Arzneimittel und Therapie

US-Gutachter fordern Marktrücknahme von Rosiglitazon

In den USA werden Forderungen laut, Rosiglitazon wegen seiner Kardiotoxizität vom Markt zu nehmen. Das ist der New York Times vom 20. Februar 2010 zu entnehmen, die sich auf einen vertraulichen Regierungsbericht beruft. Allein im dritten Quartal 2009 sollen der FDA 304 Todesfälle unter dem Glitazon gemeldet worden sein. Die Gutachter des Berichts sehen in Pioglitazon eine wesentlich risikoärmere Alternative: Pro Monat könnten rund 500 Herzinfarkte und 300 Fälle von Herzinsuffizienz verhindert werden, wenn auf Rosiglitazon zugunsten von Pioglitazon verzichtet würde, so die Hochrechnung.
Die Diskussion um das kardiotoxische Risiko von Rosiglitazon hält an. In der RECORD-Studie mussten mit Rosiglitazon behandelte Typ-2-Diabetiker zwar nicht häufiger wegen kardiovaskulärer Ereignisse in die Klinik eingeliefert werden als Patienten der Vergleichsgruppe, doch das kann Kritiker nicht überzeugen.
Foto: Sket

Die Diskussion um die kardiovaskuläre Sicherheit von Rosiglitazon (Avandia® , Avandamet® , Avaglim®) ist nicht neu. Eine im Juni 2007 im New England Journal of Medicine veröffentlichte Metaanalyse von Nissen und Kollegen kam zu dem Schluss, dass Typ-2-Diabetiker ein um 43% erhöhtes Herzinfarktrisiko haben, wenn sie mit dem Insulinsensitizer und PPAR-gamma-Agonisten Rosiglitazon behandelt werden. Auch das Risiko für kardiovaskuläre Todesfälle war unter der Behandlung mit Rosiglitazon erhöht. Im Januar 2008 hatte die europäische Zulassungsbehörde EMA aus der Diskussion um mögliche kardiotoxische Eigenschaften von Rosiglitazon Konsequenzen gezogen und empfohlen, Rosiglitazon nicht mehr bei Patienten mit instabiler Angina pectoris und nach einem Herzinfarkt einzusetzen. Im Juni 2009 wurden die Ergebnisse der RECORD-Studie (Rosiglitazone Evaluated for Cardiac Outcomes and Regulation of Glycemia in Diabetes) veröffentlicht. Mit dieser Studie wollte der Hersteller, GlaxoSmithKline, den Verdacht entkräften, dass Rosiglitazon das kardiovaskuläre Risiko erhöht. In der open label durchgeführten Studie mussten in der Tat unter Rosiglitazon nicht mehr Patienten wegen kardiovaskulärer Komplikationen in die Klinik eingewiesen werden wie unter Metformin/Sulfonylharnstoff-Behandlung. Doch die Ergebnisse konnten die Kritiker nicht überzeugen. Sie wiesen unter anderem auf Ungereimtheiten im sekundären Endpunkt Herzinfarkt hin, bei dem Rosiglitazon schlechter abgeschnitten hatte als die Vergleichsmedikation.

Alternative Pioglitazon?

Im Gegensatz zu Rosiglitazon scheint Pioglitazon das kardiovaskuläre Risiko nicht zu erhöhen. Doch entsprechende Vergleichsstudien, die dies bestätigen, fehlen bislang. Antwort könnte die im Mai 2009 begonnene TIDE-Studie (Thiazolidinedione Intervention With Vitamin D Evaluation) geben, in der Typ-2-Diabetiker unter anderem placebokontrolliert Rosiglitazon oder Pioglitazon erhalten. Zwischenergebnisse werden jedoch nicht vor 2014 vorliegen, Endergebnisse nicht vor 2020, so die New York Times. Diejenigen, die davon überzeugt sind, dass Rosiglitazon das kardiovaskuläre Risiko erhöht, halten die Durchführung dieser Studie für unverantwortlich. Sie werfen GlaxoSmithKline vor, die Studienteilnehmer nicht ausreichend über die Risiken informiert zu haben.

FDA kommt Forderung nicht nach

Die FDA lässt sich von dem Regierungsbericht jedoch nicht beirren. In einer Mitteilung vom 22. Februar 2010 erklärt sie, dass aktuell kein Anlass bestehe, die bisherigen Empfehlungen für den Einsatz von Rosiglitazon zu ändern. Im Rahmen der Überprüfung des kardiovaskulären Risikos von Rosiglitazon würden zur Zeit die Daten der RECORD-Studie ausgewertet. Neue Erkenntnisse aus der Sicherheitsbewertung sollen im Juli 2010 vorgestellt werden. du

Quelle Committee on Finance, United States Senate. Staff report on GlaxoSmithKiline and the diabetes drug Avandia. January 2010. Available at http://finance.senate.gov/press/Gpress/2010/prg022010a.pdf.

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