Deutscher Apothekertag 2010

Verbesserung der Adhärenz verhilft zum Therapieerfolg

Carolina Kusnick

Der Arbeitskreis 1 auf dem Apothekertag bemühte sich, die "richtige" Pharmazie in den Mittelpunkt zu stellen. Wie gelangt für eine optimale Arzneimitteltherapie der richtige Wirkstoff in der richtigen Dosierung und Darreichungsform, zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Patienten? Klar wurde: ein Problem ist auch der Patient, der das Arzneimittel auch einnehmen muss! Nicht die Entwicklung neuer, kostenintensiver Wirkstoffe oder Therapien sind die Lösung, sondern eine Erhöhung der Compliance bzw. der Adhärenz der Patienten. Der Begriff der Adhärenz ist bislang noch nicht sehr weit verbreitet. Aber er verdrängt zunehmend den Begriff der Compliance, der einfach "Folgsamkeit" bedeutet und die Bereitschaft eines Patienten bezeichnet, bei diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen mitzuwirken, ärztliche Anweisungen oder Anweisungen des Apothekers bei der Arzneimitteltherapie konsequent zu befolgen. Der Patient trägt dabei die alleinige Verantwortung für den Behandlungserfolg. Bei fehlender Therapietreue (Non-Compliance) kann die Schuld einseitig beim Patienten gesucht werden. Diese Sichtweise wird seit einigen Jahren zunehmend verlassen. Hinter dem Begriff der Adhärenz oder neudeutsch Adherence steht ein anderer Ansatz. Zentrales Element ist die partnerschaftliche Kommunikation zwischen Arzt bzw. medizinischem Fachpersonal und Patient, Ziel ist es, die Therapiemotivation zu erhöhen. Die Verantwortung für die Einhaltung der gemeinsam getroffenen Therapieentscheidungen liegt bei allen Beteiligten. Sehr schön wurde im Arbeitskreis 1 deutlich, dass es ein Ziel sein muss, die Adhärenz als eine aktive partnerschaftliche Kommunikation zwischen Arzt, Apotheker und Patient zu begreifen. Dazu gehört, dass der Patient der Therapie bewusst zustimmt und auch selbstverantwortlich zu ihrem Erfolg beiträgt. Dazu muss der Arzt in einer verständlichen Sprache den Patienten über seine Krankheit und über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten aufklären. Daraus sollte gemeinsam ein individuelles Therapiekonzept entwickelt werden. Gemeinsam mit dem Apotheker ist in einem Beratungsgespräch in der Apotheke im Rahmen eines Medikationsmanagements dann aus den verschiedenen Optionen das für den Patienten individuell am besten geeignete Arzneimittel auszuwählen. Das sehr begrüßenswerte gemeinsame Konzept von ABDA und KBV stößt in diese Richtung. Jetzt ist die Politik gefordert. Sie muss entsprechende Rahmenbedingungen schaffen und es zulassen, dass Ärzte, Apotheker und Patienten an einer hohen Adhärenz in der Arzneimitteltherapie arbeiten: ein Mehr an Gesundheit für den Patienten, an Zufriedenheit bei allen Beteiligten und enorme Kosteneinsparungen im Gesundheitssystem wären die erwünschten Nebenwirkungen.

Carolina Kusnick


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