Deutscher Apothekertag 2010

Vorbild sein!

Reinhild Berger

Diskutieren kann man über vieles. So auch über die Frage, die Professor Theo Dingermann beim Apothekertag in den Raum stellte: Ist es gerechtfertigt, ein Studium auf Kosten der Gesellschaft in Anspruch zu nehmen, wenn man später nur kurz im Berufsleben steht und sich dann ins Familienleben zurückzieht? Sollte man für diesen Fall vielleicht Studiengebühren erheben? Das war keine Forderung, es waren nur Fragen. Aber sie stimmen nachdenklich. Die ABDA wirbt zurzeit bei jungen Leuten für das Pharmaziestudium, nicht zuletzt mit dem Hinweis darauf, dass es Frauen später einmal Teilzeitarbeit ermöglicht. Sorry, liebe Berufsorganisation. Aber sollten wir bewusstseinsmäßig im Jahr 2010 nicht weiter sein? Sollen Geschlechterrollen auf immer und ewig festgeschrieben werden? Kommt auch im Jahr 2020 für Männer keine Teilzeitarbeit in Frage? Ist das undenkbar?

Pharmazie – das ist ein extrem moderner Beruf, sagte Professor Dingermann gleichfalls in München. Ein gefragter Beruf, der keine Arbeitslosigkeit kennt, sei hinzugefügt. Tut es wirklich not, gerade mit späterer "Teilzeitarbeit" dafür zu werben? Wäre es nicht hilfreicher, die interessanten Aspekte der Berufsausübung zu beschreiben, die für Männer und Frauen gleichermaßen faszinierend sein können?

Wie weit man sich durch Inanspruchnahme eines Studiums verpflichtet, sein erworbenes Fachwissen gesellschaftlich einzubringen, ist eine spannende Frage, die sich nicht nur für Pharmazeuten stellt. Ebenso könnte man diskutieren, ob man nach Studienabschluss ins Ausland abwandern und dort sein Fachwissen einbringen darf. Oder ob es gerechtfertigt ist, zwei nicht aufeinander aufbauende Studiengänge zu absolvieren. Das bringt uns jedoch nicht weiter, was den zukünftig zu befürchtenden Apothekermangel betrifft. Oder den Rückzug von Frauen ins Privatleben.

Wir sollten alles dafür tun, das früher einmal hohe Ansehen des Apothekers nicht zu verwässern. Zeigen wir uns also im Alltag hochprofessionell als Gesundheitsberufler, egal ob als Mann oder Frau, ob ganztags oder ebenso engagiert in Teilzeit. Dann sind wir tolle Vorbilder für moderne junge Leute. Die Mehrzahl der Apothekertagsdelegierten geht schon jetzt mit gutem Beispiel voran. Auf die Frage des Moderators, wer seinen Kindern raten würde, Pharmazie zu studieren, meldeten sich gut zwei Drittel der Anwesenden. Ich schließe mich dieser Empfehlung an. Aus voller Überzeugung.


Reinhild Berger

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