Ernährung aktuell

Enzymprofil ist wichtiger als Art des Nahrungsfetts

Zellmembranen sind zum Großteil aus Fettsäuremolekülen aufgebaut. Dies gilt auch für die Membranen der roten Blutkörperchen. Wie Wissenschaftler um Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) nun gezeigt haben, lässt sich anhand des Fettsäureprofils der roten Blutzellen das Typ-2-Diabetes-Risiko einer Person bestimmen. Derzeit ist allerdings noch unklar, ob eine solche Untersuchung im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen einsetzbar ist.

Seit längerer Zeit ist bekannt, dass Nahrungsfette das Herz-Kreislauf-System beeinflussen. Welche Rolle die verschiedenen Fettsäuren bei der Typ-2-Diabetes-Entstehung spielen, ist jedoch noch unzureichend erforscht. Daher hat sich das Team um Matthias Schulze zum Ziel gesetzt, die Zusammenhänge zwischen der Fettsäureaufnahme, dem Fettsäureprofil der roten Blutkörperchen und Typ-2-Diabetes genauer zu untersuchen. Das Fettsäureprofil der Blutzellen ist ein guter Indikator für den Fettsäurestoffwechsel. Denn der Körper nutzt die über die Nahrung aufgenommenen Fettsäuren nicht nur zur Energiegewinnung, sondern wandelt sie auch in andere Fettsäuren um und baut sie in Zellmembranen ein. Dabei beeinflusst die Fettsäurezusammensetzung der Nahrung die biophysikalischen Eigenschaften der Membranen.

Der Körper ist aber auch selbst in der Lage, Fettsäuren aus den Abbauprodukten von Kohlenhydraten zu synthetisieren. Für diese vielfältigen Umwandlungs- und Syntheseprozesse sind Enzyme wie die Delta-5- und die Delta-6-Desaturase entscheidend. Sie spielen für die Umwandlung essenzieller, mehrfach ungesättigter Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren eine wichtige Rolle und standen daher neben den Fettsäuren selbst im Fokus der vorliegenden Studie.

Grundlage der Untersuchung bildeten Blutproben und Daten von mehr als 27.500 Teilnehmern der EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition). Dabei handelt es sich um eine prospektive Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht.

Fünf ist besser als sechs

Die Analyse der Blutproben ergab Folgendes: Wies das Fettsäureprofil der roten Blutkörperchen bei Studienteilnehmern auf eine hohe Delta-6-Desaturase-Aktivität hin, hatten die Teilnehmer ein mehr als doppelt so hohes Diabetes-Risiko als Studienteilnehmer, deren Delta-6-Desaturase nur wenig aktiv war. Dagegen war ein Fettsäureprofil, das auf eine hohe Delta-5-Desaturase-Aktivität schließen lässt, mit einem um etwa die Hälfte verminderten Risiko assoziiert. Die Ergebnisse konnten die Forscher anhand zusätzlich durchgeführter Analysen der Desaturase-Gene bestätigen. Einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Nahrungsfetten und dem Diabetes-Risiko beobachteten sie dagegen nicht.

"Die körpereigene Umwandlung und Synthese von ungesättigten Fettsäuren scheint nach unseren Daten eine größere Rolle zu spielen als ursprünglich angenommen", kommentiert Studienautorin Janine Kröger das Ergebnis. "Ein interessantes Resultat, das wir weiter verfolgen werden. Unsere Ergebnisse ergänzen zudem die Daten anderer Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass veränderte Desaturase-Aktivitäten und die daraus resultierende Veränderung des Fettsäureprofils eine Rolle für die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen spielen."

"Die neuen Daten bestätigen darüber hinaus unsere tierexperimentellen Befunde, nach denen Veränderungen im endogenen Fettstoffwechsel eine Hauptursache des Typ-2-Diabetes sind", ergänzt Hans-Georg Joost, wissenschaftlicher Direktor des DIfE. Neben Wissenschaftlern des DIfE waren auch Forscher der Technischen Universität München, der Christian-Albrechts-Universität in Kiel sowie des National Institute for Public Health and the Environment in Bilthoven an der Studie beteiligt. 
 

ral

Quelle: Kröger, J. et al.: Am. J. Clin. Nutr.; Online-Vorabpublikation, DOI: 10.3945/ajcn.110.005447

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