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Ein fettes Problem

Beatrice Rall

Die Deutschen sind zu dick. Das ist keine neue Erkenntnis, wird einem im Frühjahr aber wieder einmal besonders bewusst. Pünktlich mit dem Auftauchen der ersten Schneeglöckchen schießen auch wieder die Diäten aus den Tiefen der Redaktionsarchive auf die Titelblätter diverser Zeitschriften. Wir sind da keine Ausnahme, wie Sie sicher schon bemerkt haben. Frühjahrszeit ist nun einmal Diätzeit – und vielleicht regt unsere Schlagzeile und vor allem die dahinter steckende Übersicht über die derzeitige Diätenlandschaft (im Heft auf S. 63) ja doch den einen oder anderen von Ihnen dazu an, sich mit dem Thema näher zu beschäftigen. Sei es, um eigenen überflüssigen Pfunden zu Leibe zu rücken oder für die Kunden in die Funktion des Lotsen im Diätendschungel zu schlüpfen. In beiden Fällen hätten wir unser Ziel erreicht, eine Sensibilisierung für ein immer fetter werdendes Problem zu schaffen. Denn ein Problem ist die Zunahme von Übergewicht und Adipositas in der Tat. Laut einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Statistik gehen sechs Prozent der Ausgaben der Gesundheitssysteme in der EU auf Krankheiten zurück, die von Übergewicht mit verursacht worden sind. Für Deutschland bedeutet dies zwischen 10 und 20 Milliarden Euro pro Jahr.

Gesundheitsorganisationen weltweit fordern angesichts der immer größer werdenden Zahl übergewichtiger und fettleibiger Menschen Maßnahmen von Seiten der Politik, z. B. die Einschränkung von Werbung für Fast Food und stark zuckerhaltige Lebensmittel sowie Motivationsprogramme für mehr Bewegung. Ob diese Maßnahmen etwas bringen, wird kontrovers diskutiert. Verbote steigern ja eher noch den Reiz. Und so lange Übergewichtige nicht selbst zu der Erkenntnis gelangen, dass sie sich mit ihrem Ernährungs- und Bewegungsverhalten schaden, wird die beste Motivation nicht fruchten. So lange Abnehmwilligen zudem nicht ganz klar bewusst ist, dass Gewichtsverlust mit Einschränkungen und Mühen verbunden ist und nur eine dauerhafte Umstellung der Ernährungsgewohnheiten langfristig das Wunschgewicht garantiert, werden Diäten immer nur einen kurzen Erfolg haben. Denn eines muss man leider sagen: Die Formel fürs Abnehmen bzw. Schlankbleiben mit Schweinshaxe und Sahnetorte hat leider noch keiner erfunden. Genau diese Formel erhoffen sich Abnehmwillige jedoch. So stand in einer im Auftrag von Pfizer durchgeführten aktuellen Umfrage (im Heft auf S. 32) der Internet-Bezug von Diätpillen an erster Stelle – und zwar von eigentlich rezeptpflichtigen Präparaten, die ohne Rezeptvorlage angeboten wurden. Den Bestellern dürfte zumindest teilweise klar gewesen sein, dass sie bei einer solchen Bestellung ein Risiko in Kauf nehmen und unter Umständen gefälschte Ware erhalten (die im besten Fall keine Wirkung hat). Dieses Risiko erschien den meisten jedoch wohl vertretbar angesichts der Hoffnung, ohne Verzicht auf die geliebte Pizza und ohne sich in die Laufschuhe quälen zu müssen zwei oder drei Kleidergrößen zu verlieren. So gaben in der Umfrage sogar 14 Prozent an, dass sie die Pillen auch dann gekauft hätten, wenn sie gewusst hätten, dass es sich dabei um Fälschungen handelt.

Was kann man hiergegen tun? Auf politischer Ebene sind angesichts des Umfrageergebnisses erneut Maßnahmen bezüglich des Versandhandels von Arzneimitteln via Internet zu fordern. Bei der EU-Kommission hat man die Problematik inzwischen erkannt und arbeitet an Lösungsvorschlägen. Wann diese Lösungen kommen und wie gut sie tatsächlich wirken werden, ist aber noch offen. Für die Apotheke zeigt das Ergebnis wieder einmal, wie wichtig die Aufklärung der Kunden ist. Aufklärung über die Gefahren des Versandhandels, über die Risiken und die Grenzen von Diätpillen im Allgemeinen und Aufklärung darüber, welche Möglichkeit man ohne Pillen hat, Gewicht zu verlieren. Wir hoffen, Sie mit diesem Heft ein wenig dabei unterstützen zu können.

Als Unterstützung Ihrer Beratungstätigkeit ist auch das Poster zum Thema Vitamine gedacht, das Sie in dieser Ausgabe der DAZ beigelegt finden. Es enthält alle wichtigen Informationen zu Vitaminen, nennt Personengruppen, die für eines oder mehrere Vitamine einen Mehrbedarf haben (z. B. Diabetiker, um die sich auch unser Beitrag zu Mikronährstoffen in der Rubrik "Ernährung aktuell" dreht, im Heft auf S. 71) und kann durch eigene Präparateempfehlungen ergänzt werden. In der DAZ Nr. 9 werden Sie ein weiteres Poster vorfinden zum Thema Mineralstoffe.

Aufklappen, Aufhängen, damit Beraten und ab und zu beim Ansehen an die DAZ denken – das würde uns sehr freuen.


Beatrice Rall

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