Apotheker Herbert Klehr, Schöppenstedt, gestorben
So wenig spektakulär sich die berufliche Dauerpräsenz in seiner Wahlheimatstadt im Braunschweiger Land auch zunächst anhört, deren Vorgeschichte, die zu dieser Niederlassung führte, ist umso bewegender. Er war einer der letzten noch lebenden Kollegen, die aktiv den Krieg mitmachen mussten. Als 19-jähriger Leutnant wurde er vor Leningrad schwer verwundet. Seine Verwundung führte dazu, dass er sich später als Apotheker um die Kriegsversehrten rührend kümmerte. In Schöppenstedt initiierte er dann den Versehrtensport und hielt ihn "am Leben". Zunächst aber aus Schlesien heimatvertrieben, in der sowjetischen Besatzungszone als deutscher Offizier verfolgt, kam er nach Braunschweig, wo er sich, bevor er mit dem Studium loslegen konnte, am Aufbau des zerbombten Braunschweiger Instituts aktiv beteiligen musste, was zu seiner lebenslangen Freundschaft zu Prof. Dr. Wolfgang Schneider führte. Als damals jüngster deutscher Apothekenpächter übernahm er 1954 die Apotheke Schöppenstedt, die er 1965 kaufte und bis zu seinem Ausscheiden aus dem Beruf im Jahre 1996 aktiv und mit viel Engagement führte. Auf dieses sein hohes berufliches Engagement sei besonders hingewiesen, denn er machte nicht nur aus dieser über 350 Jahre alten Apotheke, bei deren Bau seinerzeit schon im 30-jährigen Krieg gespart wurde, einen Musterbetrieb, sondern hielt die damals vorgeschriebene Dauerdienstbereitschaft, zusammen mit seinen Mitarbeitern, ohne zu "klagen und zu murren" viele Jahrzehnte durch. Wenn er klagte und "zuschlug"– denn streitbar war er schon –, dann nur gegen die sich ab den 60er Jahren einschleichende Bürokratie, die seitdem unser Berufsleben erschwert und vergiftet. Apropos "Gift" – gegen das benachbarte Atommülllager "Asse" hat er sich bei dessen Niederbringung auch gewandt. Dass er mit seinem Kampf dagegen Recht hatte, hat er nicht mehr bewusst erlebt.
Es ist ein Kollege von uns gegangen, dem die von ihm versorgte Bevölkerung und viele seiner Mitarbeiter unendlich viel zu verdanken haben. Seine Ansprüche waren hoch, aber er hat sie auch an sich selbst gestellt. Danke, danke für alles.