Arzneimittel und Therapie

Probleme durch niedrigen Testosteronspiegel

Testosteronmangel führt zu erektiler Dysfunktion, Libidoverlust und erhöhter Depressivität. Dieser Zusammenhang ist seit Langem bekannt. Niedrige Testosteronwerte sind aber auch mit zahlreichen anderen Erkrankungen älterer Männer assoziiert. Auf dem Jahreskongress Männergesundheit 2010 wurden die Ergebnisse unterschiedlicher Studien jetzt vorgestellt: Auch Typ-2-Diabetes, verminderte Knochendichte, metabolisches Syndrom und Übergewicht sind mit einem Testosteronmangel verbunden. Letztlich führt dieser auch zu einer signifikanten Minderung der Lebenserwartung.

Die European Male Ageing Study (EMAS), an der mehr als 3000 Probanden im Alter von 40 bis 79 Jahren teilnahmen, zeigte einen eindeutigen Zusammenhang zwischen sexuellen Funktionsstörungen und einem erniedrigten Testosteronspiegel. Nach dieser Studie ist ein Altershypogonadismus charakterisiert durch erektile Dysfunktion, Minderung morgendlicher Erektionen und Libidoverlust bereits bei einem Serumspiegel des freien Testosterons von weniger als 220 pmol/l bzw. 11 nmol/l des Gesamttestosterons. Aber auch zahlreiche andere gesundheitliche Probleme älterer Männer sind mit einem Testosteronmangel assoziiert.

Nahezu drei Viertel aller Männer zwischen 50 und 70 Jahren sind übergewichtig, bei den 30- bis 50-jährigen ist es etwa die Hälfte. Gleichzeitig sinkt der Testosteronspiegel ab einem Alter von 40 Jahren um etwa 1% pro Jahr. Im Rahmen des Jahreskongresses Männergesundheit 2010 wurde zusammengefasst, dass niedrige Testosteronwerte mit Übergewicht, metabolischem Syndrom und Typ-2-Diabetes assoziiert sind. Bereits ab 12 nmol/l besteht ein Zusammenhang zwischen Übergewicht und Testosteronmangel. Bleibe der BMI unter 25 kg/m2, ändere sich mit dem Alter am Testosteronwert aber kaum etwas. Weiterhin sei nachgewiesen, dass mit steigendem Testosteronspiegel auch die Knochendichte steigt. Andererseits ist die Gesamttestosteron-Konzentration auch umgekehrt mit dem Bauchfett assoziiert. In einer weiteren Studie konnte bei Männern durch Ernährungsumstellung und Sport eine Reduktion des Bauchumfangs um 7 cm, durch zusätzliche Testosterontherapie um immerhin 15 cm erzielt werden.

Sichere Testosterontherapie?

Bei diesen Studien stellt sich natürlich die Frage nach der Notwendigkeit und der Sicherheit einer Testosterontherapie, zumal vielfach unklar bleibt, was Ursache eines bestimmten gesundheitlichen Problems und was Folge ist. In einer Metaanalyse mit über 64-Jährigen war die Zahl der Prostatakrebserkrankungen nicht erhöht und der PSA-Wert nicht gestiegen. Bei kardialem Risiko könne man möglicherweise sogar von einem Schutzeffekt des Testosterons ausgehen. Ab einem Testosteronspiegel von 10 nmol/l besteht erhöhte Depressivität und bereits bei Spiegeln unter 8,7 nmol/l war in einer Studie die Lebenserwartung vermindert. In einer weiteren Untersuchung im Rahmen der IPASS-Studie (International, multi-centre, Post-Authorisation Surveillance Study) war der Anteil der Männer mit positiver Stimmung von 23% auf 77% nach Testosterontherapie gestiegen. Der Anteil der Männer mit Konzentrationsproblemen sank von 30% auf 4%, die Antriebskraft stieg von 11% auf 60%. Trotz positiver Ergebnisse in verschiedenen Studien bleibt eine Testosterontherapie aber wegen zahlreicher Nebenwirkungen und mangelnder Datenlage umstritten. So wird ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko nach Testosterontherapie diskutiert.

Quelle Wu, F.C.W; et al.: Identification of Late-Onset Hypogonadism in Middle-Aged and Elderly Men. New Engl. J. Med. (2010) 363(2): 123 – 135. Hellwig, B.: Testosteron schadet dem Herz. DAZ (2010) 150(33): 38 – 39.

 


Dr. Hans-Peter-Hanssen

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