Präventionskongress

Erschöpft und ausgebrannt: Alarmzeichen früh erkennen

Eine Krankheit, die es nicht gibt, über die aber jeder spricht: als Burn-out-Syndrom wurden früher negative Folgen der beruflichen Überbeanspruchung mit Erschöpfung, innerer Distanzierung und Leistungsabfall bezeichnet. Heute versteht man darunter eher ein komplexes Leidensbild, als ein konkretes Krankheitsbild. Wirkungsvollste Behandlung ist eine rechtzeitige und konsequente Vorbeugung. Dazu gehört es, soziale Kontakte sorgfältig zu pflegen, vor allem in Zeiten, in denen man sie nicht zu brauchen scheint.

Erschöpft – verbittert – ausgebrannt – viele Menschen sind müde, leer und fühlen sich krank, ohne über mögliche Ursachen realistisch und objektiv nachgedacht zu haben. Ein erster Schritt muss daher immer eine Analyse der Situation sein. Dabei sollte man sich die Möglichkeit bewusst machen, dass das "Ausbrennen" jeden treffen kann. Als äußere Burn-out-Ursachen werden am häufigsten diskutiert:

  • eine hohe Arbeitsbelastung,

  • schlechte Arbeitsbedingungen,

  • Zeitdruck oder

  • ein zu großes Pensum in einem zu eng gesteckten Zeitrahmen,

  • ein schlechtes, unpersönliches oder intrigenbelastetes Arbeitsklima und

  • zu geringe Unterstützung durch den Vorgesetzten.

Volker Faust
Foto: DAZ/diz

Zunehmend sind aber auch nicht arbeitende Frauen ausgebrannt, die im familiären Umfeld überfordert sind und zu wenig Anerkennung und Entlastung erfahren. Zur Therapie des Burn-out-Syndroms gibt es bisher kaum gesichertes Wissen. Am effektivsten ist und bleibt eine individuell angepasste Behandlung, die psychohygienische Möglichkeiten nutzt, und das natürlich am besten präventiv im Vorfeld eines beginnenden Beschwerdebildes. Ein Aspekt, der wenig beachtet bzw. nicht ernst genommen wird, ist die Pflege sozialer Kontakte. Das betrifft nicht nur Nachbarn, Bekannte, Freunde, sondern sogar den engeren Familienkreis: Eltern, Partner, Kinder. Denn zwischenmenschliche Beziehungen auf jeder Ebene schützen vor dem "Ausbrennen". Bei immer mehr Menschen kommt es durch eine Stress-Spirale zum Einschlafen der Beziehungen: Nur wenn man ausgeschlafen, zufrieden und voller Dynamik ist, sucht man den zwischenmenschlichen Kontakt. Müde, abgeschlagen, unzufrieden oder deprimiert geht man ihm eher aus dem Weg. Kontakt braucht nicht nur Zeit, sondern auch Kraft. Er geht verloren, wenn man dauernd "gestresst" und überfordert ist. Die folgenschwere Konsequenz: man vereinsamt langsam. Kontakte müssen sorgfältig gepflegt werden, so Faust, vor allem in Zeiten, in denen man sie nicht zu brauchen scheint.

In den Mittelpunkt der Prävention eines Burn-out-Syndroms sollte eine gesunde Lebensführung gestellt werden. Dazu gehört auch ausreichend Schlaf. Eine Forderung, die zwar sehr banal und selbstverständlich klingt, aber heutzutage wird das Schlafbedürfnis häufig nicht vom individuellen Bedarf, sondern von den psychosozialen Bedingungen bestimmt. Damit droht ein schleichendes Schlaf- bzw. Regenerationsdefizit, insbesondere ab den mittleren Lebensjahren. Ein ausreichendes Schlafquantum, das vom Organismus und nicht von äußeren Zwängen diktiert wird, ist eine der wichtigsten Vorbeugemaßnahmen gegen physischen Verschleiß im Allgemeinen und das Burn-out-Syndrom im Speziellen, betonte Faust. Er sprach sich für das kleine Nickerchen zwischendurch aus, wenn der Körper das physiologischerweise verlangt. In Deutschland könne man in dieser Hinsicht sehr viel von den Japanern lernen, bei denen 20 Minuten Powernapping auch im beruflichen Alltag akzeptiert sind.

Als einen weiteren wichtigen Aspekt nannte Faust körperliche Aktivität. Exzessives Sporttreiben ist aber nicht das, was der Organismus benötigt, um seine Reserven wieder aufzufüllen. Gefordert ist regelmäßige körperliche Aktivität in vernünftigem Umfang und nicht stoßweise Aktivität. Dazu gehört zum Beispiel ein täglicher "Gesundmarsch" bei Tageslicht – vor allem in der dunklen Jahreszeit – und im Grünen. Auch Gartenarbeit sei durchaus empfehlenswert und wirke sich besonders ausgleichend aus.

Zum Thema gesundes Essen gibt es eine Fülle von ständig neuen Empfehlungen. Faust rät zu selbstgeschrotetem Müsli mit viel Obst, zu Alkohol und Kaffee in Maßen, Nicotin solle man tunlichst meiden. Um mit Stress vor allem im beruflichen Alltag besser umgehen zu können, haben sich Entspannungstechniken bewährt. Dazu gehören autogenes Training, Yoga oder progressive Muskelrelaxation nach Jacobson. Techniken, die man erlernen und regelmäßig anwenden sollte, bevor man sie braucht. "In einem schlechten Zustand kann man Entspannungsübungen nicht erlernen", so Faust. Äußerst positiv erwähnte Faust morgendliche Trockenbürstenmassagen des ganzen Körpers und anschließendes Wechselduschen.

ck

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