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Das war 2010

Peter Ditzel

"Wutbürger" – dieses Wort hat die Deutsche Gesellschaft für Sprache zum Wort des Jahres gewählt. "Wutbürger" stehe für die "Empörung in der Bevölkerung", heißt es in der Begründung, "dass politische Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen werden". Als Beispiel wird hierfür Stuttgart21, der geplante Umbau des Bahnhofs der Landeshauptstadt Baden-Württembergs, genannt. Dieses Thema, so wird vermutet, könnte die nächste Landtagswahl entscheidend mit beeinflussen.

"Wutapotheker" hätte unser Vorschlag für ein Wort des Jahres 2010 lauten können – und zwar in Zusammenhang mit dem Vorschlag für ein Unwort des Jahres, nämlich AMNOG. Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz und die Diskussionen hierzu standen im Mittelpunkt vieler berufs- und gesundheitspolitischer Bemühungen. Wieder einmal werden die Apotheker über die Maßen zur Kasse gebeten – einmal unmittelbar durch eine gesetzliche Anhebung des Kassenabschlags auf 2,05 Euro, festgeschrieben auf zwei Jahre, und mittelbar durch die angekündigten Maßnahmen des Großhandels, der seine

AMNOG-Belastungen an die Apotheken weiterreichen wird. Dass Apotheken erneut zur Kasse gebeten werden und einen massiven Sparbeitrag leisten müssen, löste Unverständnis aus, auch Wut. Die Raubbau-Aktion der ABDA war die nach außen sichtbare Antwort darauf. Nach Berechnungen und Einschätzungen der ABDA wird es für einige Apotheken im kommenden Jahr aufgrund der vorgesehenen Einschnitte finanziell sehr eng werden. Zusammen mit weiteren AMNOG-Maßnahmen wie beispielsweise der Kosten-Nutzen-Bewertung für neue Arzneimittel, der Änderungen bei der Packungsgrößenverordnung und weiteren Reformen im Arzneimittelmarkt wird das AMNOG für einen Umbruch im Arzneimittelmarkt sorgen.

Für Wut unter Apothekerinnen und Apothekern sorgte auch das von der Politik zwar beteuerte, aber letztlich nicht eingelöste Versprechen, ein Verbot von Pick-up-Systemen umzusetzen. Drogeriemärkte bauten munter ihre Systeme und die Zusammenarbeit mit Versandapotheken aus. Selbst Apotheker trieben ein eigenes Pick-up-System ("Vorteil24") voran.

Während Gesetze wie das AMNOG die Einkünfte und Mittel der Apotheken immer stärker beschneiden, werden die Anforderungen an Apotheken ständig höher geschraubt. Beispiele hierfür sind Qualitätsmanagementsysteme und Zertifizierungen, die von Apotheken verlangt werden, insbesondere für die Hilfsmittelbelieferung.

Steigende Anforderungen an Apotheken ließ auch der inoffizielle Entwurf für eine Novellierung der Apothekenbetriebsordnung erahnen, der durch eine Übermittlungspanne an die Öffentlichkeit gelangte. Der Aufschrei unter Apothekerinnen und Apothekern war groß: Das Ministerium denkt über größere Anforderungen und mehr Auflagen für eine vertrauliche Beratung nach, über strengere Vorschriften bei der Arzneimittelherstellung und vieles mehr. Ob es soweit kommt, wird der offizielle Entwurf zeigen, der im ersten Quartal des neuen Jahres vorgelegt werden soll.

Unsere letzte DAZ in diesem Jahr lädt Sie ein zu einem Jahresrückblick – nicht nur auf die politischen Ereignisse. Auch auf anderen Gebieten hat sich wieder viel bewegt in 2010. Wir schauen zurück auch auf die zahlreichen Geschehnisse und Veränderungen, auf die Rechtsprechung, die zum Teil gravierend die wirtschaftlichen Belange der Apotheke mitbestimmt, auf die wirtschaftlichen und fachlichen Diskussionen. Stichworte hierzu sind das Urteil zu Boni und Rabatten, die Abgabeautomaten sowie die Aktivitäten und Veränderungen im Großhandel (Mehrheitsbeteiligung von Alliance Boots an der Anzag und die Vorhaben von Medco/Celesio).

Sie finden in unserem Rückblick aber auch eine Zusammenstellung der wichtigsten Arzneimittel-innovationen, unserer wichtigsten Berichte zu Arzneimitteltherapien, zur Arzneimittelsicherheit und zur Selbstmedikation. Und wir lassen in kurzen Übersichten interessante und informative Beiträge und Berichte aus der DAZ zum Thema Fortbildung Revue passieren.

Wir freuen uns, wenn Ihnen auch die letzte DAZ 2010 mit dem Jahresrückblick gefällt. Die DAZ-Redaktion wünscht Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und viel Erfolg in 2011. Im neuen Jahr informieren wir Sie wieder wöchentlich mit der DAZ, der AZ und täglich auf DAZ.online.


Peter Ditzel

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