Aus Kammern und Verbänden

Frauen und Rauchen

Geschlechtsspezifische Aspekte bei den Folgeerscheinungen des Rauchens und bei der Entwöhnung waren das Thema einer Fortbildungsveranstaltung des Deutschen Ärztinnenbundes am 23. Oktober in Stuttgart.
Bei vielen jungen Frauen gilt Rauchen als chic.
Foto: Hoffmann-La Roche AG

Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg, legte die gesellschaftlichen Aspekte des Rauchens und den Wandel in den letzten Jahrzehnten dar. Höchst alarmierend ist, dass der Anteil der Mädchen und jungen Frauen bei den Rauchern steigt, während erfreulicherweise die Anzahl der Raucher insgesamt sinkt. Es ist eine traurige Erkenntnis, dass ein Zusammenhang zwischen Rauchen und Armut besteht, denn Arme greifen häufiger zur Zigarette. Besonders wichtig ist die Prävention bei jungen Familien. Ärzte sollten ihre Patienten stets zum Rauchstopp motivieren. Pötschke-Langer bezeichnete es sogar als "Kunstfehler", wenn ein Arzt dies nicht tut.

Prof. Dr. Anil Batra, Leiter der Sektion Suchtforschung und Suchtmedizin an der Universität Tübingen, beleuchtete das Thema Tabakentwöhnung geschlechtsspezifisch bei Männern und Frauen. Er ging auf die besonderen Gründe ein, die Frauen zum Rauchen bringen. Risikofaktoren sind zum Beispiel die intensive Beschäftigung mit dem Körpergewicht und die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Die Erfolgsrate der Tabakentwöhnungsprogramme könnte nach Batras Meinung gesteigert werden, wenn sie durch spezielle Module für stark abhängige Raucher, für Raucher mit einer Neigung zur Depression und für Raucher mit einer Neigung zur Hyperaktivität erweitert würden.

Karin Wahl, ehemalige Vorsitzende des Deutschen Pharmazeutinnen Verbandes, erfrischte die Zuhörer mit einem lebendigen Vortrag über ihre Strategie, die Patienten zum Rauchstopp zu ermutigen und dabei zu unterstützen. Sie gab einen Überblick über die Möglichkeiten der medikamentösen Therapie und die verschiedenen Formen des Nicotinersatzes. Wahl forderte den Schulterschluss von Ärzten und Apothekern, um der Zigarettenindustrie entgegenzutreten, die durch sehr gezielte Werbung versucht, ihren Markt zu halten oder gerade bei den jungen Frauen zu erweitern.

Alle Referenten brachten interessante, teils wenig bekannte Details zu vielen Aspekten des Rauchens, die das Publikum in dem vollbesetzten Saal begeisterten. Die Referenten lobten die sehr konstruktive Diskussion durch das fachkundige Publikum, die noch länger hätte fortgesetzt werden können.


Dr. Sabine Kielkopf-Renner

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