Deutscher Apothekertag 2010

Adexa und ABDA im selben Boot?

Reinhild Berger

Im ursprünglichen Programm der Apothekertagseröffnung war er nicht vorgesehen, umso erfreulicher war der Überraschungsauftritt von Barbara Neusetzer, der ersten Vorsitzenden von ADEXA – die Apothekengewerkschaft. In einem Grußwort vor den Delegierten der Hauptversammlung des Deutschen Apothekertags stellte sie sich vehement hinter die ABDA-Forderung an die Politik, den Raubbau an den öffentlichen Apotheken zu stoppen und den Entwurf zum AMNOG zu überarbeiten. Neusetzer befürchtet, dass Einsparungen beim Großhandel nicht nur, wie es immer wieder heißt, "an die Apotheken durchgereicht" würden, sondern unmittelbar bei den Apothekenmitarbeitern landen. Wie aber lassen sich Abstriche bei den Personalkosten mit einer Qualitätsoffensive und immer neuen Herausforderungen bei der Beratung in Einklang bringen? Das ist schlicht unmöglich. Es sei denn, man nimmt bewusst und gewollt Apothekenschließungen und damit Einbußen bei der flächendeckenden Arzneimittelversorgung in Kauf.

Dass Apothekenleiter und ihre mehr als 100.000 Mitarbeiter/innen gemeinsam mehr Aufmerksamkeit erregen, wissen wir aus der Vergangenheit. Immer wenn der Druck – bedingt durch angekündigte Spargesetze – am größten ist, greift man gerne auf Verstärkung zurück.

Leider hält die in der Not gelebte Solidarität selten lange an. Die Wertschätzung der Angestellten lässt vonseiten der Apothekenleiter bzw. deren Organisationen oft genug zu wünschen übrig. Dass Tarifverhandlungen sich hinziehen und damit monatelang tariflose Zeiten herrschen, ist eher die Regel als die Ausnahme. Die von ADEXA seit Langem geforderte Änderung des Gehaltstarifvertrags in Richtung einer leistungsorientierten Bezahlung kommt nicht aus den Startlöchern. Die mehr als überfälligen Reformen der PTA- und PKA-Ausbildung werden schon gar nicht mehr erwähnt, geschweige denn mit Nachdruck verlangt.

Dass die Apothekengewerkschaft in den Apothekertag eingebunden und mit der ABDA zusammen sogar eine Presseerklärung herausgeben konnte, war ein wichtiges Signal. Jetzt heißt es: Dran bleiben und sich dauerhaft gegenseitig Rückenstärkung geben – nicht nur dann, wenn das immer wieder beschworene selbe Boot, in dem man sitzt, in Seenot gerät.


Reinhild Berger

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