Aus Kammern und Verbänden

Klosterpharmazie vor 1800 in Westfalen

Das diesjährige Treffen der DGGP-Regionalgruppe Westfalen-Lippe fand am 6. November im ehemaligen Kloster Dalheim bei Lichtenau statt und war dem Thema Klosterpharmazie gewidmet.

Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Dalheim wurde von 1470 bis 1480 erbaut. Der Kreuzgang, der in diesem Jahr aufwendig restauriert wurde, weist im Gewölbe und an den Wänden Reste einer üppigen Bemalung auf, die überwiegend vor 1510 entstanden ist. Dargestellt sind Bibelszenen und Heilige, aber auch Pflanzen wie Granatapfel, Lilie, Glockenblumen oder Aronstab. Oft sind die Pflanzen nicht naturgetreu wiedergegeben, sondern aus Blättern und Blüten verschiedener Pflanzenarten konstruiert worden. Wie dieser Kreuzgang einst im Gesamtbild ausgesehen hat, lässt sich heute allenfalls vermuten. Von der ehemaligen Klosterbibliothek existiert zwar ein nach der Säkularisierung erstelltes (möglicherweise unvollständiges) Inventar, doch der Verbleib der Bücher ist nicht vollständig geklärt.

Die neu eröffnete Dauerausstellung "Eingetreten! 1700 Jahre Klosterkultur" stellt die Klostergeschichte in Dalheim und ganz Europa dar und zeigt unter 200 Exponaten auch ein Faksimile des St. Galler Klosterplans.


Museum


Landesmuseum für Klosterkultur

33165 Lichtenau-Dalheim

www.lwl.org/LWL/Kultur/ kloster-dalheim/museum

Geöffnet: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr


Nach der Führung durch das Museum referierte Priv.-Doz. Dr. Sabine Anagnostou, Marburg, über "Theriak und geistliches Konfekt – Ordensapotheken in Westfalen". Bis ins späte 18. Jahrhundert gab es in Westfalen drei Jesuitenapotheken, nämlich in Münster, in Haus Geist bei Oelde und in Büren. Alle drei waren wohlausgestattete Offizinen und versorgten nicht nur die Ordensmitglieder mit Arzneimitteln, sondern auch die Öffentlichkeit. Sie stellten zahlreiche Spezialitäten her wie den Theriak und die Urbanus-Pillen. In Münster entwickelte sich unter der Leitung des Apothekers Joseph Knuist (1703 – nach 1777) eine besonders große Pharmaproduktion.

Die Jesuitenapotheker besaßen eine hohe fachliche Kompetenz und waren in den weltweiten Arzneimittel- und Wissenstransfer innerhalb der Gesellschaft Jesu eingebunden. Die Ordensapotheken waren zu ihren Blütezeiten von der weltlichen Konkurrenz nicht gern gesehen und wurden nach Aufhebung des Ordens (1773) säkularisiert. Von den drei genannten Apotheken besteht heute noch die Apotheke zur Residenz in Büren.


Susanne Keller, Münster


Literatur

Anagnostou S. Apotheken der Gesellschaft Jesu in Westfalen, Stätten der regionalen Arzneiversorgung – Stätten der Wissenschaft. Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde 2003;48: 133 – 154.

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