Deutscher Apothekertag 2010

Apothekenwesen für "Ahnungslose"

Beatrice Rall

Die Apotheker sind zu wenig in den Medien - und wenn sie doch einmal in Zeitung, Funk oder Fernsehen auftauchen, wird meist negativ über sie berichtet. Diese Kritik, die sich vor allem an die ABDA-Öffentlichkeitsarbeit richtet, wird seit Jahren mit schöner Regelmäßigkeit auf dem Apothekertag geäußert. Auch dieses Mal gab es wieder einen Antrag, der mehr Medienpräsenz der Apotheker forderte. Der Antrag wurde – als einziger – abgelehnt. In der Diskussion wurde betont, dass man Medienauftritte nicht kaufen kann. Das stimmt und das ist auch gut so. Allerdings gäbe es schon etwas, was man tun könnte, um die Medienpräsenz zu fördern. Denn woran liegt es denn, dass die Apotheken so selten – positiv – in den Medien vorkommen? Einerseits sicherlich daran, dass nur "bad News" gute Meldungen hergeben und die Nachricht, dass in den Apotheken tagtäglich tolle Arbeit geleistet wird, für FAZ und Co. einfach nicht sehr spannend ist. Andererseits dürfte aber auch die Art, wie fachfremden Journalisten das komplexe Apothekenwesen erklärt oder auch nicht erklärt wird, zu dem Problem beitragen.

Ein Paradebeispiel hierfür gab es auf der Auftaktpressekonferenz zum diesjährigen Apothekertag. Dort stellte ein Journalist vom Bayrischen Rundfunk die Frage, wie es denn sein könne, dass die Regierung durch Umstellung der Großhandelsvergütung mit Einsparungen im dreistelligen Millionenbereich rechne. Konkret wollte er wissen, warum der Großhandel den Apotheken bislang Rabatte in so großem Umfang gewährt hat. Er erhielt darauf trotz mehrmaligem Nachfragen keine Antwort, die er hätte verstehen können. Zwar wurde ihm mehrfach vorgerechnet, dass die Apotheken aufgrund der falschen Berechnung des Bundesgesundheitsministeriums eine weit höhere Belastung erwartet als vorhergesagt und dass der Großhandel angekündigt hat, seine Belastung voll an die Apotheken weiterzugeben. Die eigentliche Frage, warum die Apotheken bislang die Rabatte erhalten haben, blieb jedoch offen. Kein Hinweis darauf, dass es nicht "den" Großhandel gibt, sondern viele Großhandelsunternehmen, die sich – wie in jeder anderen Branche üblich und anerkannt – über Rabatte ihre Kunden sichern. Das Wort Wettbewerb fiel überhaupt nicht, und dabei wird dieses Wort von Journalisten doch so gerne aufgegriffen. Vielleicht hätte auch der Kollege vom Bayrischen Rundfunk entsprechend reagiert. So aber blieb er ziemlich ratlos zurück, was sicher keine gute Basis für eine Berichterstattung im Sinne der Apotheker ist. Journalisten können nur dann gut berichten, wenn ihnen Sachverhalte klar vermittelt werden, das heißt die apothekenspezifische Fachterminologie für sie in eine verständliche Sprache übersetzt wird. Hier gibt es noch Verbesserungspotenzial vonseiten der ABDA- und DAV-Spitze bzw. von der ABDA-Öffentlichkeitsarbeit als Sprachrohr der Apotheker. Eine kleine Anregung dazu: Wie wäre es mit der Veröffentlichung einer Art "Apothekenwesen für Ahnungslose"? Wäre vielleicht keine schlechte Investition für die Zukunft.

Beatrice Rall



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