Arzneimittel und Therapie

Atypische Knochenbrüche unter Bisphosphonaten

Bisphosphonate, die zur Prophylaxe und Therapie der Osteoporose eingesetzt werden, stehen im Verdacht, bei Langzeitanwendung das Risiko für atypische Frakturen zu erhöhen. Obwohl eine Kausalität nicht erwiesen ist, muss in den USA jetzt in den Produktinformationen aller Bisphosphonate, die im Rahmen einer Osteoporose eingesetzt werden, auf dieses Risiko hingewiesen werden.

Üblicherweise treten bei Osteoporose Frakturen am Oberschenkelhals auf. Das Risiko für solche Frakturen lässt sich ebenso wie für Wirbelfrakturen durch eine Bisphosphonattherapie verringern. In den letzten Jahren sind jedoch unter einer Langzeitanwendung von Bisphosphonaten immer wieder Oberschenkelfrakturen mit ungewöhnlicher Lokalisation registriert worden. So wurde Ende 2009 im Journal of Bone and Joint Surgery ein Review von Fallprotokollen veröffentlicht, in denen Patientinnen unter einer Alendronat-Langzeittherapie nach einem Bagatelltrauma subtrochantäre oder diaphysäre Femurfrakturen erlitten hatten. Insgesamt waren innerhalb von vier Jahren sieben Fälle aufgefallen. Die Patientinnen waren im Mittel 61 Jahre alt und hatten Alendronat durchschnittlich 8,6 Jahre eingenommen. Solche ungewöhnlichen Frakturen sind selten. Ihr Anteil liegt unter einem Prozent aller Hüft- und Oberschenkelfrakturen.

Kausalität nicht belegt

Obwohl nicht klar ist, dass Bisphosphonate tatsächlich für die Frakturen verantwortlich sind, hat die FDA jetzt verfügt, dass auf solche atypischen Frakturen unter "Warnings and Precautions" in den Produktinformationen aller Bisphosphonate hingewiesen werden muss, die bei Osteoporose-Behandlung indiziert sind. Nicht betroffen sind Bisphosphonate, die bei Morbus Paget oder Tumor-induzierter Hyperkalzämie eingesetzt werden. Darüber hinaus möchte die FDA noch ein Statement zur Limitierung des Einsatzes der Bisphosphonate in die Produktinformationen einbringen, das die Unsicherheit in Bezug auf die optimale Therapiedauer zum Ausdruck bringen soll.

Arzt muss Therapiedauer festlegen

Patienten werden aufgefordert, die Bisphosphonate solange anzuwenden, wie der Arzt es für notwendig erachtet.

Bei irgendwelchen Bedenken und vor allem bei Auftreten von Schmerzen im Oberschenkelbereich sollen sie Kontakt zu ihrem Arzt aufnehmen.

Medizinische Fachkräfte wie Ärzte und Apotheker sollten sich bewusst darüber sein, dass unter Bisphosphonaten atypische Oberschenkelfrakturen auftreten können.

Regelmäßige Evaluation nach fünf Jahren

Ärzte werden aufgefordert, bei der Verordnung die Empfehlungen der Produktinformationen zu berücksichtigen und mit ihren Patienten das Für und Wider der Therapie zu diskutieren. Klagen Patienten über Schmerzen in der Leistengegend oder im Oberschenkelbereich, muss eine Oberschenkelfraktur in Betracht gezogen bzw. ausgeschlossen werden. Bei Vorliegen einer Femurschaftfraktur müssen alle antiresorptiven Medikamente einschließlich Bisphosphonate abgesetzt werden. Bei Patienten, die schon länger als fünf Jahre mit Bisphosphonaten behandelt werden, sollte regelmäßig überprüft werden, ob eine Fortsetzung der Therapie erforderlich ist.

Quelle FDA-Drug Safety Communication vom 13. Oktober 2010. Capeci CM, Tejwani NC: Bilateral low-energy simultaneous or sequential femoral fractures in patients on long-term alendronate therapy. J Bone Joint Surg Am (2009) Nov; 91: 2556.

 

du

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