Arzneimittel und Therapie

Langfristige Reduktion fokaler epileptischer Anfälle

Auf der diesjährigen Neurowoche wurden erstmals Erfahrungen aus der offenen Langzeitbehandlung mit dem Antiepileptikum Eslicarbazepinacetat (Zebinix®) präsentiert. Sie belegen eine anhaltende Wirksamkeit in der längerfristigen Zusatztherapie fokaler epileptischer Anfälle bei Erwachsenen. Auch die Depression als häufige Komorbidität der Epilepsie wird günstig beeinflusst.

Das Antiepileptikum Eslicarbazepinacetat erhielt im April 2009 die EU-Zulassung zur Begleittherapie bei Erwachsenen mit partiellen epileptischen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung von Carbamazepin mit vergleichbarer Wirksamkeit, aber besserem Nebenwirkungsprofil. So traten in den drei zulassungsrelevanten Studien als ZNS-assoziierte Nebenwirkungen unter der höchsten Dosierung von 1200 mg Eslicarbazepinacetat bei 29% Schwindelgefühl, bei 15% Somnolenz und bei 14% Kopfschmerzen auf. Sie waren in der Regel mild bis moderat und nach sechs Behandlungswochen auf Placeboniveau. Erfahrungen aus der offenen Langzeitbehandlung über ein Jahr zeigen, dass die Reduktion der Anfallsfrequenz, die in den 26-wöchigen Zulassungsstudien erreicht wurde, langfristig mindestens erhalten werden kann. Innerhalb der zwölfmonatigen Beobachtungsphase ließ sich eine kontinuierliche Abnahme um 39 bis 58% beobachten. Die durchschnittliche Retentionsrate lag bei 74%. 612 von 833 Patienten wurden nach einem Jahr weiterhin mit Eslicarbazepinacetat behandelt.

Komorbidität Depression günstig beeinflusst

Auch die depressive Symptomatik, die bei therapieresistenter fokaler Epilepsie häufig als Komorbidität auftritt, wurde im Langzeitverlauf von Eslicarb azepinacetat günstig beeinflusst, wie die Auswertung von 828 veränderungssensitiven Depressionsfragebögen MADRS (Montgomery-Asberg-Depression-Rating-Skala) zu Beginn der Eslicarbazepinacetat-Therapie und nach maximal einem Jahr in der offenen Weiterführung der Studien zeigte. Eslicarbazepinacetat verbesserte die depressive Symptomatik in der überwiegenden Mehrzahl der Subskalen wie etwa Traurigkeit, verminderter Schlaf oder Gefühllosigkeit, und zwar unabhängig davon ob es sich um eine schwerwiegende oder moderate bis milde Depression handelte.

Eslicarbazepin bildet kein neurotoxisches Epoxid

Häufig beklagt werden von Patienten mit Epilepsie, insbesondere bei Temporallappenepilepsie, auch kognitive Störungen wie Vergesslichkeit und langsames Denken. Sie treten unter einer Polytherapie häufiger auf als unter einer Monotherapie. Als Ursache gilt die vermehrte Bildung von neurotoxischem Epoxid, die einer früheren Studie zufolge unter einer Kombination von Carbamazepin mit Phenytoin, Phenobarbital oder Valproat doppelt so hoch ist wie unter einer Carbamazepin-Monotherapie. Eslicarbazepinacetat wird dagegen nicht über ein Epoxid verstoffwechselt und besitzt daher kein neurotoxisches Potenzial.

Die RANSOM-Studie, die retrospektiv die Daten von mehr als 30.000 Patienten auswertete, zeigte, dass mangelnde Compliance eines der großen Probleme in der Epilepsietherapie darstellt und den Erfolg maßgeblich beeinträchtigt. Die Mortalitätsrate steigt ebenso wie die Zahl der Hospitalisierungen und die Kosten. Die tägliche Einmalgabe, wie sie bei Eslicarbazepinacetat möglich ist, vereinfacht das Therapieschema und fördert die Therapietreue. Als günstig gilt außerdem die schnelle Eindosierbarkeit innerhalb von einer bis zwei Wochen.


Quelle

Prof. Dr. Frithjof Tergau, Bad Hildesheim; Dr. Günter Krämer, Zürich: "Anforderungen an die moderne Epilepsietherapie: Beitrag von Zebinix® zu einer patientenorientierten Behandlung", Mannheim, 24. September 2010, veranstaltet von der Eisai GmbH, Frankfurt.


Apothekerin Dr. Beate Fessler

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