Fachmedien kurz rezensiert

Steuerungsinstrumente des Arzneimittelmarktes

Dass der deutsche Arzneimittelmarkt überreguliert ist, wird inzwischen von allen mittelbar wie unmittelbar daran Beteiligten so gesehen, selbst dann, wenn diese Aussage vor dem Hintergrund unterschiedlicher Interessenslagen getroffen wird. Da inzwischen mehrere Regierungen zur ständig zunehmenden Regulierungsdichte beigetragen haben, vornehmlich um die Kostenentwicklung abzubremsen, dürfte derzeit ein umfassender Überblick über die einzelnen Regelungen und deren Wechselwirkungen untereinander nur noch wenigen möglich sein.

Uwe May und Cosima Bauer, beide vom Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller, unternehmen deshalb in ihrem Buch den dankenswerten Versuch, eine gewisse Ordnung in das Regulierungschaos zu bringen und Wertungen vorzunehmen. Auch wenn die detaillierte Analyse über weite Teile vorrangig sachlogisch argumentiert und nur gelegentlich auf Marktdaten zurückgreift, dürfte diese Publikation die bisher umfassendste zu diesem sich rasch wandelnden Thema sein. Sie ist damit zugleich Nachschlagewerk und hoch aktuelle Anregung für die weiter führende Diskussion und zwar für alle, die sich von Berufs wegen oder interessengeleitet mit der weiteren Entwicklung des Arzneimittelmarktes auseinandersetzen müssen.

Die Autoren weisen an mehreren Stellen auf die Defizite einer aussagekräftigen Versorgungsforschung hin, die gerade bei Arzneimitteln stets evidenzbasierte Kosten-Nutzen-Betrachtungen berücksichtigen und auf die Arzneimitteltherapiesicherheit ausgerichtet sein muss. Exemplarisch wird dies am Beispiel der IMS-Studie zum Einfluss der Rabattverträge auf die Qualität der Arzneimittelversorgung verdeutlicht. Eine erhöhte Verunsicherung der Patienten durch den Austausch gewohnter Arzneimittel geht mit verminderter Compliance, aber auch mit einem erhöhten Beratungsaufwand für die Apotheker einher. Die daraus resultierenden Kosten dürften bisher in keine evaluierende Bewertung eingegangen sein.

Da die Kostenentwicklung auf dem Arzneimittelmarkt ursächlich mit der Preisfestsetzung verbunden ist, bildet die Auseinandersetzung mit diesem Thema einen inhaltlichen Schwerpunkt des Buches. Hier geben die Autoren klare Empfehlungen, auf die zuvor argumentativ vorbereitet wurde: Ausbau des Festbetragssystems im Generikamarkt bei gleichzeitigem Verzicht auf Rabattverträge und konsequente Anwendung der Kosten-Nutzen-Bewertung bei patentgeschützten Arzneimitteln. Überlegungen zu Nutzen und Therapiekosten sollten aber auch schon in die Verfahren zur Festbetragsfestsetzung bei generischen Arzneimitteln einfließen.

Diese Vorschläge werden zu einem sprunghaft anwachsenden Bedarf nach methodisch hochwertigen Studien zur Kosten-Nutzen-Bewertung führen, die vergleichende Studien zu Arzneimitteln mit vergleichbarer therapeutischer Indikation einschließen und auch methodisch gleichwertige Anwendungsbeobachtungen zulassen sollten.

Neben dem unzweifelhaften Nutzen, den das vorliegende Buch für eine von detaillierter Sachkenntnis geprägte Diskussion über die Regulierung des Arzneimittelmarktes hat, spricht die Gliederung mit Hypothesen, Diskussionsabschnitten und Zwischenfazit für die Absicht der Autoren, auch die Zielgruppe der Studierenden in Pharmazie, Medizin, Ökonomie und in allen Public Health Masterstudiengängen anzusprechen. Ihnen allen, die das Geschehen auf dem Arzneimittelmarkt nicht nur mit verfolgen, sondern jetzt oder künftig auch aktiv mitgestalten wollen, sei dieses Buch unbedingt empfohlen.


Uwe May und Cosima Bauer,
Regulierungsinstrumente in der GKV-Arzneimittelversorgung
Eine ordnungspolitische Analyse,
XII, 160 Seiten, 36 Euro.
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2011.
ISBN 978-3-8047-2855-4


Prof. Dr. Marion Schaefer, Institut für Klinische Pharmakologie, Berlin

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