Arzneimittel und Therapie

Verhaltenstherapie hilft, Stärken und Schwächen zu erkennen

Bei erwachsenen ADHS-Patienten kann eine Verhaltenstherapie sinnvoll sein und pharmakotherapie-resistente Symptome lindern. Einer aktuellen Studie zufolge führen der bewusste Umgang mit der Erkrankung und das Erlernen von Strategien zur Problemlösung bei zwei Drittel der Patienten zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden.

In den USA leiden rund 4% der Erwachsenen unter einer ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung). Die Pharmakotherapie gilt als Mittel der Wahl, zeigt aber nicht immer den gewünschten Erfolg und wird von vielen Betroffenen abgelehnt. Obwohl der Bedarf an alternativen Behandlungsmöglichkeiten groß ist, gibt es hierzu relativ wenig aussagekräftige Daten. Drei randomisierte kontrollierte Studien weisen auf einen Nutzen psychosozialer Interventionen hin. Die Studien waren aber von ihrem Design her nicht geeignet, um den tatsächlichen Benefit einer kognitiven Therapie einzuschätzen. Daher wurde in den USA erneut eine randomisierte, kontrollierte Studie durchgeführt, die sich mit dieser Fragestellung befasst.

Kognitive Verhaltenstherapie erlernen

An der zwischen 2004 und 2008 durchgeführten Studie nahmen 86 erwachsene Patienten teil, die trotz einer medikamentösen Therapie unter den Symptomen einer ADHS litten.

Die Patienten wurden zwei Gruppen zugeteilt.

Probanden der Gruppe 1 erhielten zwölf individuelle Sitzungen über jeweils 50 Minuten zum Erlernen einer kognitiven Verhaltenstherapie. Dabei erarbeiteten die Betroffenen die Strukturierung ihres Alltags, den Umgang mit Ablenkungen und Stress und das Entwickeln von Strategien zur Problemlösung.

Teilnehmer der Gruppe 2 erhielten zwölf Sitzungen zum Entspannungstraining und wurden zusätzlich über ihre Erkrankung informiert.

Die Schwere der Symptomatik wurde mithilfe verschiedener Skalen (Clinical Global Impression scale; ADHD rating scale) zu Beginn, nach Abschluss der Sitzungen sowie in einer Nachbeobachtungsphase nach sechs und zwölf Monaten erfasst. Ferner stuften die Betroffenen ihren eigenen Zustand selbst ein. 79 Probanden beendeten die Studie und für 70 von ihnen konnten Folgedaten gewonnen werden.

Bessere Ergebnisse mit einer Verhaltenstherapie

Unter der Verhaltenstherapie wurden bessere Ergebnisse erzielt als unter der Entspannungstherapie. Das betraf den Gesamteindruck des Untersuchers (festgehalten mithilfe der Clinical Global Impression Skala), Art und Stärke der Symptome (ermittelt mit der ADHD rating Skala) und den subjektiven Eindruck des Patienten. Ferner lag die Ansprechrate unter der Verhaltenstherapie deutlich höher als unter der Entspannungstherapie (Clinical Global Impression Skala: 53% vs. 23%; ADHD rating Skala: 67% vs. 33%). Die Erfolge der Verhaltenstherapie blieben auch während der Folgezeit erhalten. Die Autoren empfehlen daher ADHS-Patienten, die keine Medikamente einnehmen möchten oder die unter der Pharmakotherapie weiterhin symptomatisch bleiben, eine kognitive Verhaltenstherapie.

Quelle Safren S., et al.: Cognitive behavioral therapy vs relaxation with educational support for medication-treated adults with ADHD and persistent symptoms: a randomized controlled trial. J. Am. Med. Assoc. (2010) 304, 875 – 880.

 


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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