Fachmedien kurz rezensiert

Wie Arzneistoffe wirken ...

Beat Ernst und Alexander Vögtli, Moderne Pharmakokinetik, Transport durch Membranen, XII, 339 Seiten, 59,90 Euro. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2010. ISBN 978-3-527-32376-0

Angesichts der Tatsache, dass der pharmakotherapeutische Erfolg nicht nur von der Auswahl des richtigen Wirkstoffs abhängt, sondern auch von der, unter Berücksichtigung verschiedener pharmakokinetischer Einflussgrößen, richtig gewählten Dosis, war die Pharmakokinetik lange Zeit eine zu Unrecht vernachlässigte Fachdisziplin der Pharmazie. Dies äußerte sich beispielsweise darin, dass zwar wissenschaftliche Publikationen in einschlägigen Fachjournalen zur Verfügung standen, aber kaum einführende Literatur, um sich mit den Grundlagen des Fachgebiets vertraut zu machen. Erfreulicherweise vollzog sich diesbezüglich in den letzten Jahren eine Trendwende, die Beat Ernst und Alexander Vögtli mit ihrem Buch "Moderne Pharmakokinetik" fortsetzen wollen.

Der Kern des Buches würde allerdings durch den Titel "Moderne Biopharmazie" vermutlich besser getroffen, denn die durch den Begriff "Pharmakokinetik" geweckte Erwartung einer quantitativen Betrachtung von Wirkstoffkonzentrationen im zeitlichen Verlauf, wird nur teilweise erfüllt. Vielmehr fokussieren sich die Autoren auf die beispielhafte Beschreibung physikochemischer und biochemischer Prozesse, die den Wirkspiegelverlauf beeinflussen. Kinetische Modellberechnungen, die man als integralen Bestandteil pharmakokinetischer Betrachtungen erwarten würde, kommen hingegen kaum vor.

Das Buch wird dadurch jedoch keinesfalls uninteressant, im Gegenteil, im Rahmen einer biopharmazeutischen Synopse erläutert es mit den physikochemischen Eigenschaften verschiedener Arzneistoffmoleküle in Zusammenhang stehende Aspekte der Arzneimittelwirkung, die anderswo kaum auf diesem eingängigen und leicht verständlichen Niveau beschrieben sind. Die Autoren verstehen es zu abstrahieren und den Leser durch eine Vielzahl konkreter Beispiele bei Laune zu halten, was angesichts der komplexen Thematik eine nicht zu unterschätzende Leistung ist.

An manchen Stellen verlieren die Autoren ihr Thema allerdings etwas aus dem Blick. So ist beispielsweise bei der Beschreibung verschiedener pharmakologischer Wirkmechanismen der unmittelbare Bezug der Ausführungen zur Pharmakokinetik nicht immer ersichtlich. Sehr hilfreich sind hingegen die Merksätze und stichpunktartigen Zusammenfassungen, die das Fazit am Ende eines jeden Kapitels auf den Punkt bringen. Insbesondere für Forscher, die sich wissenschaftlich mit der Pharmakokinetik beschäftigen, sind die umfassenden bibliographischen Angaben sehr nützlich, die zum Weiterlesen und Vertiefen bestimmter Aspekte einladen.

Bemerkenswert sind vor allem auch die vielen farbigen Abbildungen, denen Dr. Vögtlis Expertise auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Lehrbuchillustration sichtbar anzumerken ist. Die Darstellungen sind geprägt von didaktischer Reduktion und konzentrieren sich auf das Wesentliche, sodass die Aussagen der Autoren anhand der Abbildungen mühelos nachvollzogen werden können.

Die Lektüre des Werkes veranschau-licht eindrucksvoll die Vielfalt der Prozesse, denen ein Pharmakon auf dem Weg von der Applikation bis zur Exkretion ausgesetzt ist. Die zahlreichen Wirkstoffbeispiele zeigen zudem, dass die Relevanz der einzelnen Prozesse in hohem Maße wirkstoffspezifisch ist und verdeutlichen damit die Bedeutung der biopharmazeutischen Charakterisierung im Rahmen der Wirkstoffentwicklung. Allerdings werden die grundlegenden Betrachtungen mitunter von der Fülle der Beispiele etwas überlagert, so dass das Buch teilweise eher den Eindruck einer Datenkompilation erweckt, denn den Eindruck eines stringent verfassten Lehrbuchs. Dies tut der Lesefreude jedoch keinen Abbruch, denn der Inhalt des Buches beleuchtet unzweifelhaft spannende Gesichtspunkte der Wirkstoffbetrachtung, die in anderen Büchern häufig zu kurz kommen.

Unter Würdigung aller Aspekte und angesichts des Preises von 59,90 Euro ist das Buch aber wohl weniger als "ein Muss für alle fortgeschrittenen Studenten" – wie es der Klappentext proklamiert – , sondern eher als "eine lohnenswerte Ergänzung für alle Interessierten" zu bezeichnen.


Dr. Andreas Ziegler, Großhabersdorf


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