Arzneimittel und Therapie

Genomanalyse zeigt globale und lokale MRSA-Ausbreitung

Gegen Antibiotika resistente Staphylococcus-aureus-Stämme (MRSA) sind mittlerweile weltweit als Erreger nosokomialer Infektionen gefürchtet. Wissenschaftler vom Wellcome Trust Sanger Institute in Cambridge haben jetzt mit modernen Techniken das gesamte Genom von 42 MRSA-Isolaten verglichen, die zwischen 1982 und 2003 an verschiedenen Orten der Erde gesammelt wurden, und so einen genetischen "Stammbaum" der Bakterien entwickelt. Aber auch die Verbreitung des Keimes innerhalb des Klinikbetriebs kann auf diese Weise genau nachvollzogen werden.

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) wurden 1961 erstmals in Europa beschrieben. In den vier folgenden Jahrzehnten hat sich der Erreger gefürchteter nosokomialer Infektionen weltweit verbreitet, wobei der massive und unkontrollierte Einsatz von Antibiotika in den 60er Jahren zu dessen Verbreitung beigetragen hat.

Globale Ausbreitung der Bakterien ...

Mit moderner "high troughput"-Sequenzierungstechnologie hat ein internationales Team von Wissenschaftlern unter Leitung des Wellcome Trust Sanger Institute in Cambridge jetzt das Genom von 42 MRSA-Stämmen verglichen, die seit 1982 an verschiedenen Orten der Erde isoliert worden waren. Aus den Unterschieden der Gensequenzen ließ sich die Mikroevolution des MRSA aufzeigen und ein "Stammbaum" ableiten, der zeigt, dass resistente Staphylokokken tatsächlich ihren Ursprung in Europa haben. Im weiteren Verlauf der globalen Ausbreitung hat sich das Genom des Bakteriums ständig verändert und tut es auch weiterhin: Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es durchschnittlich alle sechs Wochen zu einer Mutation kommt. Unverändert hingegen blieben über den gesamten Zeitraum die Resistenzgene.

Dieser erste Teil der Studie zeigte, dass sich genetisch weitgehend ähnliche Isolate einer geografischen Herkunft zuordnen ließen.

… und Ausbreitung innerhalb einer Klinik

Mögliche lokale Veränderungen wurden im zweiten Teil der Studie untersucht. Von 20 MRSA-Isolaten, die über einen Zeitraum von sieben Monaten in einer thailändischen Klinik gesammelt worden waren, zeigten fünf nur geringfügige Veränderungen in ihrer Gensequenz. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie innerhalb der Klinik von Patient zu Patient weiterverbreitet wurden. Andererseits zeigten MRSA-Stämme aus verschiedenen Abteilungen der Klinik unterschiedliche Gemeinsamkeiten. Diese Erreger könnten, so die Vermutung der Autoren, auf unterschiedlichem Wege in den Klinikbetrieb gelangt sein. Bereits vor Kurzem war die Studie einer niederländischen Arbeitsgruppe zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen: Deren Ergebnisse hatten gezeigt, dass die Ausbreitung von MRSA durch die Verlegung von Patienten zwischen Krankenhäusern begünstigt wird.

Der Vorteil der neuen Technik besteht darin, dass Genome in ihrer Gesamtheit verglichen werden können und nicht – wie bisher – nur begrenzte Regionen des Genoms oder nur einzelne Genloci. Dadurch war es möglich, die Mikroevolution des MRSA und damit dessen weltweite Verbreitung aufzuzeigen. Es können aber auch wertvolle Daten für die unmittelbare Übertragung des Erregers von Patient zu Patient und damit für stationäre Maßnahmen innerhalb des Klinikbetriebs erhalten werden.


Quellen

Harris, S.R.; et al.: Evolution of MRSA During Hospital Transmission and Intercontinental Spread. Science 2010; 327 (5964): 469 – 474.

Caesar, W.: MRSA-Typen in Europa und ihre Ausbreitung. DAZ.online, 22. Januar 2010.


Dr. Hans-Peter Hanssen

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