Arzneimittel und Therapie

Rivaroxaban – effektiv auch bei Therapie der Thrombose

Der orale Faktor Xa-Inhibitor Rivaroxaban (Xarelto®) ist bei der Therapie tiefer Venenthrombosen (DVT) mindestens ebenso wirksam wie die Standardbehandlung mit einem niedermolekularen Heparin und anschließend einem Vitamin-K-Antagonisten. Das belegt die EINSTEIN-DVT-Studie, deren Ergebnisse beim weltgrößten Kardiologenkongress in Stockholm vorgestellt wurden. Bayer plant, erste Zulassungen für Rivaroxaban für die Indikation "Behandlung tiefer Venenthrombose" noch in diesem Jahr zu beantragen.

In der EINSTEIN-DVT-Studie wurden 3449 Patienten mit symptomatischer tiefer Venenthrombose (deep vein thrombosis, DVT) entweder mit Rivaroxaban oder mit Enoxaparin gefolgt von einem Vitamin-K-Antagonisten behandelt. Rivaroxaban wurde dabei für drei Wochen in einer Dosierung von zweimal täglich 15 mg und anschließend einmal täglich 20 mg gegeben. In der Kontrollgruppe erhielten die Patienten drei Wochen lang Enoxaparin in einer Dosierung von 1,0 mg/kg Körpergewicht zweimal täglich für mindestens fünf Tage, gefolgt von Warfarin oder Acenocoumarol mit einem Ziel-INR von 2,5. Primärer Wirksamkeitsendpunkt war der Nachweis der Nicht-Unterlegenheit (Non-Inferiority), der als Summe aller aufgetretenen symptomatischen, wiederkehrenden venösen Thromboembolien sowie nicht-tödlicher und tödlicher Lungenembolien festgelegt war. Der primäre Sicherheitsendpunkt setzte sich aus schweren sowie nicht schweren, jedoch klinisch relevanten Blutungen zusammen. Die Behandlung erfolgte je nach Einschätzung der Mediziner zu Beginn der Studie über drei, sechs oder zwölf Monate.

Während des Studienzeitraums trat in der mit Rivaroxaban behandelten Patientengruppe bei 2,1% der Studienteilnehmer erneut ein venöses thrombembolisches Ereignis auf und ebenso bei 3,0% in der Vergleichsgruppe. Damit ist der Nachweis erbracht, dass Rivaroxaban der Standardtherapie mindestens ebenbürtig ist. Die Nicht-Unterlegenheit wurde gleichermaßen in allen Subpopulationen beobachtet, die klinische Wirksamkeit des Faktor-Xa-Hemmers war unabhängig vom Geschlecht, vom Alter und vom Körpergewicht der Patienten. Mit einer Hazard Ratio von 0,68 (Konfidenzintervall 0,44 – 1,04) ergab sich ferner sogar ein Trend zu einer überlegenen Wirksamkeit, allerdings konnte diese nicht statistisch gesichert werden.

Kein Unterschied wurde hinsichtlich der Sicherheit der Medikation zwischen den beiden Studienarmen beobachtet. Schwere sowie nicht schwere, jedoch klinisch relevante Blutungen traten bei jeweils 8,1% der Patienten auf, wobei die Rate schwerer Blutungen mit 1,2% unter dem Standardregime mit Enoxaparin und Vitamin-K-Antagonisten gegen-über 0,8% unter Rivaroxaban sogar leicht niedriger lag. Bei den monatlichen Laborkontrollen ergab sich außerdem kein Hinweis auf eine potenzielle Lebertoxizität des oralen Faktor-Xa-Inhibitors.

Überlegen im klinischen Nutzen

Unterschiede aber zeigten sich zwischen den beiden Gruppen beim klinischen Nutzen, einem vordefinierten sekundären Endpunkt, der sich aus dem primären Wirksamkeitsendpunkt und der Rate schwerer Blutungen zusammensetzte. Bei diesem Parameter war Rivaroxaban mit einer Rate von 2,9% der Standardtherapie mit einer Rate von 4,2% (Hazard Ratio 0,67, Konfidenzintervall 0,47 bis 0,95) sogar eindeutig überlegen. Bei den weiteren sekundären Endpunkten wie der Gesamtsterblichkeit und der Rate kardiovaskulärer Ereignisse gab es keinen statistisch signifikanten Unterschied.

Die EINSTEIN-DVT-Studie belegt damit, dass Rivaroxaban nicht nur eine Thromboseprophylaxe vermittelt, sondern auch eine einfach zu handhabende, effektive und sichere Behandlungsoption bei akuten thromboembolischen Ereignissen darstellt. Der orale Faktor Xa-Hemmer gilt als Fortschritt bei der Antikoagulation, da er nicht wie die niedermolekularen Heparine subkutan injiziert werden muss und wie die Vitamin-K-Antagonisten mit erheblichen Limitationen bei der Anwendung behaftet ist wie einer nur geringen intra- und interindividuellen Variabilität und einer nur geringen therapeutischen Breite, was ein regelmäßiges Monitoring notwendig macht.

Zum Weiterlesen

Thromboseprophylaxe:

 

Orales Rivaroxaban besser als subkutanes Enoxaparin.

DAZ 2009, Nr. 40, S. 37– 39. 

 

www.deutsche-apotheker-zeitung.de

 

Multinationales klinisches Entwicklungsprogramm

Die EINSTEIN-DVT-Studie ist die sechste Studie zu Rivaroxaban (Xarelto®), die im Rahmen eines umfassenden Studienprogramms abgeschlossen wurde. Der orale Faktor-Xa-Hemmer hat sich in den RECORD-1 bis 4-Studien dabei der Standardtherapie als überlegen wirksam bei der Thromboseprophylaxe bei Hüft- und Kniegelenkersatzoperationen erwiesen und in der EINSTEIN-Extension-Studie ebenfalls als überlegen wirksam bei der Sekundärprophylaxe symptomatischer venöser Thromboembolien. Deren Risiko wurde durch Rivaroxaban signifikant (p < 0,0001) um 82% gegenüber Placebo vermindert. Auch in dieser Langzeitstudie zeigte Rivaroxaban ein günstiges Sicherheitsprofil. Schwere Blutungen traten nur selten auf und es gab keine Hinweise auf eine mögliche Lebertoxizität.

Quelle Prof. Dr. med Harry Büller, Amsterdam: Hotline-Session und Pressekonferenz beim Kongress der European Society of Cardiology (ESC), Stockholm, 31. August 2010, veranstaltet von der Bayer Vital GmbH, Leverkusen.

 


Medizinjournalistin Christine Vetter

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