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Prävention – der Zukunftstrend

Peter Ditzel

Unser Gesundheitswesen wird vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und aus Kostengründen mit der kurativen Medizin an seine Grenzen stoßen. Ein Umdenken in Richtung Prävention wird stattfinden müssen, wenn unser Gesundheitswesen bezahlbar bleiben soll. Ohne Prävention wird es in Zukunft nicht mehr gehen. Prävention muss zu einer Massenbewegung werden, zu einer Selbstverständlichkeit. Die Apotheke kann sich hier an die Spitze einer Bewegung stellen. Daher war es nur folgerichtig, dass die Bayerische Landesapothekerkammer vor drei Jahren das Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG) als selbständige Institution gründete.

Im vergangenen Jahr rief das WIPIG zusammen mit der DAZ dazu auf, Projekte und Ideen einzureichen, wie Apotheken schon heute die Prävention fördern. 80 Arbeiten gingen ein, weit mehr als erwartet; die besten wurden mit dem Präventionspreis "hauptsache prävention!" ausgezeichnet. Als Dokumentation dieser Arbeiten ist in der vergangenen Woche das Buch "hauptsache prävention!" erschienen, das alle Projekte und Ideen enthält – ein Ideengeber für alle, die sich mit ihrer Apotheke auf dem Gebiet der Prävention betätigen wollen.

Am letzten Wochenende fand der erste Präventionskongress des WIPIG zusammen mit der PZ in München statt. In 24 Vorträgen zeigte er beispielhaft, wie sich die Apotheke heute in die Prävention sinnvoll einbringen kann. Die Vorträge machten deutlich: Wenn sich eine Apotheke auf dem Gebiet der Prävention engagiert, dann macht dies zunächst Arbeit – das sollte man wissen. Prävention erfordert gute Kenntnisse auf dem ausgewählten Gebiet, alle Mitarbeiter sollten hinter den Aktivitäten stehen. Die Apotheke muss gegebenenfalls bereit sein zur Kommunikation und Vernetzung mit anderen Institutionen.

Die Apotheke ist prädestiniert für Prävention – auch das wurde klar herausgestellt. Es ist eine Institution in unserer Gesellschaft mit hoher heilberuflicher Kompetenz, mit niedrigschwelligem Zugang und flächendeckend zu finden. Umfragen zeigten: Die Bevölkerung wünscht sich den Apotheker als Präventionsmanager. Übrigens, auch eine Weiterbildung zum Präventionsmanager bietet das WIPIG an. Wenn sich eine Apotheke im Bereich Prävention aktiv einbringt, dann sollte sie dies auch deutlich herausstellen und nach außen kommunizieren. So wird ihr Engagement in Sachen Prävention zum Pluspunkt für sie.

Es sollte aber unterschieden werden zwischen den Leistungen, die eine Apotheke im Rahmen der Arzneimittelabgabe zu erbringen hat wie beispielsweise Beratung und Information, und zusätzlichen Leistungen, die darüber hinausgehen in Richtung Prävention, beispielsweise Ernährungsberatung, Diabetikerbetreuung, Blutwertemessungen und vieles mehr. Klares Votum des Präventionskongresses: Wenn sich eine Apotheke im Bereich Prävention engagiert, sollte sie diese Leistungen nicht unentgeltlich erbringen. Solche Leistungen sind mit einem Extra-Aufwand und Extra-Kosten verbunden, die durch die Mischkalkulation aus dem Arzneimittelbereich betriebswirtschaftlich gesehen nicht abgedeckt sind. Um hier einen Anhaltspunkt für die Kalkulation dieser Leistungen zu geben, hat die ABDA einen Leistungskatalog apothekerlicher Dienstleistungen (LeiKa) vorgelegt, der Anforderungen und Abläufe solcher Dienstleistungen beschreibt, um ein einheitliches Qualitätsniveau zu sichern, und Anhaltspunkte für die Preiskalkulation gibt.

Wie wichtig es ist, dass die Apotheke diese Leistungen selbst definiert und preisbewusst anbietet, zeigt eine neue Initiative von Bundesgesundheitsminister Rösler für mehr Gesundheitsvorsorge in Deutschland. Er möchte, wie im Koalitionsvertrag beschlossen, eine "Präventionsstrategie" entwickeln. Ärzte (!) sollen für Prävention besser bezahlt werden und die Gesundheitsvorsorge in deutschen Unternehmen gestärkt werden. Apotheker als Präventionsanbieter oder gar als Präventionsmanager hat Rösler bisher allerdings nicht im Visier. Umso wichtiger ist es daher, dass sich Apotheker für die Prävention positionieren und ins Gespräch bringen. Mit WIPIG und LeiKa liegen die Apotheker hier genau im Trend. Den Bericht über den Präventionskongress finden Sie auf Seite 69.


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Auch unser Schwerpunktthema in dieser Ausgabe, Arzneimittel und Verkehrssicherheit, passt zum Thema Prävention. Bei bestimmten Erkrankungen und Arzneimitteltherapien sollte die Apotheke auch daran denken, den Patienten dafür zu sensibilisieren, dass seine Arzneitherapie die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen kann. Unsere Beiträge befassen sich mit den wichtigsten Erkrankungen, die zu Problemen führen können: Diabetes, Epilepsie, Allergien, Schmerzen, Demenz und Parkinson.


Peter Ditzel

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