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Schlafstörungen bleiben meist unbehandelt

BERLIN (ks). Der Krankenstand ist im vergangenen Jahr geringfügig auf 3,4 Prozent (2008: 3,3 Prozent) gestiegen. Damit fehlten Arbeitnehmer im Schnitt 12,4 Tage am Arbeitsplatz. Zugenommen haben vor allem Krankschreibungen wegen Atemwegs- und psychischen Erkrankungen. Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle DAK-Gesundheitsreport. Einen besonderen Fokus legt die alljährlich erscheinende Studie diesmal auf Schlafstörungen.
Ein- und Durchschlafstörungen betreffen rund 20 Millionen Menschen in Deutschland. Nur wenige werden adäquat behandelt.
Foto: DAK/Wigger

Für den Gesundheitsreport hat die DAK die Krankschreibungen von 2,5 Millionen erwerbstätigen Mitgliedern mithilfe des Berliner IGES Instituts ausgewertet. Die Ergebnisse: Etwa die Hälfte der DAK-Mitglieder war im Jahr 2009 mindestens ein Mal krankgeschrieben. Durchschnittlich betrug die Dauer der Krankschreibung 10,9 Tage – diese Zahl ist jedoch stark beeinflusst durch lange Fälle. Tatsächlich dauerten nur 3,2 Prozent der Fälle länger als sechs Wochen, verursachten aber 38,2 Prozent des Krankenstandes. Die meisten Fehltage waren eine Folge von Muskel-Skelett-Erkrankungen. An zweiter Stelle folgten Atemwegserkrankungen, bei denen gegenüber 2008 ein Anstieg von +19 Prozent zu verzeichnen war. Dem Report zufolge ist dieser Anstieg vor allem auf normale grippale Infekte zurückzuführen. Die Diagnose "Schweinegrippe" spielte keine große Rolle. Die psychischen Krankheiten belegten bei der Anzahl der Fehltage – nach den Verletzungen – den vierten Rang und stiegen gegenüber 2008 um 6 Prozent. Zwischen 1998 und 2009 nahm ihr Anteil am Krankenstand um mehr als 60 Prozent von 6,6 auf 10,8 Prozent zu.

Jeder Zweite hat Schlafprobleme

Zum Thema Schlafstörungen wurde für den DAK-Report zudem eine telefonische Befragung von 3000 Beschäftigten im Alter zwischen 35 und 65 Jahren durchgeführt. Diese zeigte, dass rund die Hälfte der Befragten keine Probleme mit dem Schlaf hat – 28 Prozent klagen jedoch über gelegentliche und 21 Prozent über häufigere Schlafprobleme. Umgerechnet auf die erwerbstätige Bevölkerung sind das rund 20 Millionen Personen. Besonders belastet sind knapp zehn Prozent, die schwere Schlafstörungen haben: In dieser Gruppe schlafen bis zu vier Millionen Berufstätige mehr als dreimal pro Woche schlecht. Dabei nehmen die Schlafschwierigkeiten mit steigendem Alter kontinuierlich zu. Als Ursache für ihre Ein- und Durchschlafprobleme nannten 40 Prozent der Befragten Stress und Belastungen. Dazu gehörten auch Konflikte im Job, die sich angesichts der Wirtschaftskrise verstärkt haben. Jeder Vierte grübelt nachts über Ängste und Sorgen. Schichtarbeit und Jobs nach 20 Uhr plagen jeden Fünften bei der Nachtruhe. Als weitere Ursachen für einen gestörten Schlaf nannten die Befragten Schmerzen sowie Lärm.

Jeder zehnte Betroffene nimmt Schlafmittel

Ärztlich behandeln oder gar krankschreiben lassen sich jedoch die wenigsten. Lediglich bei zwei bis drei von 100 Beschäftigten waren die Schlafstörungen so stark, dass sie zur Krankschreibung führten. Knapp 10 Prozent der Befragten mit Schlafproblemen nahmen in den letzten drei Monaten Schlafmittel ein – 5 Prozent mindestens einmal pro Woche, 6 Prozent länger als ein Jahr. Dabei waren 43 Prozent der Schlafmittel ärztlich verordnet, 26 Prozent wurden im Wege der Selbstmedikation bezogen. Die Analyse der Verordnungsdaten zu Schlafmitteln (Benzodiazepine, Benzodiazepin-Agonisten, sedierende Antidepressiva und Alkoholderivate) zeigt, dass Patienten mit steigendem Alter die Schlafmittel über einen längeren Zeitraum als empfohlen verschrieben werden. Eine leitlinienkonforme Kurzzeittherapie erhielten innerhalb des Untersuchungszeitraumes von einem Quartal 91 Prozent der 20- bis 24-jährigen Patienten, bei den 60 bis 65-jährigen Patienten bekamen dagegen nur noch 56 Prozent die Medikamente entsprechend der empfohlenen Dauer. Über alle Altersgruppen hinweg erhielten knapp 14 Prozent der DAK-Versicherten, die die einschlägigen Medikamente einnehmen, eine Dauerverordnung.

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