Präventionskongress

Hilfe für Betroffene – die Rolle der Apotheker

Aufgrund demografischer Veränderungen in unserer Gesellschaft wird in den nächsten Jahren mit einem Anstieg der Zahl der Demenzkranken und Alzheimer-Patienten zu rechnen sein. Der Apotheker kann einen wichtigen Beitrag im Rahmen der Sekundär- und Tertiärprävention leisten, indem er bei seinen Patienten auf erste Anzeichen einer Demenz achtet, Angehörigen von Demenzkranken Hilfen anbietet und auf weiterführende Hilfsangebote wie Netzwerke und Hilfseinrichtungen aufmerksam macht.
Heike von Lützau- Hohlbein
Foto: DAZ/diz

Die Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, Heike von Lützau-Hohlbein, stellte die zahlreichen Hilfsangebote der Alzheimer Gesellschaft für Demenzkranke vor und wies auf die Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige von Demenzkranken hin (Alzheimer Telefon 01803 171017). Eines ihrer Anliegen war es zu vermitteln, dass Demenzkranke vor allem auch menschliche Nähe und Zuwendung benötigen.

Zur Prävention von Demenzerkrankungen können Apotheker eine wichtige Rolle spielen, indem sie auf Risikofaktoren aufmerksam machen wie Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Alkohol und Rauchen. Vom Apotheker erwarte man aber auch ein gutes Basiswissen zu den Ursachen und Symptomen von Demenzerkrankungen und über die Wirkung und Nebenwirkung der eingesetzten Arzneimittel.


Klaus Faßbender
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Prof. Dr. Klaus Faßbender von der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums des Saarlandes stellte die Pathomechanismen, die zur Demenz, insbesondere zur Alzheimer-Krankheit führen, vor. Eine Demenz geht einher mit einem über das normale Maß hinausgehende Absterben von Nervenzellen und Synapsen im Gehirn. Ein alterndes Gehirn kann diese Prozesse im Normalfall weitgehend kompensieren, nicht jedoch das Gehirn von Demenzkranken, das gekennzeichnet ist von interstitiellen Ablagerungen aus beta-Amyloid, das sich zusammenlagert, und anderen Proteinen sowie Neurofibrillen.

Die Ursachen für die Entstehung dieser Ablagerungen lassen sich nicht eindeutig erkennen. Hauptrisikofaktor für das Demenzsyndrom ist das Alter. Als weitere Risikofaktoren gelten genetische Faktoren (Vererbung, Erkrankungen in der Familie), medizinische Faktoren wie Hypertonie, Hypercholinesterinämie und Diabetes, außerdem Alkoholismus, Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel. Aber auch soziale Faktoren wie geringe schulische und berufliche Leistungen, wenig Interesse an Sozialkontakten gelten als Risikofaktoren.

Die medikamentösen Ansätze zur Beeinflussung der Demenzerkrankungen sind bescheiden und zielen auf eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs ab. Eine kausale Therapie gibt es bisher nicht.

Jens Schneider
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Eine gezielte Vorbeugung gegen Demenzerkrankungen ist nicht möglich, da die Ursachen nicht bekannt sind. Präventive Ansätze ergeben sich aus der einfachen Erkenntnis: Was schlecht fürs Herz ist, ist auch schlecht fürs Gehirn. Regelmäßige Bewegung und geistige Aktivität können vor Demenzerkrankungen schützen und die Bildung von Alzheimer Plaques im Gehirn verhindern, worauf Apotheker Dr. Jens Schneider, Alzheimer Gesellschaft Augsburg, in seinem Vortrag hinwies.

Der Apotheker kann zu einer frühen Diagnose und Therapie beitragen. Er kann auffällige Verhaltensveränderungen bei seinen Kunden erkennen, sie darauf ansprechen und Angehörige darauf aufmerksam machen. Je früher die Diagnose, um so effektiver lassen sich medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien einsetzen, die den Krankheitsverlauf verzögern und dazu beitragen können, die Selbstständigkeit im Alltag möglichst lange zu erhalten. Ziel ist es, den Erkrankten so lang wie möglich in seiner gewohnten Umgebung zu lassen.

Schneider verwies auch auf die Möglichkeiten des Apothekers im Rahmen der Arzneimitteltherapie von Demenzkranken. Zu den Top 4 der pharmazeutischen Betreuung gehören hier:

  • mögliche Unterdosierung der Antidementiva verhindern,
  • weitestgehender Verzicht auf demenzbegünstigende anticholinerge Arzneimittel (Priscus-Liste),
  • zeitliche Begrenzung von Neuroleptika,
  • auf mögliche unzweckmäßige Anwendung der Antidementiva achten.

Hinzu kommt das Erkennen von Complianceproblemen und die Zusammenarbeit mit den Betreuungspersonen.

Die Rolle des Apothekers zusammengefasst:

  • Informationsquelle über Möglichkeiten der Prävention,
  • wichtige Aufgabe bei der frühen Diagnose und konsequenten Therapie,
  • Vertrauensperson und niedrigeschwellige Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige,
  • wichtiger Vermittler in das Netzwerk der Hilfeeinrichtungen.

diz

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