraum nach unten", sagte er im FAZ-Interview (Ausgabe vom 22. Februar). Die aus den vergangenen Jahren bekannten Maßnahmen zur unmittelbaren Erzielung von Spareffekten hält er allerdings für eine "unbefriedigende Notlösung". Ein schneller Einsparerfolg lasse sich mit ordnungspolitisch konformen Mitteln nicht erreichen. Er selbst würde immer für Verhandlungslösungen plädieren, "auch wenn diese zeitintensiver ausfallen". So sollten Wille zufolge auch die Rabattverträge ausgedehnt werden: "Der Gesetzgeber sollte Kassen das Recht gewähren, eigene Arzneimittellisten aufzustellen. In deren Rahmen darf eine Auswahl jedoch nur dort stattfinden, wo es vergleichbare Arzneien für eine Therapie gibt. Um die Belieferung der Sortimente können sich Pharmahersteller bewerben". Die Argumente der rabattvertragskritischen Generikahersteller kann Wille nicht stützen. Die befürchteten Konzentrationsprozesse gebe es auch auf Kassenseite. Zudem liefen sie bereits seit Jahren ab und würden allenfalls verstärkt.

Was patentgeschützte Arzneimittel betrifft, ist für Wille ein abgestuftes Verfahren denkbar, "das sowohl den Interessen der Kassen entspricht, Geld zu sparen, als auch den Pharmastandort Deutschland nicht allzu stark beeinträchtigt". So könnte man Herstellern neuartiger Arzneimittel, die der bisherigen Standardtherapie vermutlich überlegen sind, erlauben, den Preis für die ersten zwei oder drei Jahre nach Ermessen festzulegen. "Die spätere Erstattung würde an die Ergebnisse einer Kosten-Nutzen-Bewertung gekoppelt", so Wille.

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