Feuilleton

Friedrich Hoffmann (1660 1742)

Vor 350 Jahren wurde der Hallesche Arzt und Professor der Medizin, Friedrich Hoffmann, geboren. Die nach ihm benannten Hoffmannstropfen, ein Analgetikum und Analeptikum, sind in modernisierter Rezeptur noch heute in der Apotheke erhältlich. Weitere, von ihm konzipierte und nach ihm benannte Arzneimittel, ein Lebensbalsam sowie ein Magenelixier, standen in leicht modifizierter Rezeptur noch im DAB 6. Der folgende Beitrag erinnert an Leben und Werk dieses berühmten Mediziners.
Friedrich Hoffmann im Alter von 60 Jahren.

Friedrich Hoffmann stammt aus einer seit dem späten 16. Jahrhundert in Halle an der Saale ansässigen Apothekerfamilie und wurde dort am 19. Februar 1660 als Sohn von Friedrich Hoffmann dem Älteren (1626 –1675) geboren. Dieser war Stadtphysikus und zugleich Leibarzt des in Halle residierenden Administrators des säkularisierten Erzbistums Magdeburg. Er weckte bei seinem Sohn schon frühzeitig das Interesse für Anatomie, Chemie und Arzneimittelherstellung, indem er ihn an den anatomischen und chemischen Kollegs teilnehmen ließ, die er in seinem Hause für einige Medizinstudenten abhielt (Halle hatte damals noch keine Universität).

Nach dem Tod seiner Eltern im Jahre 1675 lebte Friedrich Hoffmann der Jüngere während seiner Gymnasialjahre bei Verwandten seiner Mutter in Halle. Im Jahre 1678 nahm er das Medizinstudium an der Universität Jena auf, studierte dort außerdem Mathematik und Philosophie und besuchte auch Chemievorlesungen an der benachbarten Universität Erfurt. Ende Januar 1681 wurde er in Jena zum Doktor der Medizin promoviert. Anschließend war Hoffmann für ein Jahr als Dozent an der Universität Jena tätig. Danach begab er sich für etwa zwei Jahre nach Minden in Westfalen, wo er sich als praktischer Arzt betätigte. Im Jahre 1684 unternahm er eine Bildungsreise nach Holland und England, die ihn mit führenden Gelehrten seiner Zeit bekannt machte, so zum Beispiel mit Robert Boyle.

1685 nach Minden zurückgekehrt, wurde Hoffmann dort zum Garnisonsarzt ernannt. 1686 verlieh ihm der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm den Titel eines Hofarztes und beförderte ihn zum Physikus des Fürstentums Minden. Eine zweite Bildungsreise nach Holland und Brabant folgte 1687. Im folgenden Jahr nahm Hoffmann für sechs Jahre seine Tätigkeit als Landphysikus in Halberstadt auf. In dieser Zeit wuchs sein Ansehen durch erfolgreich durchgeführte Therapien sowie durch die Publikation kleinerer Abhandlungen medizinisch-therapeutischen Inhalts.

Hoffmann folgte im Jahre 1693 dem Ruf des brandenburgischen Kurfürsten als erster Professor der Medizin und Naturlehre an die neugegründete Universität Halle, der er bis zu seinem Tod im Jahre 1742 mit wenigen Unterbrechungen angehörte. Während seiner Lehrtätigkeit, die er noch im Alter von 80 Jahren ausübte, bildete Hoffmann eine große Anzahl von Medizinern aus, von denen etliche zu bedeutenden Hofärzten und Universitätsprofessoren aufstiegen. Seine akademische Reputation führte Hoffmann zur Mitgliedschaft in mehreren wissenschaftlichen Vereinigungen wie der Leopoldina und der Londoner Royal Society. Neben seiner Professur war Hoffmann stets ärztlich in verschiedenen Fürstenhäusern, zeitweilig auch als Leibarzt des preußischen Königs in Berlin, tätig. Sein ärztlicher Rat wurde nicht nur persönlich, sondern vielfach auch schriftlich erbeten und in späteren Jahren in einer umfangreichen, von ihm publizierten Konsiliensammlung dargelegt.

Medizinische Theorie

Im Jahre 1695 erschienen Hoffmanns "Fundamenta Medicinae" als erste Gesamtdarstellung seiner medizinischen Theorie in der Form eines in lateinischer Sprache abgefassten Kurzlehrbuches für seine Medizinstudenten. Die hier erstmals publizierten Grundgedanken wurden in dem 1718 bis 1740 erschienenen vierbändigen Hauptwerk "Medicina rationalis systematica" beibehalten. Das medizinische Wissen des 17. Jahrhunderts, so die Erkenntnisse der makro- und mikroskopischen Anatomie, Harveys Blutkreislauflehre, kartesische Naturmechanik und Boyles Korpuskularchemie wurde unter Einbeziehung der antiken Humoralpathologie (Viersäftelehre) zu einem schlüssigen System der Physiologie, Pathologie und Therapeutik ausgebaut.

Die Funktionen des menschlichen Körpers waren nach Hoffmanns Auffassung abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit der drei Körpersäfte Blut, Lymphe und Nervensaft. Deren Fließeigenschaften sollten ihrerseits abhängen von den in ihnen enthaltenen unterschiedlich geformten korpuskularen Bestandteilen. Besondere Bedeutung hatte für Hoffmann die hypothetische, ätherhaltige Nervenflüssigkeit, die die sehr feinen Kanäle der Nervenfasern durchströmen sollte. Der vermeintliche Nervenspiritus sollte nicht nur Wahrnehmung und Empfindung vermitteln, sondern auch den geordneten Ablauf sämtlicher physiologischer Funktionen steuern. Die Verdauung sollte insbesondere der Bereitstellung besonders kleiner, gut beweglicher Partikel für die drei Körpersäfte dienen.

Alle physiologischen Funktionen waren für Hoffmann abhängig von der Bewegungsintensität von Blut und Nervensaft in einem intakten Gefäßsystem. Im Umkehrschluss galt ihm daher die beeinträchtigte Bewegung von Blut und Nervenflüssigkeit als Ursache für die Entstehung von Krankheiten.

Pharmakotherapie

Seiner medizinischen Theorie entsprechend, wandte Hoffmann Arzneimittel an, die die Verdauung und die Ausscheidungen fördern und hierdurch die stoffliche Zusammensetzung von Blut und Nervensaft verbessern sollten. Häufig verordnete er Ätherisch-Öl-Drogen, ätherische Öle, Weine und den von ihm selbst kreierten "Liquor anodynus mineralis", Vorläufer der späteren "Hoffmannstropfen"; diese Mittel sollten in der Art des vermeintlich im Blut und im Nervenspiritus enthaltenen Äthers (Aether nervalis) wirken.

Über Anwendungsbeobachtungen von Heilmitteln, zu denen auch Mineralwässer und Bäder gehörten, haben Hoffmann und seine Doktoranden zahlreiche kleinere Traktate veröffentlicht.

Literatur Lanz, Almut: Arzneimittel in der Therapie Friedrich Hoffmanns (1660–1742) unter besonderer Berücksichtigung der Medicina consultatoria (1721–1723). Braunschweig 1995. 

 


Autorin

Dr. Almut Lanz 

An den Teichen 3, 

38124 Braunschweig

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