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Unsere Ärzte – Partner, Verschreiber oder die unbekannten Wesen?

Peter Ditzel

Es war der Stauferkaiser Friedrich II., der erkannte, dass es nicht gut sein kann, wenn ein Arzt gleichzeitig eine Apotheke besitzt und an den Arzneimitteln verdient, die er dem Patienten verordnet. In seiner Medizinalordnung, den "Constitutiones", ordnete er um 1241 die Trennung der beiden Berufe Arzt und Apotheker an. Diese Trennung wurde in den meisten Ländern eingeführt, sie hat sich bis heute bewährt.

Aber trotz Trennung: Die beiden Heilberufe müssen zum Wohl des Patienten eng zusammenarbeiten. Das war früher schon so und gilt heute in Zeiten von komplexen Therapien, Rabattverträgen und Aut-idem-Regelungen mehr denn je.

Aber wie steht es eigentlich um die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker? Funktioniert die Kommunikation zwischen den beiden Heilberufen? Klappt das Miteinander? Tauschen Sie sich mit Ihren Ärzten fachlich aus? Gibt es eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, die von gegenseitigem Respekt geprägt ist, die den Patienten nützt, oder ist der Arzt in Ihren Augen nur ein Verschreiber, der für den Rezeptumsatz sorgt? Oder ist er für Sie gar ein unbekanntes Wesen, mit dem man nach Möglichkeit so wenig Kontakt wie möglich hält? Das dürfte vor allem dann der Fall sein, wenn viele Vorurteile hinzukommen, die sich in den Köpfen von beiden festgesetzt haben: Ärzte sind arrogant, verstehen nichts von Pharmakologie, haben keine Zeit und schreiben auf, was ihnen Pharmareferenten oder die Software diktieren. Und die andere Seite: Apotheker halten sich nicht an die Verordnung, tauschen willkürlich aus, kritisieren die ärztliche Therapie vor den Patienten, reden schlecht über die Ärzte und dringen mit Blutwertemessungen und Prophylaxemaßnahmen auf ärztliches Terrain vor. Ein Blick in unsere Landschaft des Gesundheitswesens zeigt, es lassen sich für alle Varianten Beispiele finden.

Dabei dürfte es klar sein: Keinen oder nur den nötigsten Kontakt zu seinen Ärzten zu haben, ist die denkbar schlechteste Lösung. Und trotzdem, es kommt vor. Wenn die Chemie zwischen beiden nicht stimmt, wenn sich die beiden Heilberufler gegenseitig nicht wertschätzen. Ja, es gibt sie, die arroganten Ärzte, die die Kompetenz des Apothekers in Sachen Arzneimittel nicht anerkennen. Und es gibt die Apotheker, die die Arbeit der Ärzte kritisieren und die Therapie vor den Patienten schlechtreden. Aber den Arzt nur als Verschreiber zu sehen und nur über die Unklarheiten bei Verordnungen zu diskutieren, eine unzureichende Dosierung zu hinterfragen und das fehlende Aut-idem-Kreuz nachtragen zu lassen – das ist zu wenig in unserem Medizinbetrieb. Der Leidtragende ist immer der Patient.

Wer eine gute vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seinen Ärzten anstrebt – und das sollte jede Apotheke tun – , wird um ein oder mehrere gemeinsame Gespräche nicht herumkommen und dann den regelmäßigen Kontakt pflegen müssen. Aber wenn das Verhältnis stimmt und die Kommunikation gut läuft, vereinfacht es die Zusammenarbeit, vor allem im täglichen Miteinander. Am meisten wird der Patient davon profitieren.

Und das können Sie Ihrem Arzt vorschlagen (Beispiele): Bieten Sie ihm an, ihn über (neue) Arzneimittel zu informieren, über sinnvolle Generika-Alternativen, über das Preisgeschehen bei Generika (die Preiseinspielungen bei der Apotheken-Software sind wesentlich häufiger als bei der Ärzte-Software) und bei Rabattarzneimitteln, über sinnvolle Rezepturen und vieles mehr, zugeschnitten auf seine Praxis und seine Verordnungen. Zeigen Sie Ihren Ärzten, wie Sie in der Apotheke auf Interaktionen prüfen. Erklären Sie, dass Sie nur die einfachen Screeningmaßnahmen wie Blutdruck- und Blutzuckermessungen machen, keine Diagnosen stellen und bei Auffälligkeiten den Patienten sofort an den Arzt verweisen. Sprechen Sie mit den Ärzten darüber, dass Sie die Patienten aufklären über die Anwendung von Asthma-Devices, Insulin-Pens – das erspart dem Arzt Zeit. Regeln Sie, wann und mit wem Sie in der Praxis Rücksprache halten können, wenn es zu Nachfragen bei Verordnungen kommt. Und vieles mehr.

Natürlich, es gibt sie, die Ärzte, die vom Kontakt mit den Apothekern, die von alledem nichts wissen wollen. Es gibt die Einzelfälle, die sich einer kollegialen Kommunikation verweigern und mit denen trotz mehrmaliger Versuche einfach nicht zu reden ist. Genauso gibt es die Apotheker, die kein Verständnis für die Probleme ihrer Ärzte haben, die den fachlichen Austausch nicht suchen. Aber ich glaube, es ist auf beiden Seiten die Minderheit.

Also, falls es in Ihrer Beziehung zum Arzt nicht so läuft wie es sollte, nehmen Sie sich die Zeit und machen Sie den Anfang. Oft rennt man offene Türen ein.


Peter Ditzel

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